Seit Jahrzehnten hofft Schramberg auf die Umgehung. Jetzt sind die Chancen für das Projekt gestiegen. Foto: Wegner

Mit Vermerk »vordringlicher Bedarf« im neuen Bundesverkehrswegeplan. Die Politik jubelt.

Schramberg - Anflug von Frühlingsgefühlen in Schramberg: Die Talstadt-Umfahrung steht mit dem Vermerk "vordringlicher Bedarf" im neuen Bundesverkehrswegeplan. Die Politik jubelt.

Vom Bau einer Umgehung ist Schramberg noch einige Schritte entfernt. Bislang befinden sich die Pläne im Stadium eines so genannten RE-Entwurfs, eine Art Vorplanung. Insofern lässt sich die neue Lage seit gestern so deuten: Stünde Schramberg nicht mit dem Vermerk "vordringlicher Bedarf" im neuen Plan, wäre das Projekt bis 2030 praktisch tot. Jetzt hat die Stadt eine realistische Chance, innerhalb von 15 Jahren zu einer Talstadt-Umfahrung zu kommen, manche meinen sogar, gute Chancen. Weitere Umfahrungen im Kinzigtal sind in Planung, zum Beispiel in Haslach. Ziel ist es, eine leistungsfähige Querspange zwischen der A5 und der A81 herzustellen, die darüber hinaus mit weiteren Lückenschlüssen sogar von europäischer Bedeutung sei.

Derzeit werden die Kosten für die Talstadt-Umfahrung auf rund 116 Millionen Euro geschätzt. Schramberg drängt seit 40 Jahren auf eine Verkehrsentlastung. Die Belastung der Oberndorferstraße mit Schwerlastverkehr ist groß, täglich rollen 15 000 Fahrzeuge über die Gefällstrecke, Grenzwerte für die Schadstoffbelastung der Luft werden öfter überschritten.

Schramberg. Diese Nachricht aus Berlin überachte Volker Kauder, CDU-Bundestagsabgeordneter für die Landkreise Rottweil und Tuttlingen, gestern am späten Nachmittag. Kauder spricht von einem "großen Gewinn" für den Landkreis. Der Status "vordringlicher Bedarf" bedeute einen "zentralen Meilenstein auf dem Weg zur Realisierung", heißt es in einer Pressemitteilung.

Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner schickte umgehend eine Pressemitteilung raus. Er freue sich, dass die Umfahrung "heraufgestuft" worden ist. Die Bundesregierung halte ihre Zusagen aus dem Koalitionsvertrag und investiere in die Infrastruktur der ländlichen Region. Die Entlastung der Schramberger vom Durchgangsverkehr sei wichtig, die Realisierung "ein gutes Stück vorangekommen". Deshalb sei gestern "ein guter Tag für Schramberg" gewesen.

In Schramberg wurde die Nachricht aus Berlin ebenfalls positiv aufgenommen. "Ich freue mit, dass dieses für die Stadt und die Raumschaft wichtige Projekt nun im vordringlichen Bedarf steht", so OB Thomas Herzog gestern auf Nachfrage. Damit sei "eine Etappe geschafft". Für die Stadt gelte es jetzt, "am Ball zu bleiben" und zusammen mit dem Regierungspräsidium Freiburg und dem Land Baden-Württemberg "die weiteren Planungen voranzutreiben", so Herzog.

Am Abend meldete sich ferner Landrat Wolf-Rüdiger Michel (CDU) zu Wort, sprach von einem "wichtigen Schritt auf dem Weg zur Umfahrung". Das Projekt sei "ja bereits im vorigen Jahrhundert im vordringlichen Bedarf" gewesen. Die rot-grüne Bundesregierung habe es 2004 in den weiteren Bedarf mit Planungsmöglichkeit "herabdegradiert". Dennoch sei der RE-Entwurf vom Regierungspräsidium fertiggestellt worden. "Das hat sicher auch die Basis für den jetzigen Erfolg geschaffen", so der Landrat.

Die B 462 sei wichtige europäische Transitstrecke zwischen Frankreich und dem Osten sowie im Raum Schramberg "die Hauptschlagader" zwischen Oberrhein, Linie Stuttgart-Bodensee sowie Richtung Balingen, Tübingen und Reutlingen. Jetzt seien Bund und Land aufgefordert, die Planungen voranzutreiben, damit das Regierungspräsidium Freiburg die Planfeststellung "zügig einleiten kann". Diese Planfeststellung wäre die nächste wichtige Etappe zum Bau der Umgehungsstraße. Sie dürfe "nicht weiter verzögert" werden. Zusammen mit vielen Akteuren aus der Stadt Schramberg, der Wirtschaft und der Politik habe der Landkreis "Überzeugungsarbeit in Berlin" geleistet. "Der Einsatz hat sich gelohnt", so Michel. Kauder habe es geschafft, "eine schwache Flanke aus Stuttgart in Berlin in ein Tor zu verwandeln".