Prävention: Kinder werden mit Smartphone groß, müssen aber selbstverantwortlichen Umgang lernen

"Kleinkinder, Tablets und Smartphones" lautete das Thema des Frühlingstreffens des Arbeitskreises Präventive Familien- und Jugendhilfe.

 

Schramberg. Elke Ringl- Klank, stellvertretende Vorsitzende des AWO-Ortsvereins, begrüßte dazu Alexandra Lekawitz und Carmen Elsässer von der Frühberatungsstelle Mutpol und Lorenz Stopper, Konrektor der Erhard Junghans Schule.

Peter Schimak, Vorsitzender des Kinderschutzbundes, zeigte anhand von Untersuchungsergebnissen, wie Kleinkinder lernen. So enthält das Gehirn eines Neugeborenen etwa 100 Milliarden Neuronen, Nervenzellen, genauso viele wie beim Erwachsenen. Die Verknüpfungen, Synapsen zwischen den Nervenzellen, werden durch Lernen gebildet. Je mehr Verbindungen geknüpft werden, desto mehr lernt ein Kind.

Lernbehinderung durch digitale Überforderung

Gerald Hüther und Manfred Spitzer stellten fest, dass Lernen mit allen Sinnen im Sozialkontakt mit Bezugspersonen am tiefsten verarbeitet werden kann. Konsum mit Tablet oder Smartphone bedeutet eine geringere Verarbeitungstiefe im Gehirn. Positive Emotionen machen das Lernen schneller, negative Emotionen wie Angst blockieren dagegen das kreative Denken.

Schimak führte aus, dass beide herausfanden, dass Kinder mit den Reizen der realen Welt in Verbindung mit den Reizen der digitalen Welt überfordert sind. Dies wiederum behindert Lernen. Unter dem Begriff der "digitalen Demenz", den südkoreanische Ärzte prägten, verstehen diese Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen und emotionale Verflachung bei dauernder Behinderung von Lernprozessen durch Überforderung. In den Untersuchungen besteht Einigkeit darüber, dass Kinder bis zum Alter von drei Jahren keinen Zugang zu Tablets haben sollten, Vorschulkinder bis 30 Minuten täglich, Grundschüler 45 Minuten.

Andere Wissenschaftler wie Gerhard Roth, Neurobiologe, fordert einen intelligenten Umgang mit digitalen Medien, da sie einen belebenden Effekt auf das Gehirn hätten. Die Frühberatung von Mutpol wird gerufen, wenn psychosoziale Probleme auftreten.

Carmen Elsässer erlebt bei ihrer Arbeit, dass Kinder mit dem Medien leben und beobachtet, dass Eltern den Gebrauch nicht kritisch sehen, sondern ihn vorleben. Lorenz Stopper, Informatiklehrer, will den Gebrauch lehren. Da die neuen Medien gesellschaftlicher Trend sind, vorhanden sind, muss der Umgang damit gelernt werden. Parallel dazu müssen aber auch die traditionellen Fertigkeiten gelernt werden, zum Beispiel Recherche mit Tablet, aber auch in Büchern.

Konsens bestand darin, an die Vorbildfunktion der Eltern zu appellieren. Auch seien digitale Medien nicht als Babysitter oder zur Beschäftigung geeignet. Das Maß müsse stimmen. Das bedeute, mit Medien groß zu werden, aber den selbstverantwortlichen Umgang früh zu erlernen.