Was verursachte den Hangrutsch am Burgweg? Die Ursachenforschung läuft. Foto: Dold

Geologe wird Hang am Burgweg untersuchen. Anwohner hat Ziegen im Verdacht: "Destabilisieren Boden"

Schramberg - Howard Nagel ist besorgt: Ziegen wühlen den Hang oberhalb des Burgwegs auf und schädigen die Grasdecke. So werden Schlammlawinen begünstigt. Findet zumindest Nagel. Andere Stimmen hingegen machen die Niederschläge verantwortlich.

Eine solche Meinung lässt Howard Nagel aber nicht gelten. "Da braucht es nur etwas gesunden Menschenverstand und genaues Hinschauen: Immer wieder bröckelt Erde nach unten, wenn die Ziegen den Hang entlang laufen. Zudem reißen sie an den Gehölzen herum, was den Boden weiter destabilisieren dürfte", sagt der Anwohner.

Die Ziegen sind dort sozusagen im öffentlichen Auftrag unterwegs. Sie sollen die Landschaft offen halten, die ohne Beweidung immer mehr zuwachsen würde. Zudem soll der Hang durch die Ziegen gar stabilisiert werden.

Die Deiche und deren Vorland an der Nordseeküste werden eigens mit tausenden von Schafen beweidet, um so eine bessere Festigkeit und Durchwurzelung zu erreichen. In Schramberg habe es die vergangenen Wochen außergewöhnlich viele Niederschläge mit Regen und Schnee gegeben, die den Boden aufgeweicht und so aller Wahrscheinlichkeit nach ins Rutschen gebracht haben, sagt ein Geograf und Geologe aus der Region. Es sei ein außergewöhnlich feuchter Winter, was solch ein Ereignis begünstige.

Übrigens: Auch der schwere Erdrutsch bei der "Schönen Aussicht" im Jahr 2012 ereignete sich im Winter. Das ist zumindest ein Indiz dafür, dass die Gefahr steigt, wenn die Hänge kahler sind und es zusätzlich viele Niederschläge gibt.

Geologe geht der Sache auf den Grund

Ein Geologe des Regierungspräsidiums Freiburg wird sich am heutigen Mittwoch den Hang anschauen und der Sache auf den Grund gehen. Spätestens dann sollte die Ursache für den Erdrutsch – Ziegen oder Niederschläge – feststehen.

Außerdem soll auf dessen Gutachten hin darüber beschlossen werden, ob weitere Maßnahmen notwendig sind. Dann wollen auch Vertreter der Landschaftserhaltungsverbände Stellung beziehen.

Howard Nagel hingegen verweist auf die durchaus kritische Schramberger Tektonik mit der Gesteinsschicht, dem sogenannten Rotliegenden. Dieses sei teilweise instabil. "Es hat schon mehrere Hangrutsche gegeben. Ich mache mir Sorgen, ob die Behörden das richtige Bewusstsein dafür haben", sagt Nagel.

Er befürchtet eine Verschärfung der Situation durch die weltweite Klimaveränderung, die immer mehr Hangrutsche und Überschwemmungen mit sich brächten. "Es scheint mir dringend geboten, die tektonischen Rahmenbedingungen genau im Auge zu halten, damit keine hohen Sach- oder gar Personenschäden entstehen können", unterstreicht Nagel.

Unterdessen ist die Situation am Burgweg und der Rochus-Merz-Straße fürs Erste bereinigt. Der Bauhof räumte am späten Montagabend den Morast per Schaufellader und Transportbehälter beiseite. Die Firma Bantle errichtete Prallwände, um die Straße vor einem eventuellen weiteren Abrutschen des Hanges zu sichern.

Die Strecke am Burgweg blieb am Dienstag bis 12 Uhr gesperrt. "Seitdem ist die Straße wieder komplett frei", sagte Susanne Gorgs-Mager, Pressesprecherin der Stadt. Zudem sei die Straße gereinigt worden, so gut es auf die Schnelle ging.

Die Hochwassersituation entspannte sich am Dienstag wieder leicht, nachdem am späten Montagabend das Wasser in reißenden Strömen durch die Schiltach schoss.