Ein seltener Anblick sind Alphörner in der Kirche. Armin Rosin hat sie konzertfähig gemacht. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Posaunenvirtuose Armin Rosin und seine Musiker begeistern in der Kirche St. Maria

Das Silvesterkonzert in der Kirche St. Maria ist für viele Menschen aus Schramberg und Umgebung zum heißen Tipp geworden, doch lag der überragend gute Besuch des Konzerts an Silvester 2018 sicherlich auch an dem klingenden Namen des Posaunenvirtuosen Armin Rosin.

Schramberg. Rosin hatte mit seinem Quartett mit Vlacheslau Chumachenka, Dieter Eckert, Posaunen/Alphorn, und Claudius Heinzelmann, Pauken/Perkussion, nicht nur Posaunen mitgebracht, sondern auch drei mehr als drei Meter lange Alphörner. Rosin, der schon mit 21 Jahren Posaunensolist bei den Bamberger Symphonikern war, kommt nicht nur das Verdienst zu, die Posaune als Soloinstrument in den Konzertsaal gebracht zu haben, er machte auch das Alphorn konzertfähig.

Am Silvesterabend erläuterte Rosin, der neben Posaune auch Gesang, Dirigieren und Geschichte studiert hat, in seiner Begrüßung den Bau und die Spieltechnik eines Alphorns. Alphörner seien in einer Vollmondnacht geschlagene, am Hang gewachsene Tannen oder Fichten, die ausgehöhlt und deren Teile wieder mit Bast zusammengebunden würden. Sie bauten auf der Obertonreihe auf und die Töne bei diesen Naturinstrumenten entstünden durch Lippen- und Backenmuskelspannung.

Verschiedene Epochen

Eine weitere Besonderheit bei diesem Konzert war das Zusammenspiel der Alphörner mit der Königin der Instrumente. Der Verein Schramberger Orgelkonzerte konnte als Orgelsolist den Domorganisten am Eichstätter Dom und Orgelsachverständigen des Bistums Bamberg, Martin Bernreuther, gewinnen. Er konzertiert seit einiger Zeit mit dem Alphorn/Posaunen-Quartett.

Das Programm enthielt eine Vielfalt an Werken aus verschiedenen Epochen, von Madrigalen aus der Renaissance über barocke und klassische Kompositionen bis hin zu mitreißenden Negro Spirituals und zeitgenössischen Kompositionen.

Zur Eröffnung erklang eine Meditation für zwei Alphörner, Bassposaune, Pauken und Orgel von Nimra Korinthos. Der dreimalige Ruf des Alphorns im Chorraum wurde durch samtweiche Paukenwirbel beantwortet. Die Rufe wurden lauter und von der Orgelempore kam das Echo des zweiten Alphorns zurück, dessen voluminöser Klang sich bald mit dem des vorderen Instruments zu wunderschönem Wohlklang vereinigte. Mit zartem Registerklang trat die Orgel hinzu, bis schließlich der volle Sound durch Alphörner, Bassposaune, Pauken und Orgel erreicht war.

Durch seine Forschungen hatte der Historiker Rosin auch alte Notenblätter mit historischen Themen wiedergefunden, die er für sein Quartett bearbeitete. So erklang unter dem Titel "Dr Pfrontner" eine muntere Gute-Laune-Musik. Die Orgel griff das fröhliche Thema auf und variierte es mit schwelgerischen rhythmischen Takten voller Freude und Klangfülle. Auch beim mündlich überlieferten Satz "Ruf zu Mutter Maria" erfüllte herrlicher Wohlklang den Kirchenraum.

Pauken geben Tempo vor

Die Musiker ließen in der hervorragenden Akustik der Pfarrkirche den Tönen Zeit, sich zu entfalten. Der Rhythmus und das Tempo wurde durch die Pauken vorgegeben, denen Alphörner und Orgel folgten.

Mit der "Egerer Stadttürmer Fanfare" hatte Rosin einen echten Schatz gehoben. Die Drumsets gaben den tänzerischen 6/8-Takt vor, die Orgel trat in Dialog mit den Alphörnern und bezauberte in ihrem Zwischenspiel durch herrliche Registerfarben. Der "Schwarzwald-Blues" von Berthold Schick hatte, rhythmisch unterstrichen durch Drumset, etwas von einem strammen Marsch, doch das Besondere waren seine faszinierenden Klangfarben.

Der Orgelsolist hatte Gelegenheit, mit dem barocken "Offertoire en Symphonie Concertante" von Beauvarlet Charpentier seine Virtuosität zu präsentieren. Das bewegte Thema war begleitet von fröhlichen Figuren und Kapriolen. Auch im Bass gab es Bewegung. Wie von Fanfaren geblasen erschien eine festliche Melodie, die mit federleichten spielerischen Läufen variiert wurde. Auch in Moll verlor das Thema nichts von seiner Anmut und Motilität. Im leichten Dreier-Tanzrhythmus, unterstrichen durch Schellentrommel, erklang von der Orgelempore aus drei Posaunen ein Madrigal aus dem 16. Jahrhundert. Feierlich und mit Ernst folgte das zweite Stück mit herrlichem Zusammenklang der drei Blechinstrumente. Beim dritten Madrigal spielte das Posaunentrio in straffem Duktus.

Nachklang

Gemeinsam mit der Orgel erklang die Sonata "La Posta" von Paul Weiwanowski. Die Zuhörer konnten sich beim Anhören des Signals durch das "Posthorn" lebhaft vorstellen, wie die Postkutsche, durch muntere Pferde in flottem Rhythmus gezogen, sich der Poststation näherte.

Ein wunderschöner Nachklang auf Weihnachten war die Orgelkomposition "Grand Choer" (Sortie pour Noel) von César Franck. Eröffnet mit festlichem Orgelklang, erschien bald ein feines Zungenregister, das an eine menschliche Stimme mit lieblichem Gesang erinnerte. Tiefe Registerklänge bildeten einen Kontrast, bis das Thema im Bass erneut aufgenommen wurde und durch verschiedene Register wanderte.

Beschlossen wurde das abwechslungsreiche Konzert mit sieben bekannten Negro Spirituals, gespielt von drei Posaunen mit Percussion am Drumset. Mit einer Leichtigkeit ohnegleichen und dennoch dynamisch erklang "Josuah fit the battle", mit tiefem Ausdruck und farbigem Klangkolorit das Lied "Deep River".

Mit herrlicher Melodieführung in schönem Zusammenklang spielte das Trio "Amazing Grace", wobei wieder die Bassposaune die Melodik übernahm. Der Hörgenuss steigerte sich noch durch die Modulation in eine höhere Tonart. Mit dem Titel "Over in the Gloryland" wünschten die virtuosen Musiker ein gesundes neues Jahr und legten nach Herzenslust mit Variation und Jazzelementen los. Die jubelnden Zuhörer durften nach ihrem riesigen Steh-Applaus noch die Zugabe "O when the Saints" entgegennehmen.