Vandalismus: Zerstörungswut am ehemaligen Krankenhaus reißt nicht ab / Jugendliche und Profis am Werk

"Es hört einfach nicht auf", seufzt Anneliese Bendigkeit. Ständig sind ungebetene Besucher im ehemaligen Krankenhaus – und lassen ihrer Zerstörungswut freien Lauf.

Schramberg. So schlimm wie im vergangenen Jahr, als die Einrichtung nahezu aller Zimmern demoliert wurde (wir berichteten), ist es derzeit nicht, trotzdem kehrt keine Ruhe ein.

"Dort war wieder jemand", sagt Anneliese Bendigkeit kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung vor Ort und verweist auf ein heruntergelassenes Rollo. "Das war letztes Mal noch oben", sagt sie. Ihrem Adlerauge entgeht nichts. So wurde beispielsweise ein Stuhl unter einen in drei Metern Höhe angebrachten Schrank gestellt, um dessen Fächer ausräumen zu können. In einem anderen Zimmer wurden Spritzen – wohlgemerkt gebrauchte – ausgeleert. Damit seien kranke Menschen behandelt worden, schüttelte Anneliese Bendigkeit den Kopf.

Tresor häufig im Visier der Eindringlinge

In Türrahmen wurden Böller gesteckt, um sie aufzusprengen, was aber längst nicht immer gelungen ist. Die Liste an Beschädigungen ist schier endlos: So wurden Fenster eingeworfen, Türen zerdeppert und eingetreten und gar alte Fliesen mitgenommen. Einen besonderen Reiz übt ein Tresor aus, an dem sich viele Spuren finden. Allerdings sei dort schon längst nichts mehr drinnen, so die frühere Nachtschwester des Krankenhauses.

Die Eingangsbereiche sind mit Drahtgestellen vergittert und mit Vorhängeschlössern gesichert – doch auch das hindert Eindringlinge nicht. Anneliese Bendigkeit verweist auf einen Bauzaun, der mit schierer Gewalt aufgebogen wurde. Es ist wie das Spiel von Hase und Igel. Kaum ist die eine Schwachstelle geschlossen, tut sich eine neue auf. Ein schmales Fenster, durch das Personen eindrangen, wurde mittlerweile vernagelt, doch die ungebetenen Gäste finden stets neue Wege in das Innere des Gebäudes.

Einmal habe sie gar Leute im Gebäude gehört, erzählt Anneliese Bendigkeit. Diese hätten aber offenbar bemerkt, dass sie komme und das Weite gesucht. Immer wieder sei auch die Polizei am ehemaligen Krankenhaus, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Sie vermutet Jugendliche als Eindringlinge, aber auch professionelle Einbrecher. Diese hätten beispielsweise die schweren Metalltüren der früheren OP-Säle mitgenommen. Zudem seien die schalldichten Rollos heruntergelassen worden, um nachts ungestört "arbeiten" zu können. Mit Zeichen sei markiert worden, wo etwas zu holen sei und die wertvollen Dinge seien systematisch mitgenommen worden. Seit Corona seien auch das verbliebene Desinfektionsmittel und die Einmalhandschuhe gestohlen worden.

Nach der Schließung des Krankenhauses im Jahr 2011, erinnert sich Anneliese Bendigkeit, habe zunächst eineinhalb Jahre Ruhe geherrscht. Dann habe es die ersten Fälle von Vandalismus mit eingetretenen Fenstern gegeben. Seit fünf Jahren gebe es immer wieder Diebstähle zu verzeichnen. Sie melde das stets der Polizei. Diese ständigen Vorfälle und die stetige Verschlechterung des Zustands sei mit ein Grund dafür, dass das Krankenhaus nicht mehr so einfach reaktiviert werden könnte, meint Anneliese Bendigkeit. Der Vandalismus hinterlasse seine Spuren. Obwohl ihr das Herz blutet, bringt sie sogar einen Hauch Verständnis mit auf – schließlich gebe es kaum Möglichkeiten für Jugendliche in der Stadt und dann suchten sie sich eben ihre Räume.