Tracey Jane Campbell begeistert. Foto: Hartmann Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Tracey Jane Campbell, Andy Doncic Evie Sturm geben Gospelkonzert in der evangelischen Stadtkirche

Den großen Chor und bunte Roben, was mancher Besucher vielleicht erwartet hatten, suchte man beim Gospelkonzert in der evangelischen Stadtkirche vergebens – man vermisste sie aber auch kein bisschen.

Schramberg. Nach einem ruhigen, stimmungsvollen Beginn mit Andy Doncic am Saxofon und Evie Sturm am Klavier betrat Tracey Jane Campbell die Bühne, die mit ihrer gewaltigen Stimme auch in Schramberg schon öfters für Gänsehautmomente gesorgt hatte. Gemeinsam mit Sturm (Klavier, Gesang) und Doncic (Saxofon, Klavier, Gesang) sorgte die Britin für einen musikalischen Leckerbissen der Extraklasse.

Passend zur Jahreszeit begann Campbell den Abend mit "O Holy Night", dem Mitte des 19. Jahrhunderts komponierten Weihnachtslied, welches heute wohl jeder durch Aufnahmen von Mahalia Jackson, Whitney Houston oder Mariah Carey kennt. Schon bei den ersten Tönen wurde klar, dass hier tatsächlich eine herausragende Sängerin auf der Bühne stand, die das Publikum mit nichts anderem als ihrer Stimme und ihrem Charisma mühelos in den Bann zog.

Die Britin, übrigens ein Mitglied des Kingdom Choir, der im Mai 2018 bei der königlichen Hochzeit von Prinz Harry und Meghan auftrat, arbeitete bereits mit Musikgrößen wie Elton John zusammen. Viele ihrer Eigenkompositionen handeln von ganz persönlichen Erfahrungen – gute und schlechte – und erzählen von ihrem unerschütterlichen Glauben, der ihr, so erzählt sie, einst das Leben rettete.

So besang sie in der ausdrucksstarken Ballade "Stand" einen Moment der Verzweiflung oder erzählte mit "Restored", wie der Glaube ihr Leben zum Guten veränderte. Neben Eigenkompositionen hatte Campbell Songs wie "Amazing Grace" und das mitreißende "Mine Eyes Have Seen the Glory" im Gepäck.

Evie Sturms Sopran harmonierte dabei perfekt mit Campbells warmem Alt und sorgte gemeinsam mit Doncics Gesang für mehrstimmige Passagen, die sich mit langen Soli abwechselten und zusätzlich Akzente setzten. Immer wieder richtete die Sängerin das Wort ans Publikum und erklärte, übersetzt von Evie Sturm, Hintergrund und Inhalt der Songs oder nahm diese zum Anlass, direkt an ihre Zuschauer zu appellieren. Mit Nachdruck forderte sie dazu auf, in Zukunft weniger Angst zu haben, mehr zu wagen und mehr auf andere zuzugehen.

Balladen mischten sich mit fetzigen Stücken, bei dem Campbell ihr Publikum immer wieder zum Mitmachen aufforderte. So wurde Letzteres stellenweise selbst zum Gospelchor.

Beendet wurde das Konzert mit "Lobet den Herren" und "Nun Freut Euch Ihr Christen", beides zunächst in Englisch, dann in Deutsch.

Das Publikum musste da schon längst nicht mehr zum Mitmachen aufgefordert werden, stimmte nahezu geschlossen ein und belohnte die Musiker im Anschluss mit reichlich Applaus.