Diejenigen, die nicht schon von jung auf Fußball spielen, steigen später auch nicht mehr ein. Foto: Archiv

Werbeaktionen an Schulen erfolgreichere Nachwuchs-Werbung. Zurückgehende Kinderzahl macht Sorgen.

Schramberg - Die Weltmeisterschaft ist vorbei, allerdings könnte, so stellt es sich der Deutsche-Fußball-Bund vor, das Großereignis durchschlagen und den Vereinen Zuwachs bescheren. Die befragten Vereinsvorsitzenden sehen dies eher skeptisch. "Wir gewinnen eher durch Aktionen in der Schule neue Mitglieder", sagt Christian Blessing, Vorsitzender der Spielvereinigung 08 Schramberg. Er glaubt nicht, dass die WM die Zahl der jungen Spieler im nächsten Jahr erhöht. Probleme mit der jüngeren Jugend habe die Spielvereinigung keine, so Blessing. "Es gibt schon jetzt zahlreiche Kinder, die Fußball spielen wollen". Wer nicht von Anfang an dabei sei, der komme später auch nicht mehr dazu, ist seine Erfahrung. "Außer durch Zuzüge gibt es in den ältern Jugendbereichen keine Verstärkung mehr", weiß er aus jahrelanger Erfahrung.

Dass das Konzept mit der WM junge Spieler bringen könne, kann er sich eher in den Großstädten vorstellen, als auf dem Land. Er sieht auch stärker das Problem bei älteren Jugendlichen. Wer heute 15 oder 16 sei, der habe oft schon zehn Jahre Fußball gespielt – und dann keine Lust mehr. Früher habe man später angefangen und deswegen oft länger mitgemacht. Heute jedoch gebe es bei den Bambini keine Grenze nach unten – deswegen sei vom württembergischen Verband jetzt auch angepasst worden, dass bei den Bambini künftig in der Halle nur noch mit drei gegen drei gespielt werde – aber dafür auf zwei nebenanderl iegenden Spielfeldern.

Der Vorsitzende des Sportvereins Rötenberg (SVR), Stefan Wiedmann, verspricht sich ebenfalls keinen großen Zuwachs durch die WM. "Wir haben mehr oder weniger alle Kinder im Verein", es gebe fast keine weiteren Kinder mehr im Ort. Dabei hat Wiedmann schon jetzt die Situation, dass der neben Fußball auch weitere Sportarten anbietet, in Rötenberg kaum andere Sportvereine als Konkurrenz hat. Und so "bringt einer den anderen mit", sieht Wiedmann noch eine gute Chance für den Fußball, der seit diesem Jahr in allen Stufen in einer Spielgemeinschaft mit Aichhalden organisiert ist. Wiedmanns Problem ist weniger ein bisher fehlendes Interesse am Fußballsport, sondern der Rückgang der Kinderzahlen.

"Der WM-Sieg kam bei Kinder und Jugendlichen sicher super an", sagt der Vorsitzende des Spielvereinigung Schiltach, Roland Moser. Auch sein Verein hat mit der rückgängigen Geburtenrate zu kämpfen. Hinzu komme auch noch die Ganztagsschule, die teilweise in die bisherigen Trainingszeiten hineinreiche. Zudem wollten die Kinder dann nicht noch zudem eine weitere Belastung durch das Fußballtraining. Mit 16 sei es dann darüber hinaus oft erforderlich, außerhalb des Wohnorts die Schule zu besuchen, später dann zu studieren, dies wirke sich auf die kleinen Vereine ebenfalls aus, so Moser. Und so sieht er mit "etwas flauem Magen" in die Zukunft – auch hinsichtlich des Ehrenamts. In einem Ort wie Schiltach gebe es eben eine große Konkurrenz der Sportvereine.

Vorteile, so glaubt Moser, könnten die Vereine aus der Fifa-Weltmeisterschaft ziehen, die den Sprung in eine "professionelle" Schiene in der Jugendarbeit gemacht hätten, für alle anderen "bleiben nur die guten Erinnerungen".