Thomas Herzog gratuliert Dorothee Eisenlohr zu ihrem Wahlsieg. Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder Bote

OB-Wahl: Thomas Herzog muss gewaltigen Absturz verzeichnen / Ein Bürger: "Zu wenig Profil und zu brav"

Von Martin Dold

Es war ein Denkzettel für Amtsinhaber Thomas Herzog: Bei der OB-Wahl vor acht Jahren war Tennenbronn noch seine Stimmenhochburg – er holte damals satte 81 Prozent. Dieses Mal kam er auf nicht einmal 20 Prozent.

Schramberg-Tennenbronn. Ebenfalls ein Zeichen, dass es die Tennenbronner ernst genommen haben: Mit 60,5 Prozent war die Wahlbeteiligung dort klar am höchsten. Gründe genug also, sich in Tennenbronn umzuhören, warum Herzogs Ergebnis derart desaströs ausgefallen ist.

Vieles ist vor Ort zu hören, beispielsweise die Unzufriedenheit der Bürger mit den Themen Halle, Freibad und auch dem Umgang mit Ortsvorsteher Lutz Strobel, gegen den Herzog ein disziplinarisches Verfahren angekündigt hat. "Dann hätte man Herzog wegen Dingen wie dem Krankenhaus auch schon längst an den Karren fahren können", sagt ein Tennenbronner. Auch der Besuch jüngst beim Bachfest sei nicht überall gut angekommen. "Kurz vor der Wahl lässt er sich blicken, sonst nie", habe es da geheißen.

Ein anderer Tennenbronner bekennt: "Ich habe Thomas Herzog gewählt, einfach weil ich ihn und seine Frau kenne und sie mir sympathisch sind." Herzog sei im Ort vorgeworfen worden, zu viel auf Schramberg zu schauen und zu wenig auf Tennenbronn. Wenn man den OB kritisiere, müsse man aber auch den gesamten Gemeinderat kritisieren. Das sei wie bei einer Fußballmannschaft, wo eben der Trainer gehen müsse.

Herzog habe zu wenig Profil entwickelt und sei mitunter zu brav gewesen. Ex-Bürgermeister Gerhard Rückgauer habe mit hochkarätigen Gästen aus Stuttgart Politik am Stammtisch gemacht und so seinen Willen durchgedrückt. Zum Schwimmbad: Wenn Tennenbronn für den Tourismus so wichtig sei, dann hätte Herzog ganz klare Kante zeigen und sich deutlicher dafür einsetzen müssen.

Ans Grundsätzliche geht ein weiterer Tennenbronner: "Was wurde denn wirklich abgewählt? Der Bürgermeister oder die Tatsache, dass Tennenbronn nun immer einen OB von Schramberg wählen muss?" In Waldmössingen gebe es dieselbe Auffälligkeit.

"Wir sind doch auch wer", sagt ein weiterer Tennenbronner. Immer werde nur auf Schramberg geschaut, im Schwimmbad tue sich hingegen gar nichts. Das schmerze ihn, da er schon seit Jahren Dauergast sei. Tennenbronn sei nur noch Bittsteller an Schramberg und werde meist abgebügelt, so sein Eindruck. Das Wahlergebnis spiegle das wider, da Herzog an der Spitze der Verwaltung stehe.

Herzog habe vor der letzten Wahl viel versprochen, umgesetzt worden sei nur wenig, sagt eine weitere Stimme. "Inzwischen haben viele Angst, dass das Schwimmbad gar nicht mehr aufmacht", meint er. Herzog habe auch der Bezug zu Tennenbronn gefehlt. Er sei nur bei wichtigen Veranstaltungen in Tennenbronn gewesen, Präsenz und Bürgernähe hätten gefehlt.

"Es kam immer als Erstes: ›Herzog ist ein Rechtsanwalt und er regelt immer alles nach dem Gesetz‹", sagt eine Tennenbronnerin. Und weiter: "Er ist einfach zu genau. Als OB muss man auch mal Entscheidungen treffen und nicht immer irgendwelche Machbarkeitsstudien oder ähnliches vorschieben". Im Großen und Ganzen sei es auch eine Frage der Sympathie und da habe Eisenlohr die Nase vorne gehabt.

Ein anderer Tennenbronner sieht es so: Es habe große Unzufriedenheit mit dem Stillstand in der Amtszeit von Herzog gegeben, beispielsweise beim Thema Halle oder "Krone". Zudem habe er den Wunsch nach Neuem feststellen können. Eisenlohr werde eine gute Chance eingeräumt, das Amt aufgrund ihrer Ausbildung und ihres Hintergrunds gut auszuüben. Außerdem habe sie sich bei den Vorstellungen sehr gut verkauft und sei sicherlich von vielen Frauen gewählt worden.

Ganz einfach, meint ein anderer Tennenbronner: "Vielen hat es mit dem ewigen Theater mit der Halle und dem Schwimmbad gereicht."