Während die Kunden die Äpfel in den Einfüllschacht kippen, packen Sabine und Frank Günter (hinten) die Apfelmaische in Tücher, aus denen der Saft gepresst wird. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Mostbetrieb in Sulgen hat bereits geöffnet / Für 100 Kilogramm Äpfel gibt’s sieben Euro

Bereits seit Anfang August lassen Apfel- und Birnbäume ihre Früchte fallen. "Schuld" daran ist nicht nur die frühere Vegetation, sondern auch der heiße und trockene Sommer.

Schramberg-Sulgen. Wie Frank Günter von der Mosterei in Sulgen erklärt, würden die Bäume in diesem Jahr häufig prall vollhängen, weshalb sie zu ihrem Selbstschutz reichlich Fallobst produzierten. Zu glauben, die Äpfel seien deshalb schon reif, sei jedoch ein Trugschluss. Die Kostprobe eines abgefallenen Apfels oder einer Birne bringe Klarheit. Besitzer von Obstbäumen sollten deshalb mit der Ernte noch etwas warten, rät er.

Auf die besondere Situation in diesem Jahr, und weil Kunden immer wieder bei ihnen anfragten, haben Frank und Sabine Günter reagiert und ihren Mostbetrieb in der Lindenstraße bereits seit dem 18. August geöffnet. "So früh, das hat es in den vergangenen 30 Jahren noch nie gegeben. Auch nicht im Jahrhundertsommer 2003", erinnern sie sich. Noch konzentriert sich das Mosten bei den Günters auf die Wochenenden, ab Mitte September gibt es dann auch Termine unter der Woche abends. Um den vielen Kunden, die nicht nur aus dem Ort und Nachbarkommunen kommen, sondern auch aus Villingen-Schwenningen, Schonach und Furtwangen anreisen, einen guten Service zu bieten, wurde nicht nur die bisherige Packpress-Anlage vor drei Jahren komplett im Edelstahldesign erneuert, sondern auch ein neuer Industriebodenbelag verlegt.

Weil die typischen Mosttrinker allmählich eine Rarität in der Gesellschaft darstellen und der Trend eindeutig zum Genuss von Apfelsaft geht, bietet die Mosterei Günter seit drei Jahren auch das "Bag in Box"-System an. Bei diesem Verfahren wird der Saft der gepressten Äpfel kurzzeitig auf 78 Grad erhitzt, dadurch pasteurisiert und in Plastikbeutel abgefüllt. Die Kunden können so nach kurzer Wartezeit den Saft ihres eigenen Obsts gleich mitnehmen. Bei der Entnahme des Safts zieht sich der Beutel wieder zusammen, wodurch keine Luft eindringen kann und der Saft länger ohne Kühlung haltbar bleibt. Das werde immer stärker nachgefragt, versichert Frank Günter.

Wer jedoch seine Äpfel nicht zu Saft (Most) verarbeiten lassen möchte, und die Mosterei Günter kein Obst ankauft, muss nach Alternativen suchen. Eine Möglichkeit besteht darin, nach dem Entfernen von Dellen und Wurmstellen Apfelmus zu machen, das auch im Winter zu Kaiserschmarren gut mundet.

Alternativen

Eine Annahmestelle für (Fall)-Obst bieten die BayWa-Märkte in Fluorn-Winzeln, Rottweil und Oberndorf. Hier gibt es die Wahl, für die gebrachte Obstware eine Saftgutschrift zu erhalten oder in bar auszahlen zu lassen. Für 100 Kilogramm Äpfel gibt es derzeit sieben Euro. "Ziemlich dürftig", urteilt der Besitzer einer kleinen Streuobstwiese, wenn er die Zeit rechnet, bis diese Menge aufgelesen, sortiert und zur Abnahmestelle gebracht ist. Aber deshalb das Obst einfach auf dem Boden liegen und verrotten zu lassen, findet er die falsche Entscheidung.

Kleinmengen können auf dem eigenen Kompost entsorgt oder gegen Gebühr bei gewerblichen Kompostieranlagen angeliefert werden. Weidetiere wie Pferde, Ziegen und Rinder fressen übrigens gerne Äpfel. Und weil aufgrund der Trockenheit viele Landwirte über knapp werdendes Futter klagen, sind sie nicht abgeneigt, wenn man ihnen das überschüssige Obst vorbeibringt. Es sollte bei den Tierhaltern jedoch vorher angefragt werden, ob Bedarf besteht.