Freuen sich auf die Zusammenarbeit (von links): Miriam Stengel, stellvertretende ärztliche Direktorin, und Cornelia Koch, Klinikgeschäftsführerin, von Helios sowie Susanne Andreae und Gebhard Pfaff von Regiodocs Foto: Sum

Suche nach Gynäkologen bleibt erfolglos. Hausarzt-Patienten können zu Regiodocs wechseln.

Schramberg - Die mangelnde Ärzteversorgung im ländlichen Raum ist ein viel diskutiertes Thema. In Schramberg wird sie einmal mehr spürbar: Das Helios MVZ in der Weihergasse schließt – und das schon zum Ende des Monats.

Bereits im Juli 2018 hat die im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) ansässige Gynäkologin ihre Stellung aufgegeben. Seither konnte der Facharztsitz nicht wiederbesetzt werden – trotz intensiver Suche, wie Cornelia Koch, Helios-Klinikgeschäftsführerin, am Dienstag bei einem Pressegespräch informierte. "Wir haben die Stelle in einschlägigen Jobportalen und in sozialen Medien ausgeschrieben", sagte Koch. Auch der Einsatz eines Headhunters sei erfolglos geblieben.

Weil für den Betrieb eines MVZs zwei verschiedene Fachärzte gesetzlich vorgeschrieben seien, könne Helios das Versorgungszentrum allein mit der ansässigen Hausärztin in der Weihergasse nicht mehr weiter betreiben, so Koch. Zunächst bis Ende 2018 sei mit der Kassenärztliche Vereinigung (KV) eine befristete Vertretungslösung gefunden worden. "Weil sich bereits abzeichnete, dass wir die Stelle auf Januar nicht besetzt bekommen, hat die KV einer weiteren Verlängerung bis 30. Juni zugestimmt", erklärte Koch – doch auch das vergebens. "Damit fehlt dem Kreis Rottweil, der in puncto Fachärzte für Frauenheilkunde und Gynäkologie schon seit längerer Zeit unterbesetzt ist, ein weiterer Frauenarzt", bedauern die Verantwortlichen bei Helios.

Schwangere Patientinnen, die bislang im MVZ betreut würden, "müssen auf umliegende Praxen verteilt werden", sagte Koch. Die Notfallversorgung werde wie bisher auch über die Klinik in Rottweil abgefangen, Vorsorgeuntersuchungen seien dort allerdings nicht möglich.

Besser sieht es für die Patienten der Hausärztin Olga Freund aus: Sie können, so sie das möchten, zu den Regiodocs wechseln. Auch mit Freund und den drei Mitarbeiterinnen laufen derzeit Gespräche. Ihnen wird auf Wunsch eine Weiterbeschäftigung in der Praxisgemeinschaft angeboten, sagt Gebhard Pfaff von Regiodocs.

Die Praxisräume in der Weihergasse übernehmen die Regiodocs indes nicht. In der Talstadt werden sie bekanntlich Räumlichkeiten im neuen Medzentrum beziehen. Weil es dort zu weiteren zeitlichen Verzögerungen kommt, müsse bis November improvisiert und die Patienten in dieser Zeit auf die verschiedenen Standorte der Regiodocs verteilt werden, so Pfaff.

Für Räume im Medzentrum hatte auch das MVZ einen Mietvertrag unterzeichnet. "Wir werden dort keine Praxis beziehen. Was mit den Räumlichkeiten passiert, ist noch unklar", erklärte Koch. Das bestätigte auch Andrea Ulrich von der zuständigen Projektentwicklunsgfirma IWG Ideenwelt Gesundheitsmarkt GmbH auf Nachfrage. Dort werde derzeit von Fachanwälten geprüft, "ob, wann und wie ein Vertragsausstieg möglich ist". "Wir gehen davon aus, dass mit Helios eine Vereinbarung gefunden werden kann, welche Medzentrum absichert, bis ein Nachmieter für die nun vakante Mietfläche gefunden ist", teilte Rechtsanwalt Alexander Bechtler, Sprecher des Medzentrum-Netzwerks, weiter mit.

Um die Nachwuchssorgen für Allgemeinärzte auf dem Land zu verringern und die medizinische Versorgung zu sichern, streben Helios und Regiodocs eine Kooperation an. Um den Facharzt in Allgemeinmedizin zu machen, müssen Ärzte zeitweise sowohl in einem Krankenhaus als auch in einer Hausarztpraxis tätig sein. "Das können wir zusammen strukturiert anbieten", erläuterte Miriam Stengel, stellvertretende ärztliche Direktorin bei Helios.