Britta Blaurock (links), hier mit Mitarbeiterin Karin Hettich, kann es sich nicht erlauben, ihre Buchhandlung zu schließen. Foto: Stapel

Drei Läden auf unbestimmte Zeit geschlossen. Lage spitzt sich langsam zu.

Schramberg - "Wer jetzt nicht zumacht, hat den Schuss nicht gehört", sagt Eberhard Fischer von Optik Fischer, der als Vorreiter, genauso wie die Lotto-Annahmestelle Bihl und dem Junghans-Shop ab jetzt geschlossen hat. Wir haben weitere Einzelhändler und Gastronomen befragt.

Mit der Schließung des Junghans-Terrassenbau-Museums sind ab dem heutigen Dienstag zum Schutz der Besucher und Mitarbeiter auch der dortige Werksverkauf des Uhrenherstellers nicht mehr geöffnet, teilt Museumsleiter Arkas Förstner mit.

Der 79-jährige Gerhard Bihl, Inhaber der Lotto-Annahmestelle im Bruckbeck in Schramberg, hat ebenfalls für unbestimmte Zeit geschlossen, informiert sein Sohn Heiko Bihl: "Solange, bis sich die Lage beruhigt hat, oder bis wir jemanden in den Laden stellen können, der nicht zur Risikogruppe gehört." Sein Vater befinde sich im Rentenalter und wäre nicht mehr finanziell darauf angewiesen, betont Heiko Bihl.

Abwarten, was passiert

Finanziell kann sich das nicht jeder Einzelhändler erlauben. "Wir können unseren Laden nicht einfach schließen", sagt Anke Krön über ihr Lederwarengeschäft in Schramberg. "Wir müssen abwarten, was entschieden wird." Gesundheit sei natürlich wichtig, aber schließe man das Geschäft eigenständig, stehe man ohne Hilfe da. "Es bringt nichts, wenn wir nachher Insolvenz anmelden müssen", betont Krön. "Aber es wäre vernünftig, wenn die Regierung entscheidet, alle Läden zu schließen." Einen Rückgang der Kundschaft bemerkt Krön deutlich, aber eins laufe momentan noch gut: Schulranzen für Erstklässler. "Das ist das typische Ostergeschenk", sagt Krön.

Das Team des Weltladens teilt die Sicht von Anke Krön: "Wir sind alle ehrenamtlich hier und nicht gewinnorientiert, aber unsere Kundschaft ist größtenteils 60 plus." Bisher spürt das Weltladenteam keinen Rückgang an Kundschaft, jedoch seien sie ebenfalls der Meinung, es sei gegenüber der Risikogruppe sinnvoll, Läden vorerst zu schließen. "Aber wir halten uns da an die allgemeinen Richtlinien."

Kunden steuern selbst

Das Modehaus Dobler tut dies ebenfalls: "Wir können nur abwarten, das müssen andere Stellen entscheiden, ob wir schließen sollten oder nicht", meint Geschäftsführer Boris Giesler. Jedoch betont er, dass der Kunde selbst steure, ob er das Risiko eingehe, einzukaufen oder nicht. "Klamotten sind vielleicht nicht gerade an erster Stelle", sagt er. "Aber wir bemerken keinen Rückgang an Kundschaft." Besondere Vorsichtsmaßnahmen trifft das Modehaus nicht: "Hände gewaschen haben wir schon davor regelmäßig", erzählt Giesler.

Dass Bücher mehr in den digitalen Warenkorb gelegt, als aus dem Regal genommen werden, merkt die Buchlese in Schramberg nicht. "Viele Menschen kaufen unverändert Bücher bei uns im Laden ein, besonders Kinderbücher", erzählt Geschäftsführerin Britta Blaurock. Sie bemerke keinen Rückgang an Kunden, im Gegenteil: Viele Eltern müssten jetzt durch die Schließung der Kindergärten und Kitas ihre Kinder beschäftigen. Einige würden auch schon Ostergeschenke besorgen. "Online bemerken wir keine Veränderung, viele bestellen bei uns am Telefon und holen es dann ab", erläutert die Geschäftsführerin. Sie könne es sich aus finanzieller Sicht nicht erlauben, ihre Buchhandlung zu schließen.

Christoph Moosmann, Geschäftsführer von Thomas Philipps in Schramberg, hat noch bei der Neueröffnung vor zwei Wochen gesagt, dass die Hamsterkäufe bei ihm ausbleiben. "Unser Desinfektionsmittel ist mittlerweile ausverkauft und kommt so schnell nicht wieder. Das Klopapier und die Kartoffeln sind leer, die Nudelregale sehen ebenfalls mager aus", sagt Moosmann. "Das Nachliefern dauert eben seine Zeit."

Die Bude ist komplett voll

Die Lage spitze sich immer mehr zu, betont der Geschäftsführer. "Viele haben jetzt Angst, Hausarrest zu bekommen. Da kann ich durchaus nachvollziehen, dass man sich eindecken möchte", betont Moosmann. "Aber man sollte es nicht übertreiben."

Das Problem sei, dass Leute so viel auf einmal kaufen würden, da bleibe für manche nichts mehr übrig. "Das ist schade – und Hysterie ist eigentlich nicht nötig", erzählt er. "Wir haben aber definitiv die Bude voll." Die Mitarbeiter und der Geschäftsführer sind entspannt, denn das Geld, mit dem sie auch zuvor schon hantierten, sei ebenfalls voller Bakterien: "Wir haben davor Handhygiene betrieben und werden das weiterhin tun", betont Moosmann.

Noch nie so wenig verkauft

Der Gastronom und Inhaber des "Spunden", Francesco Infantone, bemerkt deutliche Einbußen: "So wenig Essen wie am Montag habe ich noch nie verkauft", betont er. "Viele Gruppen sagen mir ab, ich spüre es schon gewaltig."