Schramberger Schulkameraden berichten von Ruja Ignatova . Schon immer hohe Absätze, egomanisch, gerissen.
Schramberg - Nach dem Artikel zu Konstantin Ignatov und seinen zwielichtigen Machenschaften mit der Krypto-Währung "One-Coin" wird bei den Bekannten aus früheren Tagen viel getuschelt. Diskutiert wird insbesondere die Rolle seiner Schwester Ruja Ignatova.
Sie soll das "Gehirn" hinter dem ganzen Schneeballsystem sein und hat sich als "Krypto-Queen" einen Namen gemacht. Wer ist diese Ruja Ignatova, die in Schramberg aufgewachsen ist und nun per internationalem Haftbefehl gesucht wird? Ein ehemaliger Mitschüler des Gymnasiums Schramberg erinnert sich: "Sie hatte ein eher unsympathisches Wesen an sich und hatte nur wenige Freunde." Ruja Ignatova habe egomanische Züge gehabt und alles ausgenutzt, was zu ihrem Vorteil gewesen sei. Man habe sie nicht so gerne im nächsten Umfeld gehabt. "Dass sie aber ein solch großes Ding dreht, hätte ich dann doch nicht gedacht", sagt er. Die Rückmeldungen weiterer Mitschüler sind ebenfalls eher negativ angehaucht: "Mit der wollte ich nichts zu tun haben. Nix", sagt einer, der keine halben Sachen macht.
Ein anderer erinnert sich an Ignatovas Style. Sie sei damals beispielsweise schon mit Schuhen mit sehr hohen Absätzen im Gymnasium Schramberg gewesen, wodurch sie aufgefallen sei.
Sie habe jedenfalls 1999 ein sehr gutes Abitur in Schramberg gemacht. An der Intelligenz habe es nicht gemangelt – was man auch an ihrem weiteren, angeblichen Bildungsweg sehen kann. Laut der Unternehmens-Homepage von "One-Coin" habe sie Jura-Studium in Konstanz aufgenommen, das sie mit einem Master-Abschluss abgeschlossen habe. Anschließend habe sie in Konstanz auch noch promoviert und einen Doktortitel in Rechtswissenschaften erhalten. Zudem habe sie einen Abschluss in Rechtswissenschaften an der University of Oxford und einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen.
Vor der Gründung von "One-Coin" war Ignatova nach eigener Aussage Geschäftspartner bei der Unternehmensberatung McKinsey & Company und habe zudem einen der größten Asset-Management-Fonds in Bulgarien geleitet.
Anschließend habe sie das Unternehmen "One-Coin" gegründet und 2016 zur "zweitgrößten Kryptowährung" weltweit aufgebaut. In Fachkreisen sei sie deshalb auch die "Krypto-Queen" genannt worden.
Ganz so rund wie auf der Homepage dargestellt, scheint ihr Lebenslauf anderen Quellen zu Folge aber nicht gewesen zu sein. Die Wochenzeitung "Kreisbote" berichtet in einem Artikel von einer Episode von Januar 2012. Ignatova soll mit ihrem Vater ein Gusswerk in Waltenhofen im Oberallgäu übernommen haben. Dort kam es schnell zu finanziellen Problemen – die Ignatovs verkauften die Firma klammheimlich, offensichtlich an einen Strohmann, der vier Tage später Insolvenz anmeldete. Ein Insolvenzverwalter übernahm. Zuvor hatten die Ignatovs jedoch begonnen, Produktionsanlagen abbauen und wegtransportieren zu lassen. Angeblich, so ist später zu lesen, wurde die "Krypto-Queen" wegen Insolvenzverschleppung und Betrugs zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten auf Bewährung verurteilt.
Volle Hallen begeistert
In den Jahren darauf trat Ignatova als Gründerin und Macherin von "One-Coin" überall auf der Welt in Erscheinung und verkaufte ihre Krypto-Währung. Auf ihrer offiziellen Facebook-Seite sind Videos zu finden, in denen sie volle Hallen potenzieller Investoren mit Versprechen begeistern kann. Im Oktober 2017 zog sich Ignatova aus bislang unbekannten Gründen plötzlich komplett aus der Öffentlichkeit zurück – ihr Bruder Konstantin Ignatov übernahm die Unternehmensführung, bis er kürzlich in den USA aufgrund des mutmaßlichen Betrugs festgenommen wurde. Denn "One-Coin" soll ein Schneeballsystem sein, mit dem Anleger um mehrere Milliarden Dollar geprellt wurden. Laut Internet-Blogs sitzt Ignatov in New York in einem der härtesten Gefängnisse der USA, die ohnehin nicht für ihre Zimperlichkeit bekannt sind. Wo sich "Krypto-Queen" Ruja Ignatova aufhält, ist jedoch nicht bekannt, aber auch sie wird nach den Ermittlungen von FBI und amerikanischer Justiz mit einem internationalen Haftbefehl gesucht.
Dass Ignatova eine derartige kriminelle Karriere hingelegt haben soll, ließ alle ihre ehemaligen Schulkameradinnen jedoch aus allen Wolken fallen, als sie von dem Betrug erfuhren.