Francesco Martinez  Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Verdoppelung von Umsatz und Belegschaft bis 2023 erwartet / Mitarbeiter weiter beschäftigt

Schramberg-Sulgen - Die Better Ventures Group ("Kartenmacher") hat die Bereiche Digitaldruck und Online-Druckerei von Straub Druck und Medien übernommen.

Die Straub Druck+Medien AG in Sulgen hat nicht nur ihr Industriegeschäft an die Bosch Druck Medien AG im bayerischen Ergolding veräußert, sondern auch den Bereich Digitaldruck und Online-Druckerei zum Jahreswechsel an die aus dem Internet-Anbieter "Kartenmacher" hervorgegangene Better Ventures Group verkauft.

Das operative Geschäft wurde der Better Print Production GmbH übertragen, mit Standort Sulgen. Geleitet wird sie von Straub-Geschäftsführer Francisco Martinez und Patrick Leibold von der Better Ventures Group. Zu diesen Veränderungen haben wir Geschäftsführer Martinez Fragen gestellt.

Herr Martinez, wie war die Ausgangslage vor dem Verkauf?

Wir hatten in der letzten Zeit ein Wachstum von 25 bis 43 Prozent pro Jahr. Und entsprechend dem Wachstum gab es Jahre wie 2019 mit Investitionen von mehr als vier Millionen Euro. Auch im Jahr 2021 wird wieder ein Investitionsvolumen von mehr als zwei Millionen Euro notwendig sein.

Warum wurden trotz dieser Entwicklung wesentliche Teile des Unternehmens verkauft?

Solche Investitionen ohne einen Investor und die absolute Konzentration auf das Geschäft zu tätigen, wäre riskant für das Unternehmen gewesen. Deshalb kamen die Aktionäre im März 2019 zu dem Entschluss, auf die Suche nach einem Investor oder Partner zu gehen. Aber auch ein Verkauf unter drei Bedingungen stand im Raum.

Welche Bedingungen?

Erstens: Die Immobilien mussten in Familienbesitz bleiben. Zweitens: Die Rentner mit Betriebsrente müssen ihre Rente garantiert bekommen. Drittens: Arbeitsplatzsicherheit für alle 130 Mitarbeiter am Standort Sulgen bei ähnliche Konditionen wie bei Straub Druck.

Wurden die Bedingungen erfüllt?

Durch den Verkauf unserer Bereiche Digitaldruck und Online Druckerei an die Better Ventures Gruppe (die "Kartenmacherei") konnten wir nicht nur die ersten beiden Bedingungen erfüllen, sondern auch einen großen Teil der dritten: 70 Mitarbeiter konnten zur Better Print Production GmbH wechseln. Und durch einen sehr langen Mietvertrag von unseren Gebäuden ist ihr Arbeitsplatz weiter in Sulgen gesichert.

Und wie lief es mit dem Industriegeschäft, sprich Offsetdruck?

Einen Investoren für diesen Bereich zu finden, erwies sich als schwierig. Deshalb machten wir uns auf die Suche nach einem Kooperationspartner, den wir im Oktober 2019 in Bosch Druck fanden. Überraschend rasant entwickelte sich die Zusammenarbeit, sodass aus einem Partner ein Investor wurde, der bereit war, das operative Geschäft ab Januar 2020 zu übernehmen.

Welche Veränderungen bringt das für das Industriegeschäft in Sulgen?

Bosch Druck will die Offset/Digital-Industrie-Produktion in den nächsten Monaten in drei Stufen von Straub Druck nach Bayern verlegen. Somit waren zwar 33 Mitarbeiter des Vertriebs und Prepress-Bereichs (Druckvorstufe-Bereich) gesichert, aber die Zukunft von 27 Mitarbeitern der Produktion stand zur Diskussion. Doch unsere Straub-Mitarbeiter werden nicht allein gelassen. Sie haben die freie Wahl, zur Better Print Production GmbH zu wechseln. Ich hoffe sehr, so mein geschätztes Produktionsteam wieder komplett zusammen zu haben. Die Aktionäre sowie die Vorstände sind sehr glücklich über diese mitarbeiterfreundliche Lösung. Am Ende ist sicherlich eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten entstanden, auch für die Beschäftigten

Was bleibt von Straub Druck?

Die Straub Druck + Medien AG wird weiter existieren, allerdings ohne Produktion. Das Unternehmen wird sich in den nächsten Jahren auf die Verwaltung der Werksimmobilien konzentrieren. Thomas Haberstock bleibt Vorstand bis 2024. Ich werde meinen Vertrag bis Ende 2020 erfüllen.

Wie geht es mit der neuen Better Print Production weiter?

Nun hat die Kartenmacherei ihre eigene Druckerei und die langjährigen Kunden von Straub Druck erhalten, weiterhin ihre Printprodukte in gewohnter Qualität und kann auf den erweiterten Maschinenpark von Bosch Druck zugreifen. Unsere Mitarbeiterzahl wird sicherlich bis Ende 2020 wieder über 100 Mitarbeiter ansteigen, da uns das durchschnittliche Wachstum von über 40 Prozent die Fokussierung aufs Onlinegeschäft erlaubt und zudem ermöglicht, weitere Investitionen zu tätigen. So erwarten wir bis Anfang 2023 eine Verdoppelung von Umsatz und Belegschaft. Unser Ziel sind 22 Millionen Euro Umsatz und 140 bis 150 Mitarbeiter.