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Höhere Geschwindigkeit und höheres Alter mögliche Gründe. Zahl der Fahrer nimmt rapide zu

Schramberg - Die Nachfrage nach Pedelecs ist in den vergangenen drei Jahren regelrecht explodiert. Allerdings nahmen auch die Unfallzahlen zu. Trauriger Höhepunkt war der tödliche Unfall zwischen Schönbronn und Mariazell im April. Grund genug, Ursachenforschung zu betreiben.

"Die Statistiken zeigen, dass Unfälle mit Pedelecs schwerwiegendere Folgen haben als Unfälle mit unmotorisierten Fahrrädern", bestätigt Gunnar Link, der ehrenamtliche Radbeauftragte der Stadt Schramberg, auf Anfrage. "Das könnte an höheren Geschwindigkeiten und eventuell auch am vermutlich höheren Durchschnittsalter von Pedelec-Nutzern liegen", sagt Link. Zudem sei schlicht die höhere Zahl der verkauften Pedelecs ein weiterer Grund. So seien mehr Fahrer unterwegs, die Wahrscheinlichkeit für Unfälle steige.

Gernot Jung vom "Schramberger Radhaus" bestätigt, dass die E-Bike-Fahrer oft schneller unterwegs seien als die Unmotorisierten. Auch dadurch endeten Unfälle oft schwerer.

Mehr Radwege?

Die Übung fehle am Anfang oft, weiß Regina Jung. Zudem seien die Bordsteine oft zu hoch, was eine Ursache für viele Unfälle sei. Und weiter: "Baut Radwege, damit die Leute Platz haben und nicht auf der Straße fahren müssen", fordert sie.

Dieses Argument greift Gunnar Link gerne auf. "Ein straßenbegleitender Weg an der Straße Richtung Mariazell wäre wünschenswert. Im Bernecktal sollte im Zuge einer Sanierung der Straße geprüft werden, was baulich möglich ist", sagt Link. Den Gehweg zwischen Schramberg und Hardt könne man verbreitern, um ihn für Fahrräder nutzbar zu machen. Auch von Waldmössingen in Richtung Oberndorf fehle ein Radweg.

Es gebe zwar einige touristische Radwege, Berufspendler und der Radverkehr zu Schulen und Einkaufsmöglichkeiten habe aber andere Anforderungen. Hier werde immer der schnellste und direkte Weg gesucht. Und dieser sei nicht immer fahrradfreundlich. Gebe es keine sinnvoll nutzbare Parallelstrecken, könne man über Geschwindigkeitsbegrenzungen nachdenken, erklärt Jung und führt als Beispiele die Bereiche "Sulgen Mitte" und beim "City-Center" Schramberg an. "Wer lebendige Orte möchte, muss fußgänger- und radfahrerfreundlich bauen", fordert er. Der Stadtumbau 2030 zeige hier gute Möglichkeiten.

Tipps für die Sicherheit

Radfahrer sollten "nach außen selbstbewusst, innerlich aber defensiv fahren", gibt Link eine Empfehlung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs weiter. Man solle sich sichtbar machen, aber auch mit Rücksicht und vorausschauend am Straßenverkehr teilnehmen, also nicht mit Scheuklappen durch die Welt radeln.

Tipps für Autofahrer

Autofahrer müssten sich daran gewöhnen, die Straße mit langsameren Verkehrsteilnehmern zu teilen. Besondere Vorsicht müsse beim Rechtsabbiegen gelten, da Radfahrer oft im toten Winkel seien. Bei Lkws könnten Abbiegeassistenten helfen, glaubt Link.

Verkaufsschlager

Die Pedelecs haben sich als regelrechte Verkaufsschlager entwickelt. Mittlerweile ist mehr als jedes zweite verkaufte Rad motorisiert. "Durch das Firmenleasing nutzen inzwischen alle Altersklassen Pedelecs", sagt Regina Jung.

Der Anteil an den Pedelecs werde weiter steigen, prognostiziert Gunnar Link. Für Berufspendler, die bis zu 15 Kilometer zur Arbeit zurücklegen, sei das Pedelec in den Sommermonaten ein tolles Gefährt, um schnell und fit zur Arbeit zu gelangen.

"Bei mir hat die Pedelec-Euphorie etwas nachgelassen", räumt Link ein. "Wenn man ohne Motor unterwegs sein will oder der Akku leer wird, hat man einfach ein ziemlich schweres Fahrrad dabei. Auf der Ebene wie in Waldmössingen, benötige ich die Motorunterstützung gar nicht", sagt der Fahrradbeauftragte.