Neue und alte Gesichter im Vorstand des Trachtenvereins Schramberg. Von links: Marianne Linkenheil, Sandra Kern, Alisa Seckinger (sie unterstützt ihren Bruder Florian) und Vorsitzender Karl-Heinz Steffan. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Mehr Tänzer und eine neue Jugendgruppe / Aufbruchstimmung statt Vollbremsung

Wie das berühmte Licht am Ende des Tunnels: Beim Trachtenverein Schramberg tanzen mehr Mitglieder und auch die Jugend ist wieder mit dabei.

Schramberg. In der Hauptversammlung im H.A.U.-Vereinsraum wurde der mehrere Jahre verwaiste Posten des Jugendleiters mit Florian Seckinger neu besetzt. Sehr zur Freude des wiedergewählten Vorsitzenden Karl-Heinz Steffan, der den Verein seit nunmehr 48 Jahren führt und die 50 vollmachen will, wurde auch die vakante Funktion des Inventarverwalters durch Sandra Kern wieder besetzt.

Für weitere zwei Jahre bleiben Marianne Linkenheil Schriftführerin und Inge Spinner Kassenprüferin. Mit großem Interesse verfolgten die Versammelten den Tätigkeitsbericht des erkrankten potenziellen Jugendleiters Florian Seckinger, den dessen Schwester Alisa Seckinger vortrug. Das Duo besuchte in diesem Jahr einen Kurs der Gau-Jugend mit dem Thema Jugendarbeit. Dies inspirierte sie, im Trachtenverein eine neue Jugendgruppe aufzubauen. Bei der Finissage von Sebastian Wehrle Ende September nutzten sie die Gelegenheit, Werbung für vorgesehene Gruppenstunde zu betreiben. Kinder durften zum Thema Tracht eine Stofftasche bemalen. Das Interesse war bei ihnen und Eltern recht groß. Zur ersten Gruppenstunde Mitte Oktober kamen bereits vier Kinder und Jugendliche. Inzwischen gab es drei weitere Treffen, die immer mittwochs ab 15 Uhr im Vereinsraum stattfinden. Da lernten die Kinder erste Tänze und hatten viel Spaß.

Positiv waren auch die Jahresberichte von Kassiererin Rita Weißer, die einen kleinen Jahresüberschuss vermeldete, und von Tanzleiter Wolfgang Linkenheil. Da mehrere Tänzer Schicht arbeiten, kann nur noch alle vier Wochen trainiert werden. Bei Veranstaltungen wie dem Neujahrsempfang oder dem Trachtentag im Museum präsentierten sich die Tänzer und Tanzpaare in Tracht. Bei der Oberbürgermeisterwahl gehörten sie zu den ersten Gratulanten des neuen Stadtoberhaupts Dorothee Eisenlohr. "Durch Neuzugänge haben wir richtig Spaß am Tanzen und können wieder Tänze ins Programm nehmen, die wir in der Vergangenheit mangels Personal nicht tanzen konnten", schwärmte Linkenheil.

Wie Vorsitzender Karl-Heinz Steffan in seinem Beitrag einräumte, habe der Trachtenverein in den vergangenen Jahren oft am Bremspedal herumgespielt. Allerdings nicht immer freiwillig. Das Ende der Trachtenkapelle und der -jugend, Zoff und Abgänge in der Tanzgruppe, Rückgang der Mitgliederzahlen von 120 auf aktuell 77 und ein amtsmüder Vorsitzender. Wer denke da nicht an eine Vollbremsung. Es habe sicher gut getan, dass sich Außenstehende um den Trachtenverein Gedanken gemacht hätten. Aber die Unsicherheit, was bei einer Fusion mit anderen Vereinen geschehe, sei wohl doch zu groß gewesen. Aber es gebe wieder Licht am Ende des Tunnels. Der Aufwind sei von den Trachtenpuppen ausgegangen, die bei Ausstellungen im Schwarzwälder Bote, Rathaus und H.A.U.-Museum von Besuchern bewundert worden seien. Das Interesse an der Schramberger Tracht habe wieder Schwung in die Vereinsarbeit gebracht, nicht zuletzt durch vier neue Tänzer.

Wichtig sieht Steffan mehr Präsenz beim Kulturverband, bei Stammtischen und Vorträgen. Auch tänzerisch habe man noch Nachholbedarf. Dazu brauche es weitere Tanzbegeisterte. Der Auftritt beim Oktoberfest der Stadtmusik sei ein kleiner Anfang gewesen. "Wir müssen mehr tun, wenn wir uns erhalten wollen. Wenn aber jeder etwas mehr tut als bisher, dann kann es mit der Zukunft des Trachtenvereins Schramberg klappen", verbreitete der 78-jährige Vereinschef Aufbruchstimmung und dachte wohl schon an das Jahr 2025, in dem der Verein 100 Jahre feiern kann.