Alles Weinen und Wehklagen der Elfer half nichts –­ die Fasnet ist vorbei. Darüber tröstete zumindest der Ritterschlag des Oberbürgermeisters etwas hinweg. Foto: Fritsche

Erste Amtshandlung: Elferräte zu Rittern geschlagen. Rollmops-Aspirin-Schokolade-Orden verliehen.

Schramberg - Der Chef des Rathauses ist wieder der Oberbürgermeister. Als erste Amtshandlung schlägt er die Elferräte zu Rittern des Herzogtums.

Aschermittwochmorgen, die Straßen in Schramberg sind dank des hervorragend organisierten Bauhofs schon wieder blitzsauber, an der Schiltach werden die letzten Tribünenteile abgebaut. Oberbürgermeister Thomas Herzog wartet im Rathaus auf den Elferrat, er will die Stadtschlüssel zurück. In Frack und Zylinder, weinend zum Herzerbarmen, die Tränen mit großen Taschentüchern trocknend, treten die Elferräte im Arbeitszimmer des Oberbürgermeisters an. Beiläufig registrieren sie, dass auf dessen Schreibtisch tatsächlich die Hansel-Maske liegt, die ihm der Elferrat am Fasnetssamstag überreicht hatte, um ihn ans Narrenmuseum zu erinnern.

"Während wir die Stadt regierten, hast Du auf Plätzen, Straßen und an der Schiltach gezeigt, dass auch Du ein guter Narr bist. Jetzt geben wir Dir den Rathausschlüssel gerne zurück, weil wir wissen, dass er bei Dir in den richtigen Händen ist. Auch außerhalb der Fasnet wird Schramberg mit Dir als OB bestens regiert, wenn auch der eine oder andere Widersacher das anders sehen mag", erklärt Zunftmeister Michal Melvin und verweist ausdrücklich auch auf sein eigenes gutes persönliches Verhältnis zum Oberbürgermeister.

So wie die Gezeiten im Meer flute die Fasnet in Schramberg einmal im Jahr in die Stadt. Auch diesmal hätten alle aktiven Narren wieder alles gegeben. Ob Wagenbauer, Rumziehgruppen oder Laien, die im Wirtshaus oder auf der Bühne eines vollen Saals etwas vortragen, alle hätten das gleiche Ziel: Anderen Menschen eine Freude zu machen. So würde aus einem vielgliedrigen Gesamtkonstrukt eine tolle Sache, die da Fasnet heiße, und eine gewaltige Plattform biete für zwischenmenschliche Beziehungen. Die Fasnet sei dazu da, dass mehr Herzen zueinander finden als getrennt werden, ohne soziale oder migrationsbedingte Schranken. "Das ist der Geist der Schramberger Fasnet. Wenn es uns gelingt, den zu bewahren, haben wir alles richtig gemacht", betont Melvin.

Der Oberbürgermeister hört aufmerksam, fast respektvoll zu. Seine Entgegnung ist kurz, aber herzlich: "Mir hat die Fasnet ganz viel Spaß gemacht, danke für die tolle Zeit. Und auch meine Kinder, die ich diesmal mitgenommen habe, kommen so langsam rein". An dieser Stelle nutzt Herzog die Gelegenheit, zwei seiner Zöglinge schon mal für die nächste Fasnetsaison als Brueli anzumelden. "Gut war auch, dass es nicht nur eine schöne, sondern gleichzeitig friedliche Fasnet war, die Polizei war zufrieden mit den Narren", endet Herzog seine Ansprache.

Dann öffnet sich die Tür und zur Überraschung der Elfer bringen Herzogs Mitarbeiterinnen auf einem Brokatkissen das große Schwert herein. Damit schlägt Herzog alle anwesenden Elferräte nacheinander zu Rittern des Herzogtums Schramberg. Zum Zeichen ihrer neuen Würde hängt er jedem den quadratischen Ritter-Schokolade-Orden der Sorte Rollmops-Aspirin um, als Schramberger Elferrat-Edition mit regenerierenden Eigenschaften.

Anschließend bei der traditionellen Runde aus Bier in Sektgläsern kommt es zum lockeren Austausch in kleinen Gruppen, auch mit Blick auf die Zukunft der Fasnet. Weil Schramberg zu Vorerösterreich gehörte, gingen in der Vergangenheit die für die Fasnet schwierigen vom Pietismus geprägten Zeiten an der Stadt vorbei, die Fasnet konnte sich immer entfalten. "Heute kann es allerdings beim großen Einfluss der neuen elektronischen Medien schwieriger werden, Fastnachtsbegeisterte zu finden, die musikalisch sind , dichten und humorvoll auftreten können", sinniert Zunftmeister Melvin.

Zu abschließenden Betrachtungen zieht er dann mit seinen Elfern in das Gasthaus Zum Spunden. Am Vorabend war im Nachbargasthaus Braustube Schraivogel kurz vor der Eröffnung der Rattenball abgesagt worden. Grund war der schwere gesundheitliche Notfall eines Schramberger aktiven Narren. Die Elferräte sind in ihren Gedanken auch bei ihm.