Sonja Gebert mit Maximilian Pöllner Foto: Anton Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Gut besuchtes Preisträgerkonzert in der katholischen Kirche Tennenbronn

Die Bühne ist ihre Leidenschaft. Von dieser Passion der Gesangssolistin Sonja Gebert aus Schramberg haben sich die zahlreichen Besucher des fünften Preisträgerkonzerts im Rahmen der Schramberger Orgelkonzerte in der Pfarrkirche St. Johann Baptist überzeugt.

Schramberg-Tennenbronn. Für die reibungslose Vorbereitung aller bisherigen Preisträgerkonzerte dankte Josef Broghammer namens der Pfarrgemeinde dem einsatzfreudigen Organisator Andreas Blessing.

Sonja Gebert, die schon mit sechs Jahren an der Musikschule Schramberg für den Gesang begeistert wurde, entwickelte sich gesanglich immer weiter und gewann 2004 den Wettbewerb "Jugend musiziert". Dass sich die hochtalentierte Sopransolistin, die sich durch Meisterkurse laufend weiterbildet und gegenwärtig als Interpretin gefragt ist, am Anfang einer großen Bühnenkarriere befindet, steht sicherlich außer Frage.

Auch mit Chordirektor Maximilian Pöllner, 2011 Preisträger in Schwäbisch Gmünd und Gewinner bei verschiedenen Improvisationswettbewerben, war ein "fertiger" Musiker eingeladen worden, nach Assistenzen in Passau, Regensburg und Eichstätt heute fest angestellter Kirchenmusiker in Memmingen. So waren die Gäste bei diesem Konzert einen Generationsschritt weiter gegangen.

Die beiden Ausführenden, die sich getrennt voneinander auf das Konzert vorbereitet hatten, sahen sich drei Stunden vor dem Konzert zum ersten Mal, doch die Zuhörer, die eine Stunde lang erhebenden musikalischen Hochgenuss erlebten, glaubten ein längst eingespieltes Duo vor sich zu haben.

Zur Einstimmung spielte der Organist an der Seifert-Orgel Präludium und Fuge a-moll von J. Brahms. Wie einer inneren Logik folgend fügten sich die Stimmen beim Präludium ineinander. Bei der Fuge folgten die Stimmen vom Sopran bis zum Bass aufeinander und verflochten sich in klarer Transparenz. Ein neuer Ansatz brachte chromatische Halbtonschritte. Zum Abschluss vereinigten sich die Stimmen zu einem mächtigen Strom, der immer triumphaler anschwoll und mit rasanten Läufen ausklang.

Die ausdrucksvolle Stimme der Sopranistin bei der Arie "Ihr habt nun Traurigkeit" aus dem "Deutschen Requiem" von J. Brahms ließ aufhorchen. Vom ersten Moment an nahm die Gesangssolistin die Zuhörer mit ihrer Expressivität, ihrem Stimmvolumen und ihrer feinen Dynamik gefangen. Die Zuhörer spürten ihre Hingabe an den Gesang, die auch im bewegten Mienenspiel und in der Haltung zum Ausdruck kam. Mit Leichtigkeit füllte ihre Stimme den Kirchenraum.

Begrüßung auf Schwäbisch

Die bekennende Schrambergerin trat auch ans Mikrofon, um die Zuhörer auf Schwäbisch zu begrüßen. Als Titel des Konzerts hatten die Duo-Partner die Überschrift "In deinen Armen" ausgewählt, wobei sie an Wärme und Geborgenheit dachten. Sie wollten in dieser Stunde die Zuhörer "musikalisch in die Arme nehmen". Nach einem lieblichen Orgelvorspiel erklang sehr verinnerlicht die Arie "Jerusalem" aus dem Oratorium "Paulus" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Sängerin vermochte über den zarten Orgelpulsen den ganzen Glanz der Zionsstadt auszubreiten.

Das alte jüdische Gebet "Höre Israel", das Mendelssohn im Oratorium "Paulus" vertont hatte, bekam im stimmgewaltigen Solo der Sängerin eine große Nähe und Aktualität. In der weichen Melodik lag ein schmerzlicher Zug, aber auch ein mahnender Charakter. In einer Bearbeitung für Orgel vom ausführenden Maximilian Pöllner selbst hörten die Zuhörer darauf Präludium und Fuge e-moll von F. Mendelssohn Bartholdy. Die Stimmen vereinigten sich zu einem fröhlichen Miteinander, bevor der Galopplauf aufs Neue begann.

Die kreisenden Sequenzen füllten mit ihrem Klang den gesamten Kirchenraum. Süßes Vorspiel mit weichem Flötenregister leitete den Gesang "A Chloris" von Reynaldo Hahn ein, der wie ein barockes Liebeslied klang. Die besondere Stimmung einer Mondnacht schilderten die Interpreten mit schöner Romantik im Song "Sure on this Shining Night" von Samuel Barber. Mit der Sicilienne aus "Pelleas et Mélisande" von Gabriel Fauré ließ der Orgelsolist eine bekannte italienische Melodie im typisch punktierten Rhythmus erklingen.

Das Spiel mit den Registerfarben und der Dynamik schuf einen Effekt von Nähe und Ferne. Ein Wechsel zwischen Dur und Moll brachte eine Veränderung des Ausdrucks. Mit drei geistlichen Gesängen übertraf die ausdrucksstarke Gesangssolistin alle Erwartungen. Das brillant gesungene "Ave Maria" von Pietro Mascagni enthielt herrliche Glanzpunkte, die zum Schluss in himmlische Höhe führten. Beim "Agnus Dei" aus der Suite "L’Arlésienne" von Georges Bizet leitete die Orgel mit resolutem Duktus ein, der aber bald zarteren Stakkati Platz machte. Die Bitte "Miserere nobis" erklang immer eindringlicher, sodass der Kirchenraum fast vibrierte.

Seine Kompetenz auf dem Gebiet der Improvisation bewies der vielseitige Orgelkünstler mit einer Improvisation über den Choral "Was Gott tut, das ist wohlgetan". Dabei stellte er beim Übergang von Dur zu Moll, von Forte zu Piano, von Stakkato zu Legato und sogar einer grandiosen Fuge seine Meisterschaft unter Beweis.

Verabschiedet wurden die Besucher mit "Nacht und Träume" von Franz Schulbert, dessen weiche Melodik die Zuhörer erneut verzauberte und mit dem irischen Segenslied "May the Lord Bless you und Keep you" aus der Feder des englischen Kirchenkomponisten John Rutter, bei dem die Orgelstimme im Zungenregister wie eine zweite Singstimme zur Sopranstimme hinzutrat.

Josef Broghammer blieb zum Abschluss nur noch ein Dankwort für einen "wunderschönen Konzertabend", bei dem meisterhaft gespielt und mit goldener Kehle gesungen worden sei.

In der Tat seien die Zuhörer musikalisch umfangen worden, sodass sie schönste Ruhe und großen Frieden erleben durften. Mit der Zugabe "Amazing Grace" sorgten die Interpreten einmal mehr für echtes Gänsehaus-Feeling.