Erstmals seit 140 Jahren wird der Musikverein Sulgen mit Tanja Maier (oben, Mitte) von einer Frau dirigiert. Den Auftakt zum Konzert machte die Jugendkapelle (links). Die Saxophonisten des Hauptorchesters boten mit ihren Melonen als authentische Kopfbedeckung eine optische Anlehnung an Chic des Ausnahmekünstlers Charlie Chaplin. Für 25 Jahre als musikalische Stütze des MV Sulgen ehrten Tobias Schmid (rechtes Bild, links) und Sabine Seckinger (rechts) Susanne Seckinger (Mitte). Fotos: Ziechaus/Blümel Foto: Schwarzwälder-Bote

Musikverein Sulgen brilliert beim Herbstkonzert unter neuer Dirigentin / Susanne Seckinger ausgezeichnet

Von Jessica Blümel

Schramberg-Sulgen. "Ob man die richtige Entscheidung getroffen hat, weiß man immer erst hinterher": Nach ihrem gelungenen Konzert dürften sich nicht nur die Musiker des MV Sulgen sicher sein, in Dirigentin Tanja Maier eine "musikalische Goldgrube" gefunden zu haben.

Nicht allein die Tatsache, dass zum ersten Mal in der 140-jährigen Vereinsgeschichte des MV Sulgen eine junge Frau die Zügel in der Hand hält, sondern ebenso ihre Qualifikation und vor allem auch ihr, so die Musiker, "unglaublich feines Gehör" machten die junge Dirigentin bei ihrem Herbstkonzert-Debüt zum Star des Abends.

"Die Vorzeichen haben sich geändert", stellte Oberbürgermeister Herbert O. Zinell bei seiner Begrüßung zufrieden fest, "und das nicht nur im punkto bequemere Sitzkissen".

Eröffnet wurde das über zweistündige Konzert von der Jugendkapelle. Angefangen mit dem festlichen Stück "Antigua Bay", spielte das Orchester auch die Titelmelodie von "Forrest Gump". Den Abschluss bildete die dreiteilige "Easy Pop Suite" mit einem lebhaften "Asia Rock", einer "chilligen" Reggae-Ballade und einem fetzigen "Disco-Frisco". Um den musikalischen Hunger des klatschenden Publikums zu stillen, tischte die Jugend mit "Baby Elephant Walk" von Henry Mancini ein letztes Mal auf.

Zum "Großen Kurfürsten- Reitermarsch" marschierte die Hauptkapelle nach einer Pause in die Halle ein. Er markierte den Anfang eines abwechslungsreichen Programms. "Mont Blanc" vertonte die abenteuerliche Bergsteigertour des scheinbar unbezwingbaren Dachs Europas. Ungewöhnliche Klangeffekte sorgten für einen ordentlichen Schuss Dramatik und machten dieses Stück zu einem der Highlights des Abends. Doch es sollte nicht das einzige bleiben. Mit "Misty" von Errol Garner warteten die Sulgener mit einem echten Klassiker des Jazz auf. Als Sahnehäubchen überstrahlte Alexander Flaig an der Posaune den Klangteppich des begleitenden Orchesters. Mit seinen weichen Tönen schmeichelte sich der Solist des Abends in die Herzen der Zuhörer.

Eingebettet in das Konzert war die Ehrung von Susanne Seckinger für 25 Jahre aktive Mitgliedschaft. Angesichts ihres enormen Engagements, unter anderem als langjährige Kassiererin, stelle die Klarinettistin eine wichtige Stütze für den Verein dar, so Vorsitzender Tobias Schmid.

Mit "Another Opening" ging das Konzert nach einer Pause in eine weitere Runde. Schwungvoll und virtuos hielten die Musiker damit bereits Kurs auf ein weiteres Glanzlicht: "Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag": Mit "Charles Chaplin" hielt einer der größten Künstler und Filmikonen des 20. Jahrhunderts Einzug. Untermalt von der Filmmusik, flimmerten witzige Ausschnitte aus seinen Stummfilmen über die Leinwand.

Berauscht und beglückt von dieser Einlage, ging es mit einem großen Sprung in die 80er. Das Medley von Rocklegende Bryan Adams war ein Feuerwerk des Mainstream-Rock ‘n’ Rolls und versetzte das Publikum zurück in den Sommer von ‘69. Auf mitreißenden Rock folgte wieder etwas Klassik. In "Polka und Finale", mit Melodien aus der tschechischen Oper "Die entführte Braut", gipfelte das Konzert schließlich. Mit einen Donnergroll von Applaus verlangten die Gäste anschließend eine Zugabe. Doch auch nach einem Marsch wurden die Gäste nicht müde, weiter zu klatschen. An dieser Stelle ergriff Tobias Schmid das Wort und sprach seinen Dank an alle Mitwirkenden aus. Dabei erhielt Tanja Maier vom Publikum einen wahren Applausregen.

Mit einer originellen Verabschiedungsnummer, bei der jedes Register noch einmal seine ganz persönlichen zehn Sekunden Ruhm genießen konnte, war dann aber endgültig Schluss und der gemütliche Teil wurde eröffnet.