Für Heiner Giese ist die Kirche St. Maria ein Unikat. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche St. Maria: Heiner Giese berichtet zum 175. Weihejubiläum über die Entstehungsgeschichte

Als einen Teil spätklassizistischen Erbes in Schramberg kann die Gemeinde das 175-jährige Weihejubiläum der Pfarrkirche St. Maria feiern.

Schramberg (czh). Stadtarchivar Carsten Kohlmann sah bei seinem historischen Vortrag zum Weihejubiläum in dem Kirchenbau von 1841 ein markantes Gebäude für den "Stadtumbau 1840 plus" in Mitten des aufstrebenden Marktfleckens Schramberg.

Auf Einladung des Museums- und Geschichtsvereins in Kooperation mit dem Stadtarchiv werde Architekt Heiner Giese aus Rottenburg in seinem Vortrag "Sakraler Ort und rationaler Raum" die besondere Bedeutung der Kirche vorstellen, kündigte Kohlmann den weiteren Verlauf des Abends an.

Im Königsreich Württemberg wurden Anfang des 19. Jahrhunderts bis etwa 1840 die sakralen Orte für alle Glaubensrichtungen nach einem gleichen Plan als rationaler Raum gebaut. Im Staatskirchenbau entstanden nach einem Rasterplan viele gleichartige Kirchenbauten in Württemberg. Erst die Pfarrkirche in Schramberg markiere einen Wendepunkt im Kirchenbau, hob Heiner Giese, langjähriger Diözesanbaumeister in Rottenburg, hervor. 1832 empfahl der Kirchenstiftungsrat, in Schramberg eine größere Kirche zu bauen. Pfarrer Josef Herlikofer zeigte sich als Triebkraft für eine neue Kirche auf einem Platz an der Schiltach neben der alten Kirche St. Nikolaus. Baupläne von Bauinspektor Carl Christian Nieffer lagen um 1835 vor. Nach seinen Plänen wurden beispielsweise auch die neue Kirche St. Michael in Aichhalden gebaut. Damals gab es Pläne für einen Dombau in Rottenburg, die aber nicht realisiert wurden. Trotzdem flossen Teile des Plans in den für die neue Kirche in Schramberg ein. Hohe Räume sollten die Erhabenheit einer Königshalle ausdrücken und den Blick der Gläubigen nach oben richten.

So entstand zwischen 1838 und 1841 unter Bauführer Franz Storz das neue Kirchengebäude St. Maria, eine dreischiffige Basilikakirche im spätklassizistischen Stil. Geweiht wurde die Kirche am 22. Oktober 1844 von Bischof Keller. Sie blieb ein Unikat, ihre Pläne wurden nicht in anderen Kirchenbauten vervielfacht.

Nach der deutschen Revolution 1848/49 kam es zu einer Trennung kommunalen und kirchlichen Eigentums. Die Gemeinden wählten dann für ihre Kirchen ihre eigene Form, auch um darin die eigene Identität auszudrücken.

Mit einer Postkarte würdigt das Stadtmuseum das Jubiläum 175 Jahre Pfarrkirche St. Maria. Die Lithografie von Karl Isaak Kunz zeigt das spätklassizistische Schramberg um 1845.