Franz Pfaff und Markus Klausmann schießen den Vogel ab. Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Kolpingsfamilie überrascht mit einem pfiffigen, ideenreichen Programm / Haarsträubende Vorschläge zur Stadtverschönerung

Im bis auf den allerletzten Platz besetzten Pfarrhofsaal bot die Sulgener Kolpingsfamilie dem bestens gelaunten Publikum ein über dreistündiges Programm, das keine Wünsche offen ließ. Tosender Beifall war der Lohn für die tollen Darbietungen.

Schramberg-Sulgen. Eröffnet wurde der Abend von einer Abteilung des Sulgener Musikvereins, die mit dem Narrenmarsch in den Saal einzog. Ihr folgten Hansel und ein Feurenmoosgeist, die unter lautem G’schellklang Brezeln und Laugenbrötchen verteilten.

Reinhold Seckinger, dem Vorsitzenden der gastgebenden Kolpingsfamilie, war es vorbehalten, die Besucher mit launigen Worten zu begrüßen. Er war es auch, der den Abend in gekonnter Manier mit Charme und Witz moderierte.

Der erste Programmpunkt, dargeboten von Tamara Röcker und Christine Seckinger, beschäftigte sich, wie könnte es anders sein, mit der Bewerbung um die Landesgartenschau. Von OB Herzog persönlich angeworben und beauftragt, sich mit den nötigen Verschönerungsaktionen zu beschäftigen, um der Bewerbung zum Erfolg zu verhelfen, brachten die beiden ehemaligen Klofrauen Cäcilie (Tamara R.) und Klothilde (Christine S.) im Rahmen der Mission "Grüner Daumen" allerhand haarsträubende Vorschläge zu Gehör. Die Landesprüfungskommission ist für April angesagt und da gelte es, zuvor noch Einiges zu erledigen. Der Schwerpunkt liegt natürlich in Schramberg-Tal. Wenn die Kommission komme, sollten die Männer weggesperrt werden, in der Fußgängerzone sollten keine leerstehenden Geschäftsräume sein, man hoffe auf Peter Renz, der im April nach vielen Ausverkaufstagen bestimmt wieder neu eröffnet habe.

Die Ortseingänge müssten schöner werden, der Narrenbrunnen solle nach Art von Verhüllungskünstler Christo mit einer Plane zugedeckt und diese mit Blumen und Gartenzwergen geschmückt werden. Die angedachte Seilbahn von Sulgen nach Schramberg würde zwar einige schöne Ausblicke bescheren, allerdings seien die Scheiben der Gondeln auf der dem Kirnbach zugewandten Seite zu verdunkeln, damit das Krankenhaus den Gartenschaubesuchern verborgen bleibt.

Die Bergstation der Seilbahn würde auf dem Wittumgelände stehen. Dort solle ja der See hin kommen. "Sulgen am See, des wär halt schee", war der vom Publikum umjubelte Slogan der beiden boshaften Narren. Sollte die Gartenschau tatsächlich kommen, gäbe es bestimmt auch ein Mobilitätsproblem, da Schramberg die größte Stadt in Baden-Württemberg sei, die keinen Bahnanschluss habe. Auch dafür hatten Cäcilia und Klothilde einen Vorschlag parat: Der Bürgerbus sollte zwischen Rottweil und Sulgen verkehren, dann hätte dieser auch mal ein paar Fahrgäste.

Im darauf folgenden Sketch spielte das Ehepaar Ulrike und Jürgen Pfaff eine Eheszene, von der sie Wert darauf legten, dass diese nur gespielt sei. Überaus gekonnt und mitunter tiefsinnig beschäftigten sie sich mit der Frage, wie sie sich finden "däten", wenn sie sich jetzt erst kennenlernen würden und ob sie überhaupt zueinander gefunden hätten.

Als Mexikaner verkleidet, boten die MV-Sulgen-Ministranten einen fetzigen, musikalisch-tänzerischen Auftritt, der absolute Gelenkigkeit und Rhythmusgefühl verlangte. Die eingeforderte Zugabe wurde von den Protagonisten unter der Führung von Jens Preisig gerne gewährt.

Das Vereinsgeschehen nahmen einmal mehr Herbert Seckinger und Christian Eckel aufs Korn. Jedes Jahr in anderem Outfit und in andere Personen schlüpfend, in diesem Jahr als coole Jungs, verstehen sie es meisterhaft, von den Betroffenen vergeblich gehütete Missgeschicke ans Tageslicht zu bringen. Mit ihren Smartphones, wegen des fehlenden Netzes in der alten Burg "Pfarrhof" auf Kriegsfuß stehend, aber trotzdem das analoge "Publikum" bemitleidend, unterhielten sie dieses urkomisch in Form des jugendlichen Sprachgebrauchs.

Zu einem Augen- und Ohrenschmaus wurde der Auftritt der "Schwarzwaldmarien". Angelika Seckinger, Ulrike Kunz, Anne Herzog, Helga Lamprecht und Doris Klausmann zeigten in modisch verändertem, an die Marke "Artwood Black Forest" angelehntem Trachten-Outfit einen Auftritt par excellence. Von Annette Flaig einstudiert, zeigten die fünf Schlagzeugerinnen in höchstem Tempo auf Gymnastikbälle einschlagend, einen Trommelwirbel, wie man ihn im Pfarrhof wohl noch nie gesehen hat.

Den Vogel schossen die beiden Bauarbeiter Hans (Franz Pfaff) und Fritz (Markus Klausmann) ab, als nach der Suche eines Restes Beton, den man in der Mischmaschine vermutete, sich diese unvorhergesehen in Bewegung setzte und Hans mit Kopf und Bauch in der Maschinentrommel steckend, herumgedreht wurde. Der den Auftritt begleitende Disput der beiden erzeugte schallendes Gelächter.

Den Schlusspunkt setzten die Kolping-Krachseppen, die mit Lederhose stilecht angezogenen Mitglieder (Hermann Moosmann, Thomas Klausmann, Jürgen Reuter, Thomas Flaig, Hubert Klausmann, Jürgen Pfaff) zeigten einen schwungvollen Bierkasten-Schuhplattler, von Monika Hermann mit dem Akkordeon musikalisch bestens unterstützt.