Die neuen Auszubildenden, die im kommenden September starten, informieren sich über den Ausbildungsbeginn. Foto: MS-Schramberg

Schulabgänger verunsichert. Unternehmen bieten jedoch Stellen in vielfältigen Berufen an.

Schramberg/Schiltach/Aichhalden - Die aktuelle Wirtschaftslage, die bei den meisten Unternehmen von Umsatzeinbußen und Auftragsrückgängen geprägt ist, verunsichert die Schulabgänger.

Gleichzeitig fehlen durch die Schulschließungen und den Ausfall der Ausbildungsmesse Jams die bewährten Beratungsangebote und Kontaktmöglichkeiten. Das schlägt sich zum Teil in einer rückläufigen Bewerberzahl nieder. Wir haben deshalb Unternehmen im Raum Schramberg zur Ausbildungslage befragt.

"Die Geschäftsführung hat beschlossen, die Zahl der Ausbildungsplätze auch im kommenden Jahr aufrechtzuhalten, um den Zugang zu qualifizierten Mitarbeitern auch nach der Wirtschaftskrise abzusichern", erklärt Udo Schnell, Vorsitzender der Geschäftsführung von Kern-Liebers. Auch durch den demografischen Wandel sei ein Rückgang der Bewerberzahlen im Vergleich zu den vergangenen Jahren zu spüren. "Allerdings sind wir immer noch in der Lage, unsere Ausbildungsplätze mit guten Kandidaten zu besetzen", berichtet Schnell. 132 Auszubildende zählt der Standort Schramberg von Kern-Liebers.

Trend zur Digitalisierung

Das Unternehmen bildet zunehmend Mechatroniker und Elektroniker in Verbindung mit den traditionellen Ausbildungsberufen Industrie- und Werkzeugmechaniker aus, um dem Digitalisierungstrend in der Fertigung gerecht zu werden. Für die kaufmännischen Bereiche bildet es auch Informatik-Kaufleute sowie Informatiker aus. Und im Bereich der Studierenden hat Kern-Liebers den neuen Studiengang "Informatiker industrielle Automatisierung" geschaffen.

Auch die MS-Schramberg bietet wie in den Vorjahren Ausbildungsstellen in vielfältigen Berufen an. "Es zahlt sich aus, trotz der aktuellen Lage in die Ausbildung zu investierten. Auszubildende sind schließlich die Fachkräfte von morgen", erklärt Geschäftsführer Heimo Hübner. Zur Zeit sind 26 gewerbliche Auszubildende und Studenten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) sowie fünf kaufmännische Auszubildende bei MS-Schramberg. 2020 werden zwölf neue Auszubildende starten. Bewerbungen für das Jahr 2021 sind ab jetzt möglich.

Bei der Herzog GmbH im Brambach sind zur Zeit 27 Auszubildende tätig. "Der Strukturwandel in der Automotive-Industrie und der vollzogene Wandel von Herzog zur New Mobility führen zu neuen Anforderungsprofilen, die durch Themen wie Mechatronik, Elektronik und Automation gekennzeichnet sind", erklärt Geschäftsführer Matthias Aust. Dies führe zu einer Verschiebung bei den angebotenen Ausbildungsplätzen zu neuen Berufsbildern. Die Herzog GmbH werde zwar weiterhin die Berufe Zerspanungsmechaniker, Industriemechaniker und Industriekaufmann-/frau ausbilden. Neue Berufsbilder wie Mechatroniker, Elektroniker für Betriebstechnik und Industrieelektriker gewinnen aber zunehmend an Bedeutung, so Aust. Auf die Anzahl der angebotenen Ausbildungsplätze habe die Pandemie keine Auswirkung. "Für 2020 sind die Zahlen der Bewerbungen gleichgeblieben beziehungsweise noch etwas angestiegen", berichtet Aust.

