Die "Harmonie" bei ihrem 25-jährigen Bestehen im Jahr 1934 Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: "Harmonie" feiert 110-jähriges Bestehen (I) / Biersteuer spielte wichtige Rolle

Der Musikverein Harmonie Tennenbronn feiert dieses Jahr sein 110-jähriges Bestehen – und er hat eine überaus bewegte Geschichte.

Schramberg-Tennenbronn. Kaum ein Tennenbronner Verein wurde und wird bis heute durch die Trennung zwischen Evangelisch und Katholische Tennenbronn so geprägt, wie die beiden Tennenbronner Musikvereine, wie es in einer Mitteilung der "Harmonie" heißt.

Aus den Aufzeichnungen der "Harmonie" lassen sich die Ursachen der Gründung einer zweiten Tennenbronner Musikkapelle nicht dokumentieren. Mündliche Überlieferungen besagen jedoch, dass sich die Gründung der "Harmonie" auf einen "misslungenen Kirchgang" zurückverfolgen lässt.

Zwischenfall ist Ursache für die Vereinsgründung

1 909 existierte in Tennenbronn ein "Militärverein" (heute Reservistenkameradschaft). Am "Kaisertag" gedachte man des siegreichen "1870er-Krieges" gegen Frankreich und der verstorbenen Soldaten. Die damalige "Musikgesellschaft Tennenbronn" (gegründet 1884, heute Musikverein Frohsinn) sollte die Mitglieder des Militärvereins vom Kriegerdenkmal auf dem Löwenacker im Rahmen einer "Kirchenparade" in die jeweiligen Kirchen mit Blasmusik begleiten. Der Zug sollte zuerst zur katholischen Kirche führen, daran anschließend zur evangelischen Kirche. Der zweite Teil der "Kirchenparade" musste dann jedoch ohne Musik stattfinden, da die katholischen Musiker nicht wie vereinbart weiter zur evangelischen Kirche marschiert, sondern direkt in der katholische Kirche geblieben sind (oder im daneben befindlichen Gasthaus Rose).

In der Folge dieses Zwischenfalls traten die evangelischen Musiker aus der "Musikgesellschaft" aus und gründeten unter Anführung von Gottlieb Rosenfelder am 10. Dezember den Musikverein Harmonie Tennenbronn. 32 Männer fanden sich zusammen, welche den Verein ins Leben riefen und ihm eine Satzung gaben. Als erster Vorsitzender stellte sich der Lindenwirt Johann Weisser zur Verfügung. Dirigent wurde Gottlieb Rosenfelder.

In den Statuten wurde der Zweck des Vereins festgelegt: "Ausbildung in der Musik, Geselligkeit und Unterhaltung", wobei "jeder unbescholtene Mann, der die Fähigkeiten und Liebe zur Musik besitzt", als Mitglied aufgenommen werden kann. Eine Sammlung für Instrumente ergab 400 Mark und der Jahresbericht verkündet stolz: "Aber schon bei Beginn des Frühjahrs konnte man hören, daß im unteren Dorf ein neuer Mußikverein erwacht ist."

Der "Harmonie" drohte jedoch schon früh Ungemach. Der Badische Staat erhob eine Biersteuer. Gaststätten, die diese Steuer umsetzen, wurden von den Konsumenten bestreikt. Das Probelokal der "Harmonie" befand sich im Gasthaus Linde. Diese Gaststätte wurde allerdings auch bestreikt. Damit konnten dort keine Proben mehr stattfinden. Die Lösung fand sich im Gasthaus zur Krone. Die "Krone" wurde als einzige Gaststätte in Tennenbronn nicht bestreikt und nahm den Verein mit dessen Proben gerne auf.

Da der Lindenwirt jedoch auch Vorsitzender des Vereins war, trat dieser zurück. "An Stelle des Lindenwirts wurde M. Rosenfelder als Vorstand gewählt", heißt es in der Chronik.

Mit einem Kirchenkonzert, welches am ersten Adventssonntag stattfindet, möchten die Musiker an die Gründung des Vereins vor 110 Jahren erinnern.

Dirigent Thomas Wössner hat aktuelle Arrangements klassischer Stücke, aber auch Originalliteratur der sinfonischen Blasmusik im Programm. Bei vielen Stücken wird laut Mitteilung auch eine besinnliche Advents- und Weihnachtsstimmung aufkommen. Das Kirchenkonzert am Sonntag, 1. Dezember, beginnt um 17 Uhr in der katholischen Kirche.