Enormes Interesse weckte die Kandidatenvorstellung in der Halle. Viele Besucher mussten stehen, da aus Brandschutzgründen nicht mehr Stühle aufgestellt werden durften. Fotos: Dold Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Großer Andrang bei der Vorstellung in der Halle / Viele Fragen an die Kandidaten, auch zum Thema Ortsvorsteher

Tourismus, Ortsvorsteher, Jugend oder Windkraft: An Themen herrschte kein Mangel, zu denen die Kandidaten für die Wahl des Oberbürgermeisters befragt wurden – und somit auf Herz und Nieren geprüft wurden, was sie insbesondere in Tennenbronn vorhaben.

Schramberg-Tennenbronn. Die Sitzplätze waren rasch belegt und so mussten viele Besucher das Geschehen im Stehen verfolgen. Spannend waren vor allem die Fragen aus dem Publikum, auf die die Kandidaten in abwechselnder Reihenfolge spontan antworten mussten.

Ortsvorsteher

Das größte Raunen ging durchs Publikum, als sich Markus Klausmann vom Oberjosenhof zum Thema Ortsvorsteher erkundigte. Er habe eigentlich gehofft, dass jemand anders diese Frage stelle, die sicher nicht nur ihn beschäftige. "Soll er ein Repräsentant der Stadt Schramberg sein oder darf er für die Belange der Bürger einstehen? Und wenn er nach vier Wochen von der Stadt keine Antwort erhält: Darf er dann auch penetrant nachfragen?"

Dirk Caroli meinte, der Ortsvorsteher müsse den Ort repräsentieren und die Belange der Bürger an die Stadt weiter geben. "Er soll sich um den Ort kümmern", stellte er klar. Zudem solle nicht der Gemeinderat über jede Parkbank in Tennenbronn entscheiden müssen. Das sei Aufgabe des Ortschaftsrats.

Thomas Herzog sah die Rolle so: "Er ist Vorsitzender des Ortschaftsrats und leitet die Ortsverwaltung, ist aber auch Teil der Stadtverwaltung." Er sollte Anliegen sammeln und bereits daraufhin filtern, was machbar sei. Ein hauptamtlicher Ortsvorsteher sei im Übrigen besser eingebunden in die Stadtverwaltung, da er beispielsweise in den Konferenzen der Fachbereichsleiter dabei sei.

Dorothee Eisenlohr sagte, dass der Ortsvorsteher die Anliegen aufnehmen oder selbst lösen müsse. Er müsse mit der Stadtverwaltung gut vernetzt sein, bürgerfreundlich und serviceorientiert sein und für Tennenbronn etwas bewegen.

Tourismus

Gerhard Schwarz erkundigte sich nach Ideen für den Tourismus.

Die Gesamtstadt könne hier mit dem Freibad Tennenbronn, dem Hallenbad Sulgen und der Museumslandschaft Schramberg punkten, sagte Thomas Herzog. Er verwies zudem auf die geplante stündliche Buslinie von Tennenbronn in die Talstadt, mit der Tennenbronner Touristen die Angebote in Schramberg nutzen könnten.

"Als Stadt können wir das nicht alleine wuppen. Wir müssen das mit den Gastgebern anpacken", befand Dorothee Eisenlohr. Zudem müsse der Arbeitskreis Tourismus genutzt werden. Manches lasse sich auch kombinieren: Zum Beispiel, wenn Geschäftsreisende in Sulgen seien und das Wochenende in Tennenbronn dranhängten.

Dirk Caroli war die Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Tourismus wichtig. "Wir müssen die Marke Tennenbronn und Schramberg im Tourismus bekannt machen", sagte er. Mit Unternehmen müssten hier Konzepte entwickelt werden.

Wohnen

Gisela Ehmann verwies auf die schwierige Zufahrt zum Gebiet Bergacker mit dem schlechten Straßenzustand und den parkenden Autos, die sich ihrer Meinung nach mit den neuen Bauplätzen noch verschlimmern dürfte.

Von diesem Problem erfahre sie zum ersten Mal, bekannte Dorothee Eisenlohr. Um eine solche Zufahrt müsse man sich zwingend kümmern, was Fachbereichsleiter Rudolf Mager sicher gerne aufnehme.

"Das hat Ansätze von einer Schlaglochpiste", wusste Dirk Caroli. Er schlug eine Dünnschichtasphaltierung vor, um die ärgsten Probleme zu lösen.

Man habe nicht viele Möglichkeiten für die Entwicklung von Wohnbau, meinte Thomas Herzog. Die Straße dorthin könne mit der Ausschreibung und Erschließung komplett fertig gestellt werden.

Jugend

Kerstin Heinlein erkundigte sich nach der Politik für die Jugend – abseits von Wahlkampf-Phrasen.

Die Jugendlichen oder deren Eltern könnten gerne ihre Bedürfnisse äußern. Die "älteren" Jugendlichen wünschten Räume für Treffs, die Jungen Spielplätze. Sofern Haushaltsmittel vorhanden seien, wolle man den Wünschen gerne nachkommen, so Herzog.

Sie wolle die Jugendlichen gerne beteiligen, meinte Dorothee Eisenlohr, sei aber kein Fan eines Jugendgemeinderats. "Eine offene, spontane Form ist mir lieber", sagte sie. Für die Belange der Jugend könne die Stadt ein Budget zur Verfügung stellen.

