OrgelkonzertRottenburger Professor Sturm überzeugt mit erlesenem Programm
Von Antonie Anton
Schramberg. Zu Ehren Marias konzertierte in der Pfarrkirche St. Maria Schramberg an der historisch restaurierten Walcker-Orgel der Rottenburger Domorganist und Professor an der Hochschule für Kirchenmusik, Ruben Johannes Sturm. Zum Marienmonats Oktober hatte ihm Musikdirektor Rudi Schäfer den Wunsch übermittelt, ein marianisches Programm auszuwählen.
Eröffnet wurde das Konzert mit dem 1. Satz aus der 4. Orgelsonate in a-moll von Joseph Gabriel Rheinberger, wo nach voluminösem Auftakt als Seitenthema der "Magnificat-Psalmton" im Tonus peregrinus in einfacher, bittender Tonsprache erklang, umzogen von bewegter Umspielung. Das Pilgerthema steigerte sich zum majestätischen Forte im prunkvoll-brausenden Finale.
Ein liedhaftes Thema in weicher Melodieführung erschien in der Komposition "Sancta Maria" aus der Feder des Komponisten Leonhard Kleber, aus dem 16. Jahrhundert, der in Horb, Esslingen und Pforzheim tätig war. Gläserne Unter- und Überstimmen begleiteten den fortlaufenden Fluss der schlichten, andachtsvollen Melodiestimme.
Viele Komponisten aus dem süddeutschen Raum kommen zum Zug
Auch der Komponist Otto Gauss, der 1970 mit 93 Jahren verstarb, hatte im schwäbischen Raum gewirkt, nämlich in Tübingen am Wilhelmsstift und in Rottenburg. Wie der Organist in seiner Einführung sagte, wurde er später nach Tigerfeld bei Zwiefalten "strafversetzt". Professor Sturm stellte von ihm Introduction und Fuge "Salve Regina" op.39 vor. Das Thema erschien zunächst in majestätischem Gewand. Der Gruß an Maria wurde vielfach wiederholt, immer bittender und flehender. Präzise und kristallklar setzten die Stimmen bei der Fuge nacheinander ein, verflochten sich, veränderten sich, gewannen Kraft durch prunkvolle Registrierung und wurden wieder zur leisen Klage in Moll. Das Stück endete im brausenden Finale. Auch mit Arthur Piechler, geboren in Landau an der Isar, der den spätromantischen Stil mit der einsetzenden Moderne verband und hauptsächlich im neobarocken Stil der 1920er- Jahre komponierte, widmete sich der Interpret einem Komponisten aus dem süddeutschen Raum. Sein Nocturno aus der "Orgelmusik in 5 Sätzen" op. 39 war geprägt vom gregorianischen "Salve Regina". Verhalten, fast mystisch erschien, aufgeteilt in einzelne Phrasen, das Thema des Salve Regina in behutsamer Registrierung. Das Werk wirkte sehr spirituell und trug mit seinem feinen Registerklang einen ehrfurchtsvollen Charakter.
Auch die Variationen der Choralpartita "Wunderschön prächtige" waren stilistisch an der Schnittstelle zwischen Spätromantik und Neobarock angesiedelt. Würdevoll erklang der Choral, umspielt von lebendig gewundenen Begleitstimmen. In einer Variation übernahm ein der menschlichen Stimme nachempfundenes Register die Liedmelodie, die immer kunstvoller ausgeschmückt und begleitet wurde. Schließlich erstrahlte sie in prachtvoller Festlichkeit im imposanten Forteklang mit bewegten Bassläufen.
Mit der Sequenz "Stabat Mater dolorosa" aus dem Satz "Crucificion" der Symphonie Passion op.23 von Marcel Dupré wurde auch das Leidensthema in Marias Leben berührt. Das Bassthema wandelte sich zu schmerzvollen Akkorden und chromatischen Sequenzen. Das danach erscheinende weiche, versöhnliche Thema strahlte Trost und Frieden aus.
Interpret bewegt mit wunderschönen Lied-Improvisationen
In der Toccata von Flor Peeters wanderte das Bassthema in die Höhe und gewann durch explosive Stakkato-Akkorde an Spannung. Die Fuge erschien in strahlendem Registerklang. Das Thema leuchtete immer neu auf in dem dichten Klanggewebe, gewann immer mehr an Intensität und Nähe und breitete sich in voluminösen Akkorden aus, die nach dem Schlussakkord noch lange nachhallten.
Gespannt warteten die Zuhörer auf die abschließende beeindruckende Improvisation über drei von ihnen aus zehn Liedern ausgewählte Marienlieder. Gewählt wurden "Wunderschön prächtige", "Ave Maria zart" und mit höchster Stimmenzahl "Salve Regina". Die bewegten Zuhörer erhielten als Zugabe nach ihrem lang anhaltenden Applaus noch eine heiter-tänzerische Improvisation zum Marienlied "Sagt an, wer ist doch diese?".