Neue Ausbildungsinhalte

Derzeit beschäftigt Trumpf Laser in Schramberg 70 Auszubildende und DHBW-Studenten, berichtet das Unternehmen. Im September 2020 beginnt der neue Ausbildungsjahrgang und ein Teil der Auszubildenden wird seine Ausbildung abgeschlossen haben. Insgesamt werden dann 88 junge Menschen ausgebildet. "Wir werden die weltweite konjunkturelle Lage selbstverständlich genau beobachten und gegebenenfalls unsere Bedarfe anpassen. Aufgrund von Corona sind tatsächlich weniger Bewerbungen eingegangen", erklärt Ausbildungsleiter Gunar Haizmann. Die bisherigen Ausbildungsberufe würden weiterhin Bestand haben. "Was permanent an neue Rahmenbedingungen angepasst wird, sind die Ausbildungsinhalte, vor allem auch hin zu digitalen Kompetenzen", ergänzt Haizmann.

Die Maurer Verwaltungs-Holding GmbH & Co. KG bildet in Schramberg derzeit zehn junge Menschen aus, in der gesamten Firmengruppe sind es 30 Auszubildende. "Im Herbst erwarten wir mit Freude neue Auszubildende. Die überwiegende Zahl im Beruf Anlagenmechaniker und auch Kaufleute für Büromanagement", erklärt Geschäftsführer Clemens Maurer. Im Beruf des Anlagenmechanikers zum Beispiel sieht Maurer ein Berufsfeld mit sehr guten Zukunftsaussichten: "Moderne, effiziente und ökologisch sinnvolle Energie- und Gebäudetechnik kann nur durch gut geschulte Fachleute geplant und installiert werden." Auch für das Berufsbild Klempner/Flaschner sucht Maurer noch Auszubildende.

Bewerbung im Internet

Auf speziellen Internetseiten wie zum Beispiel www.werde-anlagemechaniker.de oder www.werde-flaschner.de können sich Jugendliche bei Maurer für ein Praktikum oder eine Ausbildung online informieren und auch gleich bewerben. "Die Zahl der Bewerbungen war die letzten Jahre moderat. Wir konnten mit unserem Ausbildungsangebot aber immer wieder Jugendliche überzeugen. Die überwiegende Zahl ist bis heute im Unternehmen", berichtet Maurer weiter.

Keine Änderungen bei der Ausbildungsplatz-Nachfrage durch die Corona-Pandemie hat Bereichsleiter Benjamin Elter von der Kaupp GmbH festgestellt. 20 Auszubildende sind zur Zeit im Unternehmen.

Die Simon Group in Aichhalden zählt aktuell 21 Auszubildende. Geschäftsführer Tobias Hilgert erwartet nicht, dass die Corona-Pandemie und gegebenenfalls der Strukturwandel im Automotive-Bereich die künftige Zahl der Ausbildungsplätze im Unternehmen beeinflusst: "Die Anzahl der Azubis wird konstant bleiben." Allerdings gebe es Ausbildungsberufe, die in Zukunft wichtiger werden: "Es wird eine Verlagerung der Ausrichtung der gewerblichen Ausbildungsberufe hin in den MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) geben." Also zum Beispiel zu mehr Mechatronikern und Elektrikern.

Die Hansgrohe Group mit ihrem Hauptsitz in Schiltach bildet 164 junge Menschen im kaufmännischen und gewerblichen Bereich sowie im Rahmen des Dualen Hochschulstudiums aus. Die Corona-Pandemie habe keine Einfluss auf die Anzahl der Ausbildungsplätze, berichtet die Presseabteilung. Pro Ausbildungsjahr bietet Hansgrohe rund 40 bis 50 Plätze an. Für den Ausbildungsstart Herbst 2021 sind bereits einige besetzt. "Natürlich spüren wir im Moment einen leichten Rückgang an konkreten Bewerbungen. Dies liegt daran, dass wir durch die im Frühjahr ausgefallenen Ausbildungsmessen und hausinternen Ausbildungsveranstaltungen nicht den direkten Kontakt zu den interessierten Schülerinnen und Schülern knüpfen konnten. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir für 2021 alle unsere Ausbildungsplätze besetzen werden", erklärt die Presseabteilung. Und auch bei Hansgrohe halte die Digitalisierung in allen Ausbildungsberufen Einzug.