Dirk Caroli hingegen hält viel von einem Jugendgemeinderat. In seiner Heimatstadt Villingen-Schwenningen mache dieser effiziente Vorschläge und biete die Chance zur Beteiligung.

Ärzteversorgung

Danny Barowka fragte an, wie sich die Kandidaten die Versorgung mit Ärzten vorstellen, da viele davon bald im Rentenalter seien.

Man müsse frühzeitig anfangen, Nachfolger für die Praxen zu finden, empfahl Caroli. Viele Ärzte wollten auf freier Basis oder in einem Medizinischen Versorgungszentrum arbeiten.

Rechtzeitige Gespräche erachtete auch Herzog als wichtig. Die Stadt habe Kontakte zu einem guten Büro, wodurch beispielsweise ein Kinderarzt für das künftige Medzentrum vermittelt werden konnte.

Eisenlohr sah das Regiodoc-Modell als zukunftsträchtig. Den klassischen Landarzt, der auch abends und nachts zur Verfügung stehe, gebe es immer seltener. Schramberg gelte im Moment als gut versorgt, weil noch viele Ärzte da seien. Allerdings müsse man sich jetzt einsetzen, bevor die Ärzte in Ruhestand gehen.

Krone-Areal

Robert Hermann wollte wissen, was die Kandidaten mit dem Krone-Areal vorhaben.

Dirk Caroli sagte, in der derzeitigen Null-Zins-Phase suchten Investoren nach Sachwerten wie dem Krone-Areal. Zuerst müsse mit dem Ortschaftsrat über Möglichkeiten gesprochen werden, dann sei der Gemeinderat am Zug. Aber das werde sich alles nicht innerhalb von zwei Monaten umsetzen lassen.

Das Krone-Areal sei eine wichtige Entwicklungsfläche, befand Thomas Herzog, die denkmalgerecht erhalten werden müsse. Die Vereine suchten Räume, was hier eventuell möglich sei. Mit dem Projektentwickler müssten im Herbst Gespräche stattfinden.

Dorothee Eisenlohr sprach sich für eine Kombination aus privatem Investor, die Nutzung von Förderprogrammen und einer touristischen Nutzung aus. Denkbar seien auch ein Hotel oder barrierefreie Wohnungen.

Bürgernähe

Reiner Jörg sprach die Bürgernähe an. Ob es diese nur vor der Wahl und kurz danach gebe, wollte er wissen.

Dorothee Eisenlohr berichtete, dass sie derzeit nachts noch Whatsapp-Nachrichten von Bürgern beantworte, weshalb sich ihr Freund schon beschwere. Sie möge nun einmal Menschen und wolle sie bei Bürgerbeteiligungsprozessen einbinden. "Bei kleinen Dingen möchte ich zügig helfen", versprach sie.

Dirk Caroli sagte, er müsse sich beim Thema Bürgernähe nicht verstecken. Er fahre unter anderem Einsätze für das DRK. Es werde bei ihm keine politischen Entscheidungen geben, bei denen die Bürger nicht zuvor befragt worden seien.

Die Entscheidungen treffe der Gemeinderat, sagte Thomas Herzog. Allen, die mit seiner Bürgernähe nicht zufrieden seien, verwies er auf die Stadtspaziergänge zur Bewerbung um die Gartenschau, die Bürgersprechstunden und die Bürgerbeteiligung zum Hallenbad "badschnass". Ansonsten sehe er es wie der Freund von Dorothee Eisenlohr, dass irgendwann auch mal Schluss sein müsse.

Windkraft

Peter Buchholz erkundigte sich nach der Einstellung zu "Windindustrieanlagen".

Dirk Caroli meinte, Windräder würden oft still stehen und schadeten manchmal der Tierwelt. "Nicht überall, wo es Wind gibt, helfen solche Anlagen der Natur", meinte er.

Es seien auf der Falkenhöhe Windkraftanlagen entstanden und neue genehmigt, sagte Thomas Herzog. "Tennenbronn hat genug geleistet", meinte er. Wenn Gutachten besagten, dass neue Anlagen entstehen müssten, dann müssten Standorte mit den Bürgern diskutiert werden.

Das Thema Windkraft spalte sogar die Grünen, meinte Dorothee Eisenlohr. Hier müsse im Einzelfall abgewogen und die Bürger beteiligt werden. Es gehe um den Gegensatz zwischen der Verschandelung der Landschaft und den Vorzügen regenerativer Energien.

Musikschule

Gertrud Kasper, Verwaltungsleiterin der Musikschule Schramberg, fragte an, was die Kandidaten mit der Musikschule vorhätten.

Das sei eine Bildungseinrichtung, sagte Thomas Herzog, die aus dem kulturellen Leben nicht wegzudenken und somit mehr als eine freiwillige Aufgabe sei.

Dorothee Eisenlohr habe kürzlich ein Konzert von Musikschülern besucht und dabei sogar vor Rührung weinen müssen. Die Förderung der Musikvereine sei nur formal freiwillig, aber sehr wichtig.

Die Musik sei ein elementarer Bestandteil bei der Erziehung von Kindern, meinte Dirk Caroli, und sei somit mehr als eine reine Pflichtaufgabe.