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Sorge, dass Biogasanlage weiter ausgebaut wird. Keine Erweiterung geplant.

Schramberg-Sulgen - Sonntägliches und nächtliches Ruhebedürfnis der Anwohner und nachhaltige Energieerzeugung mit nachwachsender Biomasse kommen sich auf dem Sulgen in der Mariazeller Straße ins Gehege.

Die am Ortsausgang Richtung Schönbronn gelegene Biogasanlage von Roland Bantle braucht mehrmals im Jahr Nachschub an Rohstoffen. Auf der Größe eines Fußballfeldes lagern Gras und Mais neben der Anlage.

Am Sonntag, 25. September, war es wieder so weit: "Circa 80 Riesen-Bulldogs mit Anhänger rollten zwischen 8 und 18 Uhr am Haus vorbei", berichtet Dieter Hirt. Mit seiner Frau Monika bewohnt er ein Haus an der Mariazeller Straße. Durch den Lärm war an Sonntagserholung nicht zu denken. Hirt war zudem noch sensibilisiert vom zweiten Juliwochenende. Von 8 bis 2.30 Uhr seien die Treckerladungen am Haus vorbeigezogen, an Schlaf war nicht zu denken. Ab Sonntag sei es ab 7.30 weitergegangen. Circa 140 Transporte seien es gewesen.

Beim Ordnungsamt Schramberg habe er sich erkundigt, ob das normal ist. "Die sagten mir, Landwirte dürfen mit ihren Traktoren auch nachts fahren". Oder eben auch am Sonntag. Tatsächlich ist es so, dass es für Traktoren kein Sonntagsfahrverbot wie für Lastwagen gibt, bestätigt Cornelia Penning, Leiterin der Abteilung Öffentliche Ordnung.

Überempfindlich sei er nicht, früher hätte er an der Lauterbacher Straße gewohnt und sei Straßenlärm gewohnt, betont Hirt. Auch Nachbar Wolfgang Zeller war der Krach zuviel, der ihn aus dem Garten vor dem Haus vertrieben hat: "Man konnte sich nicht mehr unterhalten, man verstand kein Wort".

Dazu treibt Hirt die Sorge um, dass die Biogasanlage weiter ausgebaut wird. "Am Anfang waren es zwei Nachgärer, mittlerweile sind es vier– und diese müssen gefüllt werden". Noch mehr Traktorladungen wären die Folge.

Keine Erweiterung geplant

Diese Angst kann ihm Roland Bantle nehmen. "Es wird keine Erweiterung der Anlage geben, das darf ich gar nicht, das ist nicht genehmigt", versichert er auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Aber seine Ernte müsse er irgendwie einfahren können. "Wir machen drei Schnitte Gras im Jahr und einmal die Maisernte", erläutert er. Aus 270 Hektar Wiesen und Maisfeldern gewinnt er die Biomasse für seine Anlage.

Damit produziert er circa 4,3 Millionen Kilowatt Strom im Jahr. "Eine Menge, die ganz Eschbronn versorgen könnte", rechnet Bantle vor. Das meiste davon würde von der Dunniger Seite her transportiert, aus Richtung Sulgen nur 15 Hektar. Dafür reiche in der Regel ein Tag. Würden die Traktoren während der Woche durch Sulgen fahren müssen, würden sie das Verkehrschaos dort nur noch verschlimmern. "Wir stünden nur an den Ampeln herum und verschlimmerten den Stau", erklärt er. Zwei Traktor-Anhänger-Gespanne hat er selber, die sein Sohn und er fahren.

Die andern müsse er für 70 Euro die Stunde mieten. Außerdem sei er bei der Ernte immer zeitlich unter großem Druck. Zum einen sei das Zeitfenster für das Einholen des Getreides mit einer Woche sehr kurz. Zum anderen wäre er auch vom Wetter abhängig. So sei es auch am zweiten Juliwochenende gewesen, auf das Anwohner Hirt besonders abhebt. Da sei für Montag Starkregen angesagt worden, sodass er am Wochenende noch alles hätte einbringen müssen. Wie allen Landwirten macht auch Bantle der Preisdruck zu schaffen. Seinen Mastrinderbestand hat er deshalb von 180 auf 120 reduziert. Was andere Landwirte der Region mit ihrer Waldwirtschaft ausgleichen, schafft Bantle mit der Biogasanlage. Er ist deshalb froh, dass er sie hat.