Die kühlen Temperaturen taten der Feierlaune keinen Abbruch. Foto: Bartler-Team

Fans rocken auf Trombach-Höhe zu Metal-Klängen. Auf Campingplatz bibbern angesagt.

Schramberg-Tennenbronn - Bebende Bässe, wehende Mähnen und jede Menge Headbanging: Beim Metalacker in Tennenbronn wird am Wochenende standesgemäß gefeiert.

Freitagabend, 18.15 Uhr. Vor dem Einlass am Trombach haben sich lange Schlangen gebildet, auf dem Festivalgelände tummeln sich zahlreiche Metalfans. Gut 3000 von ihnen werden pro Tag erwartet. Der Himmel sieht dunkel aus, doch das kann die Headbanger nicht erschrecken. Sie haben auf ganz verschiedene Weise vorgesorgt, sollte sich das Open-Air zu einem Schlammcatchen entwickeln. Da wird der Schottenrock mit Gummistiefeln kombiniert, oder der Indiana-Jones-Look mit Staubmantel und Lederhut lebt wieder auf. Manche setzen Akzente mit einer auffälligen Kopfbedeckung, etwa Fliegermützen oder Bollenhüten.

Die kühlen Temperaturen rücken jedoch beim Warm-Up mit der Mörstädter Band Unherz in den Hintergrund. Die Musiker bewegen sich zwischen Rock und Metal und überzeugen durch Melodik und ehrliche Texte mitten aus dem Leben. Über dieses philosophieren sie in "Seite an Seite" mit Zeilen wie "ein Teil einer Geschichte, die immer neu beginnt".

Civil War bieten Powermetall

Mit der Ballade "Ich hebe mein Glas auf diesen Augenblick, salute, macht’s gut" leiteten sie zur rockig-melodischen "Tri State Corner" über, die sich nur schwer in eine Schublade stecken lässt. Mit griechischer Bouzouki-Laute und Trommel bekommt die knackige Rockmusik einen exotischen Touch. Deshalb habe er auch erst nicht gewusst, ob die Band auf den Metalacker passt, meint Frontmann Vassilios Maniatopoulos auf der Bühne. Das Fazit nach gut einer Stunde: Das passt.

Etwas völlig anderes bieten die schwedischen Powermetaller von Civil War. Ihrem Namen entsprechend greifen sie vor allem Historisches auf, singen von der Invasion in der Schweinebucht und der Schlacht von Gettysburg. Dann werden Bühne und Publikum in blutrotes Licht getaucht. Es geht in "Lucifers Court", ehe Rom im Finale fällt. Spätestens jetzt sind die Metalfans aufgetaut und die Nackenmuskeln warm – auch beim 42-jährigen Kai aus Konstanz. Er ist eigentlich wegen "Sepultura" da, die am Samstag Headliner sind. Doch auch das Freitagsprogramm gefällt ihm. Still gestanden wird hier nicht.

Headliner Equilibrium bringt die Massen entgegen ihrer ursprünglichen Namenbedeutung aus dem Gleichgewicht. Die Pagan-Metaller verlangen nicht nur der Gitarre, sondern auch dem Publikum alles ab. Ihre nordisch-mystische Welt ist vor allem eins: episch und düster.

Wem danach die Nackenmuskeln vom Headbangen noch nicht wehtun, der bekommt bei "Arise from the fallen" nochmal die Chance, alles zu geben und zu springen, als hänge sein Leben davon ab.

Die schroffere musikalische Gangart des Metalackers wird am Samstagmorgen um einen kurzen Halt bei zünftiger Musik durch die Familienband Edelweiß-Echo ergänzt. Direkt neben der Frühstücksstation wird dem Repertoire der Familie Haas gelauscht, das neben eher volkstümlichen Stücken auch rockigere Elemente beinhaltet. Ob man zur "Fischerin vom Bodensee" und der "Schwarzwald-Marie" mit dem Nachbarn eingehakt schunkelt oder die langen Haare durch die Luft wirft, bleibt jedem selbst überlassen.

Bis tief in die Nacht wird gefeiert

Auf die dem Post-Hardcore verschriebene Band Atlasphere aus Achern folgt am späten Nachmittag ein überraschendes Highlight für viele Festivalbesucher: "Deep Sun" heißt die schweizerische Symphonic Metal Gruppe, die dem anfänglich tristen Regenwetter motiviert trotzt. Dabei durchbricht das leuchtende Kostüm der klassisch ausgebildeten Sängerin Debora Lavagnolo das eher dunklere Metal-Ambiente ebenso wie ihre helle Stimme den düsteren Sound ihrer Band.

Auch wenn die Temperaturen auf der Trombachhöhe zu später Stunde rapide sinken, so macht zumindest das Wetter den Namen der darauffolgenden Bands nicht allzu große Ehre. Die Power-Metal-Band Winterstorm aus Bayreuth vertreibt die niederen Temperaturen mit einem Mix aus impulsiven melodischen Riffs und einem hohen Tempo. Selbst vor den Lautsprechern, die am vorderen Bühnenrand aufgebaut sind, machen die Musiker nicht Halt – und so tanzen sie auf den großen Boxen gemeinsam mit ihren Fans.

Mit "Eisregen" folgt eine deutsche Dark-Metal-Band aus der thüringischen Kleinstadt Tambach-Dietharz, die vor allem vor allem durch ihre morbiden und provokanten Texte Aufmerksamkeit erlangte, wobei sie sich musikalisch alles zwischen Black, Gothic, Doom und Death Metal erlaubt.

Mit "Sepultura" explodieren Gelände und Fanmassen schließlich kurz vor Ende des Metalackers: Die aus Brasilien stammende Band hat in der Metalszene schon längst Kultstatus erreicht. Sänger Derrick Leon Green gönnt seinem Publikum während des anderthalbstündigen Auftritts kaum eine Verschnaufpause, so energiegeladen reihte er einen musikalischen Welterfolg an den nächsten. Doch auch seine Bandmitglieder an Gitarre, Bass und Schlagzeug lösten beim Großteil der Zuhörer regelrechte Begeisterungsstürme aus.

Wer nach diesem Auftritt noch immer nicht genug hat, kratzt die eigenen letzten Reserven nochmals zusammen und feiert gemeinsam mit den Karlsruher Jungs von "Nachtschatten" bis tief in die Nacht hinein.