Meinrad Löffler hat die Stöcke parat und seinen Wanderrucksack gepackt.Foto: Kiolbassa Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Krise: Musikschulleiter Meinrad Löffler geht wandern und hat mehr Gelegenheit selbst zu üben

Trotz Einschränkungen durch die Corona-Schutzmaßnahmen geht das Leben in Schramberg weiter. Einen Einblick in seinen durch den Ausbruch der Pandemie veränderten Alltag gibt der Leiter der Musikschule Schramberg, Meinrad Löffler.

Schramberg. Neben seiner Tätigkeit als Leiter der Musikschule gibt Löffler unter anderem Trompetenunterricht und leitet das Sinfonieorchester der Musikschule sowie die Stadtmusik Schramberg. Zudem ist er selbst Musiker und unterstützt an Trompete und Gitarre seine Band Ciro-Five sowie das Quintett Swabian-Brass-Ensemble.

Aufgrund seiner zahlreichen Tätigkeiten als musikalischer Leiter und Musiklehrer sei im selbstmusikalischen Bereich aus zeitlichen Gründen leider nicht mehr so arg viel möglich, erklärt er. Durch den Ausbruch der Corona-Pandemie sind die Tätigkeiten, in denen er selbst künstlerisch tätig war, dann von einem auf den anderen Tag weggebrochen und auch die Orchesterarbeit als solche kann aufgrund der Corona-Verordnungen zurzeit nicht stattfinden. Die Arbeit der Musikschule wurde durch die Schutzmaßnahmen gegen den Coronavirus stark eingeschränkt. Doch mithilfe des tollen Lehrerteams habe man sehr schell eine Online-Alternative zum Präsenzunterricht einrichten können. Diese Umstellung stellte vor allem zu Beginn des Lockdowns den Hauptschwerpunkt von Löfflers Arbeit dar.

Aufwand zu Beginn

Zu Beginn war es am schwierigsten, da eine schnelle Reaktion gefordert war. Nachdem der Unterricht eine Woche lang ausgesetzt worden war, wurde der Online-Unterricht bereits in der zweiten Woche an alle Lehrer verpflichtend weitergegeben. Da Online nur Einzelunterricht stattfinden kann, werden Gruppenunterrichte gesplittet und finden entweder nacheinander oder im wöchentlichen Wechsel statt. Auf diesem Weg konnte der Unterricht zu 90 Prozent aufgefangen werden. Der Online-Unterricht sei sowohl von den Lehrern, als auch von den Schülern und Eltern gut aufgenommen worden, so Löffler. Da die Regelmäßigkeit des Unterrichtes gerade im ersten Monat des Lockdown nicht gewährleistet werden konnte, wurden die Gebühren für diesen Monat ausgesetzt.

Online als Pilotphase

Auf diese Weise fand das Projekt "Online-Unterricht" einen Monat lang als Pilotphase statt, was auch für die Eltern ein wichtiges Signal gewesen sei, so Meinrad Löffler. Die Qualität des Unterrichts hänge natürlich stark von der Internetverbindung und den gegebenen technischen Möglichkeiten auf Seiten der Schüler ab. Einige wenige Familien hätten sich auch gegen das Online-Unterrichtsangebot ausgesprochen.

Den Lehrern seien große Fortschritte bei ihren Schülern während der Quarantäne aufgefallen. Einerseits hätten die Schüler natürlich mehr Zeit zum Üben als im regulären Schulalltag und andererseits verlange die Online-Situation eine bessere Vorbereitung. Allerdings seien alle Beteiligten sehr froh, dass rund drei Wochen wieder Präsenzunterricht für alle Instrumente – außer Blasinstrumente und Gesang – angeboten werden darf.

In jedem Raum der Musikschule stehe eine Plexiglas-Trennwand, um Lehrer und Schüler gleichermaßen zu schützen. Zudem würden die Tastaturen der Klaviere nach jedem Schüler ausreichend desinfiziert, um eine Ansteckungsgefahr zu minimieren. Auch der Unterricht in den Außenstellen der Musikschule wurde wieder aufgenommen. Zurzeit könne jedoch keine musikalische Früherziehung, kein "Bella Bimba" sowie das Landesförderprogramm der Kindergarten und die Schulkooperationen der Musikschule stattfinden.

