Masken und Kleidle haben vor Gericht bestanden. Nun steht in der "Braustube" der Schlag durch Zunftmeister Michael Melvin (rechts) bevor. Fotos: Riesterer Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Knapp 30 Kleidlesträger kommen zum Hanselschlag / Vier Narren von Verbandsvertreter geehrt

Aller Anfang ist schwer. Davon kann auch Udo Neudeck ein Liedchen singen, wenn er montags vor dem "Schmotzigen" die neuen Kleidlesträger und Hanselgilde-Anwärter vor das "hochpeinliche Prüfungsgericht der Narrenzunft Schramberg" führt.

Schramberg. Denn groß ist die Aufregung natürlich besonders beim Narrensamen, der vor den "Großen" den Gang in den Nebenraum der "Braustube" vor die prüfenden Augen der Obernarren und Elferräte um Ehrenzunftmeister Hubert Dold und Zunftmeister Michael Melvin antritt. So wollten sich etwa bei einem kleinen Da-Bach-na-Fahrer zum Umdrehen partout die Beinchen nicht mitbewegen – da half auch das gute Zureden des eigenen Papas sowie des stellvertretenden Zunft- sowie Zeremonienmeisters Neudeck erst mal nicht.

Letztlich meisterten aber alle ihren Auftritt mit Bravour und wurden als würdig befunden, der Hanselgilde der Narrenzunft Schramberg anzugehören. 27 neue Kleidlesträger waren zum Hanselschlag gekommen. Vor allem mit dem zahlreich angetretenen Narrensamen zeigt sich Zunftmeister Melvin sehr zufrieden: "Es ist wirklich wunderbar, dass wir so viele kleine Kleidlesträger neu schlagen durften. Eine Schrambergerin, die in Stuttgart wohnt, ist extra mit ihrem Kind hierhergefahren – und danach wieder nach Stuttgart zurück."

Der Prüfung folgten der zeremonielle Schlag mit dem Brezelstecken, ein Eintrag ins Narrenbuch sowie der Stempel ins Kleidle und das Brandzeichen in die Maske.

Noch bevor Zuber, Schirm, Gschell und Co. auf Herz und Nieren geprüft wurden, kam vier verdienten Schramberger Narren eine große Ehre zuteil: Rudi Maurer, Vertreter der Landschaft Schwarzwald innerhalb der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), hatte für diese neue Ehrennadeln mitgebracht.

Ein Exemplar in Bronze erhielt Siegmund Brändle, unter anderem seit 1993 Mitglied der Hanselgilde, seit 2011 Fundus-Chef und kurz vor seiner 29. Runde als Schlussfahrer der Da-Bach-na-Fahrt. Ebenfalls die Ehrennadel in Bronze erhielten für ihren vielfältigen Einsatz die Elferräte Dieter Neiniger, der etwa seit mehr als zehn Jahren die Lokalfasnet mit der Aktion Narrentreff organisiert, und Tobias Dold, der als engagierter Vertreter des Brauchtums den jährlichen Kilbe-Umzug wiederbelebt hat oder jährlich mit Besuchen den Schramberger Schülern die Fasnet näher bringt.

Zum "Urgestein der Schramberger Fasnet", Kurt Rapp, nannte Maurer beeindruckende Zahlen: mehr als 40 Jahre im Hanselausschuss. Seit 1969 in der Hanselgilde. Seit 35 Jahren stellvertretender Hanselmeister. "Du hast in unzähligen Stunden Arbeit über viele Jahre hinweg alles organisiert, was mit der Straßenfasnet zu tun hat", betonte Maurer. Darunter Busse für die Narrentreffen, das Bestellen von Auswurfmaterial, das Führen der Sprungstatistik und vieles mehr. Für dieses Engagement erhielt Kurt Rapp die Ehrennadel der VSAN in Silber.

"Der Stellenwert der Schramberger Fasnet ist immer noch groß, das freut mich. Die Zunft hat viel Kontinuität, auch bei den Verantwortlichen. Das hat man bei den Ehrungen gesehen – Rudi Maurer von der VSAN hat es ja auch angesprochen: Ein Kurt Rapp, der seit mehr als 40 Jahren seinen Dienst tut – das ist etwas wirklich besonderes", betont Zunftmeister Melvin.

Auch die Jung-Elfer Michael Wald und Fabian Riesterer wurden mit der Übergabe des Elfer-Ordens offiziell in deren Reihen sowie Christoph Huber bei den Obernarren willkommen geheißen.