Designer Udo Schultheiss im Gespräch mit seinen früheren Mitarbeitern Martin Flaig und Siegfried Wahr. Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Industriegeschichte: Umbruch ermöglicht auch Innovationen / Stadtmuseum zeigt Uhren von Udo Schultheiss

In einer Sonderausstellung zeigt das Stadtmuseum in Schramberg eine repräsentative Werkschau mit 250 Industrieprodukten "Made in Schramberg".

Schramberg. Zum "Internationalen Museumstag" eröffnete Oberbürgermeister Thomas Herzog eine Sonderausstellung mit Arbeiten des Industriedesigners Udo Schultheiss.

Als Chef-Designer der Uhrenfabriken Gebrüder Junghans in den Jahren von 1967 bis 1981 war Udo Schultheiss mit seinem Team für die Gestaltung verschiedener Uhrengruppen verantwortlich. In Zusammenarbeit mit ihm sei in der Dauerausstellung über die Uhrenindustrie eine Art Studio entstanden, das Einblick biete in das Schaffen eines Industriedesigners von den 60ern bis in die frühen 2000er Jahre, lud Thomas Herzog zum Blick hinter die Kulissen ein.

Von den ersten Skizzen über fertige Produkte bis zu Werbeanzeigen werde "das Formverständnis und der Zeitgeist dieser Jahrzehnte wieder lebendig". Gutes Design sei innovativ, brauchbar, verständlich, ästhetisch, ehrlich, langlebig und umweltfreundlich zählte er wichtige Komponenten auf, das von Designern in den drei FFF definiert wurde: "Form Follows Function" (Gestaltung folgt der Funktion).

Zeitgeist der Jahrzehnte wird lebendig

Seit dem Beginn der Industrialisierung in Schramberg mit der Majolika-Fabrik im Jahr 1820 beschäftige sich die Industrie mit der Frage der Gestaltung ihrer Produkte, verwies Carsten Kohlmann auf die fast 200-jährige Geschichte der Industrialisierung in der Stadt. So wie für die früher gefertigten Endprodukte Keramik, Uhren und Möbel seien auch für die heute überwiegend hergestellten Komponenten Form, Herstellung und Kosten von großer Bedeutung.

Bereits in früheren Ausstellungen 1986 und 1988 habe das Stadtmuseum "den Blick auf das Thema Industrie-Design gerichtet", wie auch in der Sonderausstellung im vergangenen Jahr zu "Max Bill und das Uhrendesign seiner Zeit".

Zunächst als freier Mitarbeiter war Udo Schultheiss seit 1960 bei der damals "als Vollsortimenter größten Uhrenfabrik Europas" tätig und seit 1967 als "Industrie-Designer".

Erstes Uhrenradio mit Weckerfunktion

Der Umbruch von mechanischen zu elektronisch gesteuerten Uhren ermöglichte auch gestalterische Innovationen. Dazu zählen die erste Großuhr mit Quarzwerk, ein Reisewecker mit neuartigem Kunststoffgehäuse und das erste Uhrenradio mit Weckerfunktion.

Als eine "der perfektesten Herren-Armbanduhren der Welt" wurde die Dato-Chron mit dem Prädikat "Gute Industrieform" ausgezeichnet.

Sehr erfolgreich präsentierte sich Junghans bei den olympischen Spielen in München 1972 mit der offiziellen Sportzeitmessung und dem "olympic-Chronograph" als Schiedsrichteruhr, die unter Sammlern eine sehr gesuchte Rarität darstellt.

Ab 1982 machte sich Udo Schultheiss zunächst selbständig und war von 1995 bis 2002 Geschäftsführer der ältesten Uhrenfabrik in St. Georgen, Wehrle. Auch aus dieser Zeit werden aus der privaten Sammlung von Udo Schultheiss etwa 250 Produkte in der Sonderausstellung gezeigt, die bis 9. September im Schloss läuft.