Maggy und Udo Neudeck Fotos: Fritsche/Neudeck Foto: Schwarzwälder Bote

Inklusion: 14 Tage lang Vorträge zur besseren Eingliederung von Behinderten in den Beruf gehalten

Maggy und Udo Neudeck haben zwei für sie spannende Wochen lang in Peking und anderen chinesischen Großstädten Fortbildungsvorträge für Mitarbeiter von Behinderteneinrichtungen gehalten.

Schramberg. Die Lipoid Stiftung in Ludwigshafen hatte Maggy und Udo Neudeck die Chinareise im September ermöglicht. Die Stiftung unterstützt weltweit Einrichtungen, die sich um kranke und hilfsbedürftige Menschen kümmern. Maggy und Udo kannten die Stiftung durch ihre Arbeit als Lehr- und Führungskräfte der Stiftung St. Franziskus in Heiligenbronn, wo sie sich im Juli in den Ruhestand verabschiedet hatten. Als die Anfrage der Lipoid Stiftung zum Einsatz in China kam, mussten sie nicht lange überlegen und sagten zu. "Die Chinesen wollten sich über Aspekte der Behindertenarbeit in Deutschland informieren, wir freuten uns, unser Wissen weiterzugeben", erklärt Udo nach der Rückkehr.

Inklusion

"Berufliche Bildung und Inklusion für Menschen mit Behinderung", war das übergreifende Thema der Vorträge. "Es ging also um die Zeit nach der Schulausbildung, hier haben wir sehr interessante und innovative Ansätze kennen lernen können", erläutert Udo. "Was wir von der Schulausbildung durch staatliche und private Anbieter gesehen haben, war von der Betreuung oder den Räumen so gut wie hier oder sogar besser", zeigt sich Maggy beeindruckt. Die beiden hatten Vorträge zum Beispiel über Netzwerkarbeit, Qualitätssicherung, Diagnostik, Dokumentation und Berufsberatung vorbereitet. Die Folien wurden im Vorfeld ins Chinesische übertragen, die Vorträge simultan übersetzt.

Vier Vorträge täglich

Die Vortragsreise war sehr anstrengend: Im Schnitt waren sie zweieinhalb Tage an einem Ort und hielten täglich vier zweistündige Präsentationen mit zusätzlich jeweils einer halben Fragestunde. Der Start war in Peking, danach ging es im Hochgeschwindigkeitszug 600 Kilometer nach Tianjin an die Küste ("Eingliederungsgruppen mit tollem Konzept, auch mit neuen Medien"), danach per Flugzeug ins 3 000 Kilometer entfernte "Teegebiet" von Anxi ("Große Schule mit einer Behindertenklasse"). Dort hielten sie ihre Vorträge auf einem Fachkongress für Lehrer und Verbandsvertreter. "Die haben das Thema erkannt und es gibt schon gute Konzepte, damit man für Behinderte auch in der Berufseingliederung etwas macht", stellte Udo fest. Danach ging es wieder zurück nach Peking, um dort wieder zwei Tage lang Vorträge zu halten. Zum Abschluss gab es noch eine Autofahrt zur zwei Stunden entfernten Chinesischen Mauer. "Sehr beeindruckend, wie die Pyramiden oder Machu Picchu", fand Udo.

Chinesische Lebensart

14 Tage waren die beiden nur mit Chinesen zusammen, schliefen in chinesischen (nicht touristischen) Hotels, einmal sogar in einem Altersheim, aßen nur chinesisches Essen ("Morgens, mittags und abends immer warm, bald konnte ich mit den Stäbchen ein Reiskorn packen", erzählte Udo). Das Team der Lipoid Stiftung in Peking hatte den Aufenthalt perfekt geplant, vorbereitet und durchgeführt. Die Chinesen seien sehr gute Gastgeber gewesen: Überaus freundlich, gesellig, offen, man habe sich alles ansehen dürfen. Deutscher zu sein,wäre ein Vorteil gewesen: Die Chinesen sagten, wir seien ähnlich, nämlich fleißig, technikorientiert und musikbegeistert. "China ist kein Schwellenland mehr, die haben uns technologisch schon überholt", findet Udo. "Es gibt mehr Schnellbahntrassen als in der gesamten anderen Welt zusammen, viel mehr E-Fahrzeuge, der Müll wird getrennt, die Plastiktüte ist böse", berichtet Udo. Das sind die Eindrücke aus den besuchten Städten.

"Die chinesischen Mitarbeiter der Lipoid Stiftung waren mit unserer Arbeit sehr zufrieden", berichtet Maggy aus dem Nachgespräch zur Reise mit der Stiftungsleitung. Die beiden würden jederzeit wieder fahren. "Zum zweiten Mal hatten wir die Chance, etwas von in insgesamt 70 Berufsjahren gesammelten Wissen weiterzugeben", freut sich Udo Neudeck. In einem ähnlichen Projekt für die Caritas hatten die beiden in Prizren im Kosovo eine Gehörlosenschule mit Kindergarten, Grundschule, Hauptschule und Berufsschule aufgebaut, die heute noch besteht.