Schlagermetall: Schräger Stilmix mit der Bonner Band "In nomine hossa" / Publikum aus dem Häuschen
Vermutlich ist die Band mit ihrem Stil einzigartig in Deutschland – und ihrem Namen macht sie alle Ehre: "Schlagermetall" begeisterte am Samstag im Park der Zeiten bei der Villa Junghans.
Schramberg. Unglaublich Laune machen diese Mixturen wie etwa bei "Highway to hell" von ACDC, geschickt kombiniert mit "Hello again" von Howards Carpendale oder "Seven nation army" von The White Stripes eng vereint mit Helene Fischers "Atemlos". Dabei verwebt "Schlagermetall" die Lieder so elegant miteinander, als würden sie gar nicht zusammengeschustert klingen.
Schade nur, dass das Publikum nicht so massig vertreten war. Allerdings wurde halb Schramberg von dem Auftritt beschallt. Sogar bis in den Park und auch in der Innenstadt sah man Leute im Rhythmus mitschnippen oder beim Eisnaschen dem Gig oberhalb schmunzelnd lauschen.
Mit’m Radl zu Rammstein
Dort hielten es die meisten Zuschauer nicht auf den Stühlen aus. Stattdessen tanzten sie im Lauf des Konzerts immer weiter Richtung Bühne und hatten einen riesigen Spaß. Selbstverständlich wurden die Ohrwürmer mitgesungen, wobei man immer mit Spannung auf den nächsten Wechsel mit Überraschungseffekt wartete. Etwa wenn mitten in "Self esteem" von The Offspring "Ein bisschen Frieden" von Nicole hineinschmetterte. "Fallen Angel" schwamm auf dem "Knallroten Gummiboot" dahin oder "You give love a bad name" von Bon Jovi wurde mit "Jo, mir san mit’m Radl da" verheiratet.
Noch schräger geht immer
Geht es noch schräger? Na klar. Rammstein und Michael Jackson trafen auf Udo Jürgens, Nicole, Katja Ebstein oder auf Nenas 99 Luftballons. Nach Rammsteins "Mein Herz brennt", folgte auf den Vers "…scheint am Firmament… Kleine Taschenlampe brennt…". "You gotta fight for your right" wurde mit "Aber bitte mit Sahne" kredenzt.
Neue Titel entstanden wie "Knocking on Summers door" oder "Marmor, Stein und Poison bricht" oder "1001 Hurricane". Gesanglich zeigte sich die Band mit Motto "In nomine hossa" absolut vielseitig. Verzeihbar, wenn der Mix mal leicht schräg ankam.
Schrill waren die Outfits wie Blockstreifenhose, Michael Jackson-Jackett oder orangene Hosenträger. Die Mitglieder stammen aus Bonn und Umgebung. "Wir kommen den ganzen Rhein hoch und runter. Von Neuss bis Koblenz ist alles dabei", verrieten sie im Backstage. Die Band existiert seit 2003 und habe sich in dieser Zeit stark verändert. Seit fünf Jahren treten sie in derselben Besetzung auf. "Wir wollten die Leute gut unterhalten – aber nicht mit der 137 000. Version von "Highway to hell", erklären sie in der Pause.
"Schlager hat das verdient"
Die Idee, Lieder zu mixen kommt aus Schweden. Dort verwurschtelte eine Gruppe Abba-Hits. Das habe der deutsche Schlager auch verdient, fanden sie. "Wir sind einzigartig, toll", überzieht das Quartett selbstironisch.
Stehen die Spaßvögel von "Schlagermetall" hauptberuflich auf der Bühne? Ein klares Nein. "Wir sind Schachspieler, Zahnarzt, Kindergärtner…", flunkert Sänger Pete lachend. Alles gelogen. "Ich bin tatsächlich Stewardess", erklärt Pete, der sich in der Band "Carlo con Carne" nennt, grinsend. "Tom G. Dudel" spielt Gitarre, privat ist er in der Aus- und Weiterbildung tätig. "Tom Delay" ist Informatiker und Angestellter im Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt. Oder war es geflunkert und er ist im In- und Export für Fleisch zuständig? Bassist "GG van Diep" ist aber glaubhaft Verkaufsleiter in der Stahlbranche. Und schließlich gibt es noch den Schlagzeuger "Flix Graf von Dresch", der auch mit Backgroundgesang dient. "Dresch ist nicht so wichtig. Der studiert Taxifahren – naja, eigentlich Germanistik und so", frotzeln seine Mitspieler.
Zehn Auftritte im Jahr werfen Schlagermetall. Weg sind sie von kleinen Gigs, sie bevorzugen attraktive Plattformen – wie etwa die im Park bei der "Heimatfabrik" in Schramberg gebotene.