Das Programm ist sachkundig zusammengestellt und gefällt dem Publikum. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Evangelische Kantorei Schramberg und Bläserensemble der Stadtkirche schlagen gekonnten Bogen / Herrliche Überstimme

Einen würdigen Ausklang des Jubiläumsjahres "500 Jahre Reformation" schufen die Sänger der evangelischen Kantorei Schramberg und das Bläserensemble der Stadtkirche.

Schramberg. Unter der Leitung von Bezirkskantorin Judith Kilsbach sangen und musizierten sie unter dem Leitwort "Verleih uns Frieden" gemeinsam in der evangelischen Stadtkirche bei einem Gedenkkonzert mit Musik aus 500 Jahren Reformation.

Mitwirkende waren außerdem Andrea Jäckle an der Heintz-Orgel und Ralf Kappler am Schlagzeug, der auch im Chor mitsang. Das sorgfältig und sachkundig zusammengestellte Programm enthielt Originallieder von Martin Luther. Die stilistische Bandbreite reichte von der Einstimmigkeit bei Luther über Sätze aus Renaissance, Barock und vom Wiederentdecker Bachs, Felix Mendelssohn Bartholdy, bis in die Gegenwart. Insgesamt rankte sich das Programm um die Luther-Lieder "Nun komm, der Heiden Heiland", "Ein feste Burg ist unser Gott" und "Verleih uns Frieden" und den später entstandenen Choral von Philipp Nicolai "Wachet auf, ruft uns die Stimme".

Dazwischen schlugen die Ausführenden den Bogen mit passenden Werken großer Kirchenmusiker und Komponisten der Gegenwart.

Eröffnet wurde das Konzert mit dem archaisch wirkenden einstimmigen Hymnus "Nun komm, der Heiden Heiland", vorgetragen von der Männerschola. Die weiteren Strophen übernahm die gesamte Kantorei in einem schönen vierstimmigen Satz von Melchior Vulpius. Die Orgelsolistin interpretierte die Weise in einer ungemein festlich mit Trillern und Verzierungen ausgeschmückten Melodik aus den "Leipziger Chorälen" von Bach. Weiche Unterstimmen umspielten den Cantus firmus im Flötenregister.

Zum Abschluss des ersten Teils stellte das Bläserensemble, unterstützt vom jazzigen Drive des Schlagzeugs, den Choral in der modernen Instrumentalfassung von Mike Schoenmehl vor, einmal traditionell und danach im bewegten rhythmisch-synkopierten Stil. Ein herrlicher Hörgenuss war die doppelchörige Motette über Psalm 98 "Singet dem Herrn ein neues Lied".

Harmonische Fassung

Den folgenden drei Kompositionen lag das wohl bekannteste Lied von Luther, "Ein feste Burg ist unser Gott", zugrunde. Das Bläserensemble stellte den Choral in der Eröffnungsmusik von Traugott Fünfgeld in einer sehr harmonischen Fassung vor, wobei sich über den sonoren Klängen von Horn, Tuba und Posaunen in sauberem Zusammenspiel die festlichen Trompetenstimmen erhoben.

Die Orgelsolistin übernahm die instrumentale Fassung von Strophe zwei aus den "Schübler Chorälen" von J. S. Bach.

Die Melodiestimme unter der kunstvoll verzierten Überstimme mit ihren herrlichen Trillerfiguren klang wie von einer menschlichen Stimme gesungen. Immer neu setzte die kunstvolle Überstimme über dem Generalbass in unerschöpflichen Auf- und Abstiegen an. Strophe drei brachte eine weitere Steigerung durch die orgelbegleitete Chorfassung aus der gleichnamigen Kantate.

Das Gloria erklang in intensiver Mehrstimmigkeit mit herrlicher Überstimme. Gleichsam als Zusammenfassung und Vorgriff auf Kommendes brachte das Bläserensemble in der "Reformationsintrade" eine moderne Selektion aus den wichtigen Luther-Gesängen "Ein feste Burg", "Nun freut euch, lieben Christen g’mein" und "Verleih uns Frieden" zu Gehör.

Die Originalkomposition zum Reformationsjubiläum 2017 mit dem Titel "Da ist Freiheit" wurde zu einem besonderen Höhepunkt. Im Zusammenwirken zwischen Kantorei, Bläserensemble und Schlagzeug erklang mal in straffem, mal lockerem Rhythmus im Wechsel zwischen instrumental begleitetem Gesang und A-cappella-Vortrag ein mitreißender Chor, der den Zusammenhalt der Menschen unter Gottes Führung zum Inhalt hatte.

Schwingender Dreitakt

Abwechslungsreich wurde auch der Psalm 103 "Lobe den Herren" in der modernen Fassung von Traugott Fünfgeld interpretiert. Rhythmusbetont im schwingenden Dreiertakt erklang der erste Vers, mit polyfonen Einsätzen der Vers "Er hat seine Wege Mose wissen lassen". Die Sing- und Bläserstimmen wurden weich und expressiv beim dritten Vers, der vom Erbarmen des Vaters sprach. Im festlichen Sound erklang das "Ehr sei dem Vater".

Am Ausklang des beeindruckenden Konzerts stand das Luther-Lied "Verleih uns Frieden gnädiglich", das von der Frauenschola sauber einstimmig intoniert wurde. Die Bläser verliehen mit ihrem kraftvollen vierstimmigen Satz der Melodie ein harmonisches Gefüge. Zum Abschluss ließen Chor und Organistin die Kantate von Felix Mendelssohn Bartholdy zu diesem Choral erklingen. Die Orgelstimme, anfangs verhalten und gemessen, wurde zunehmend farbiger und lieblicher, die Chorstimmen mit kanonischen Einsätzen blühten auf und gipfelten in der Aussage "denn du unser Gott alleine". Die Mitwirkenden bei diesem gelungenen Konzert, an ihrer Spitze die musikalische Leiterin, wurden von Claudio Fuchs mit einem Dankwort verabschiedet.