Vier Tanzpaare der Tanzschule Dierstein schweben zur Überraschung der Besucher übers Parkett. Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Das Neujahrskonzert im Bärensaal sorgt für echten Hörgenuss bei den zahlreichen Zuhörern

Kostbarkeiten aus der Schatztruhe der Wiener Operettenwelt präsentierte das Sinfonieorchester Villingen-Schwenningen beim traditionellen Neujahrskonzert 2018 im Bärensaal.

Schramberg. Unter dem Motto "Wiener und andere Juwelen" breiteten die kompetenten Musiker erlesene Schätze aus der Blütezeit der Wiener Operette wie rauschende Walzer, flinke Polkas oder unsterbliche Märsche vor dem Schramberger Publikum aus, das den Bärensaal samt Galerie bis auf den letzten Platz füllte. Als Überraschung waren diesmal auch Melodien aus Film und Musical eingestreut.

Begrüßt wurden die Besucher mit Thomas J. Mandl von einem neuen Dirigenten, der die Zuhörer durch sein humorvolles Plaudern aus dem Nähkästchen der Wiener Insiderszene und durch sein temperamentvolles Dirigat schnell für sich gewann. Sein Lächeln galt nicht nur dem Publikum, sondern beflügelte auch die Orchesterspieler, meist Musiklehrer, Berufsmusiker und Musikstudenten, einige auch aus dem Schramberger Raum.

Der Spannungsbogen mit Preziosen der leichten Klassik wurde eröffnet mit der Ouvertüre zur Operette "Der Zigeunerbaron" von Johann Strauß (Sohn), dessen Werke bei diesem Neujahrskonzert wie bei seinem Vorbild in Wien im Mittelpunkt standen. Schwungvolle Akkorde und Kapriolen ließen die Funken sofort überspringen. Geheimnisvolle Holzbläser weckten Spannung. Melancholisch erklang die Solooboe, umspielt von Streicherpizzikati. Im Nu wechselte das Gesamtorchester zu einem fröhlichen Springtanz, der sich zum ausgelassenen Wiener Walzer steigerte. Träumerische und leidenschaftliche Passagen wechselten sich ab, sodass die Ausführenden im Ausdruck stark gefordert waren.

Um Gold und Silber ging es auch beim gleichnamigen Walzer von Franz Lehár. Eröffnet mit opulenten Arpeggien der Harfe, weckten sogleich pfiffige Passagen der Streicher und Bläser das Interesse der Zuhörer. Die perfekte Überraschung aber waren vier Tanzpaare der Tanzschule Dierstein, die zu den wiegenden Walzerklängen mit schwindelerregenden Rechts- und Linksdrehungen durch den Saal rauschten.

In einem Arrangement von Mandl ließ das Orchester darauf den Titel "Moon River" aus dem Film "Frühstück bei Tiffany’s" erklingen, mit weichen Flöten und strahlenden Trompeten eine Melodie voller Atmosphäre und Harmonie. Zum Thema Reichtum führte der Titel "If I Were a Rich Man" aus dem Musical "Anatevka" zurück, bei dem die Konzertmeisterin an der ersten Violine mit fröhlicher Bewegung den Auftakt gab. Lautstarke Bläser malten den Traum vom Glück aus, doch nahmen die Instrumente schließlich wieder traurige Töne an und ein Seufzen und Klagen ging durchs ganze Orchester. Am Ende aber war mit Blechgetöse doch wieder die Lebensfreude Trumpf.

Applaus wird mit drei Zugaben belohnt

Sicher zum ersten Mal hörten viele Besucher die "Armenball-Polka" von Johann Strauß, der, wie der Dirigent informierte, mit seinen Orchestern zu allen Wiener Bällen in die Tanzpaläste eingeladen wurde, so auch zum traditionellen Ball zugunsten der Armen. Nach lockenden Streicherfiguren steigerte sich das Temperament bis zur vollen Lautstärke.

Typisch für die leichte Muse der Wiener Operettenzeit war der Walzer "Weaner Madl’n" mit seinen rauschenden Melodien und seiner überbordenden Walzerseligkeit. Dass sich bei diesen liebreizenden Walzerklängen die Beine der Tanzpaare wieder fast von selbst in wiegende Bewegung setzten, konnte jeder Zuschauer verstehen und genießen. Das Orchester ging wie selbstverständlich auf die präzise Zeichengebung des Dirigenten auch bei den wechselnden Tempi ein.

Auch im zweiten Teil ging es um die Verlockungen des Geldes. Mit wuchtigen Akkorden und gravitätischem Blech stellte das Orchester bei der Ouvertüre "Cagliostro in Wien" den gewichtigen italienischen Gaukler, Schwindler und Alchemisten vor. Interessante Klangfarben der Bläser offenbarten seine Begehrlichkeiten. Harte Rufe des Blechs und straffe Stakkatopassagen demonstrierten seine Entschlossenheit, in den Besitz der Brillanten zu gelangen.

Die Serenade "Die Millionen des Harlekin" von Riccardo Drigo wurde zum perfekten Hörgenuss und echten Schmankerl für das Schramberger Publikum. Besonders die schwelgerische Cello-Kantilene war Ausdruck der Sehnsucht des armen Helden. Die Geigen genossen mit feinem Tremolo und Vibrato.

Als Filmjuwel in Hollywood bekannt geworden, hatte das "Intermezzo" aus der Operette "Aus 1001 Nacht" auch großen Erfolg beim Neujahrskonzert. Prunkvoll eröffnet vom Tutti, ließen Flöten und zarte Streicher die Kleinodien blitzen. Der langsame Walzer des Gesamtorchesters war voller Hingabe und herrliche Crescendi bis zum Forteklang brachten eine dynamische Steigerung bis zum Finale.

Am Ende des beeindruckenden Konzerts ließen die Virtuosen des Sinfonieorchesters Villingen-Schwenningen den Walzer "Estudiantina" mit Kastagnetten und echt spanischem Pathos erklingen. Die Zuhörer wurden von Anfang an hineingenommen in das abwechslungsreiche musikalische Geschehen. Der Applaus wollte nicht enden und so spedierte das Orchester noch drei Zugaben: Man entließ das Publikum nicht ohne den Walzer "An der schönen blauen Donau" und den Radetzky-Marsch.