Für Löffler war es sehr wichtig, seinen Mitarbeitern ein bisschen Sicherheit zu geben, dass sie sich aktuell keine Sorgen um ihre finanzielle Existenz zu machen brauchten. Aus diesem Grund sei er sehr froh, dass die Musikschule einen guten Vorstand und eine tolle Verwaltungsleitung habe. "Das Vereinsschiff Musikschule am Laufen zu halten war mein größtes Anliegen in dieser Zeit", so Löffler. "Und da sind wir sehr gut aufgestellt."

Kreative Ideen umgesetzt

Auch für die Stadtmusik hat sich Löffler als musikalischer Leiter etwas Kreatives für die zu überbrückende Zeit bis zu den Sommerferien einfallen lassen. In verschiedenen Workshops können sich die Musiker online treffen und gemeinsam ihr Wissen in der Musiktheorie oder zu ihrem jeweiligen Instrument erweitern und vertiefen. Dieses Angebot sei bei den Musikern der Stadtmusik und den anderen Orchestern bisher gut angekommen. Sollte die Phase des Social Distancing noch länger gehen, habe er noch viel mehr Ideen zum Umsetzen, so Löffler.

Da im Arbeitsalltag von Meinrad Löffler einige Verpflichtungen wegfallen, habe er mehr Freizeit. "Auf einmal habe ich die Wochenenden ganz frei. Das ist schon lange nicht mehr vorgekommen", erzählt er. Sein Terminplan sei vor der Pandemie mit Terminen an jedem Wochenende prall gefüllt gewesen.

Die Situation ist für ihn selbst ungewohnt, da er es schon viele Jahre gewohnt sei und freie Wochenenden eigentlich nur vom Urlaub kenne. Die neu gewonnene Zeit verbringt er mit seiner Frau gerne auf Wanderungen und bei regelmäßigen Abendspaziergängen. Zudem nutzt er die Zeit, um wieder regelmäßig zu üben und fitter am Instrument zu sein. "Das ist etwas, das ich gerne beibehalten möchte," erklärt er.

Zu Beginn des Lockdowns habe er sehr viele Online-Konferenzen, hauptsächlich mit dem Landesverband der Musikschulen, gehabt. Dieser Austausch habe ihm gut getan. Er glaube, dass die zeitnahen Lockerungen zugunsten der Musikschulen ohne eine so professionelle und tolle Arbeit des Landesverbands wohl nicht möglich gewesen wären.

Gartenparty als Wunsch

Wenn die Corona-Pandemie vorbei ist, möchte er gerne eine Party im Garten veranstalten. "Ein schönes Fest mit Freunden in einer ungezwungenen Atmosphäre, das würde mir schon sehr gut gefallen."

Dass der Kontakt zu anderen zurzeit nur sehr spärlich und in keiner Weise unbeschwert stattfinden könne, stimme ihn schon nachdenklich. Trotzdem sei es ihm sehr wichtig, all jenen zu danken, die in der derzeitigen Situation so viele und gute Entscheidungen getroffen hätten, sei es im Gesundheitswesen oder in der Politik die Kanzlerin und die Länderchefs.

Er selbst sei stolz in einem Land zu leben, in dem in solchen Ausnahmesituationen mit der nötigen Weitsicht gehandelt werde. Aus diesem Grund könne er die derzeitigen Verschwörungstheorien, die kursierten, nicht nachvollziehen.

Um so wichtiger sei es für ihn, sich und anderen weiterhin bewusst zu machen, "dass wir im Verhältnis zu anderen Ländern europa- und weltweit noch sehr gut dastehen." Man müsse sich immer bewusst machen, dass es sich beim Coronavirus um eine gefährliche Krankheit handele, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden solle.