Bildung: Zwei Schulleiter sprechen über das Für und Wider der diesjährigen Maßnahme

Schramberg. Wie berichtet, läuft auch an einigen Schramberger Schulen in diesem Jahr das pädagogische Angebot der sogenannten Lernbrücken: Schüler, die vor den Sommerferien wegen der coronabedingten Unterrichtsausfälle ins Hintertreffen geraten sind, wurden nun eingeladen, in den letzten zwei Ferienwochen zur Schule zu kommen und diesen Stoff unter der Anleitung von Lehrern aufzuarbeiten. Die meisten Schulleiter sind mit den Erfahrungen der ersten Woche zufrieden. Doch an einigen Punkten zeichnet sich ab, dass eine einheitliche Lösung für unterschiedliche Schultypen nicht unbedingt geeignet ist.

So gibt es auch in der Berneckschule, einer Grundschule, derzeit Lernbrücken vor dem Schulstart (siehe Infokasten). Von den 46 für das Programm angefragten Schülern nahmen es auch ganze 38 wahr. Diese hohe Zahl könne, gibt Schulleiter Karsten Krawczyk zu bedenken, an anderen Schulen mit älteren Kindern und Jugendlichen nicht erreicht werden – da könnten Eltern die Anwesenheit nicht in diesem Maße garantieren. Das sieht auch Barbara Fichter, Leiterin der Grund- und Werkrealschule (GWRS) Sulgen so. "Die Lernbrücken fallen nun mal nicht unter die Schulpflicht, sie sind ein freiwilliges Angebot. Das wissen die Jugendlichen natürlich auch."

Dennoch wäre, wenn die Schule sich entscheidet, Lernbrücken anzubieten, der Aufwand, diese zu organisieren, derselbe. Für die GWRS hätte sie in dieser Hinsicht die Effektivität der Lernbrücken infrage gestellt, so Fichter. Auch deshalb habe die GWRS das Angebot nicht umgesetzt. Der Hauptgrund aber: "Die Krux ist, dass wir unterbesetzt sind." Jeweils zwei Lehrerinnen und pädagogische Assistentinnen hätten vor den Ferien nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, weil sie zur Risikogruppe gehören. "Das Angebot wäre jetzt, wo die Kollegen das kommende – auch sicher nicht einfache – Schuljahr vorbereiten müssen, eine zu große Belastung gewesen", so Fichter.

Doch die Lernbrücken bringen auch Positives: "Eigentlich ist es ein tolles System", sagt Krawczyk, "wenn man es zu diesen Konditionen verstetigen würde", sieht er in den Lernbrücken sogar Potenzial, sie ganz corona-unabhängig jährlich zu wiederholen. So sei es beispielsweise eine gute Gelegenheit für Lehramtsstudenten, während des Projekts Praxiserfahrungen zu sammeln. Das sieht auch Fichter so: "Die Lehramtsanwärter und -studenten machen das sicher gut. Da ist ja auch ein ausreichender pädagogischer Hintergrund da."

Und der Bedarf nach solchen Angeboten werde bleiben: "Es wird auch weiterhin lernschwächere Schüler geben und es wird auch weiterhin Schüler geben, die nach Deutschland kommen", spricht Krawczyk einen für seine Bildungseinrichtung weiteren wichtigen Grund an: "Viele Kinder hatten wegen Corona fast sechs Monate sehr wenige Berührungspunkte mit der deutschen Sprache." Für solche Schüler sei es ein wertvolles Angebot, zwei Wochen lang wieder "ins deutsche Denken, Lesen und Lernen reinzukommen".

GWRS-Leiterin Barbara Fichter sieht letztlich in Förderstunden, die im Rahmen des Regelunterrichts stattfinden, eine bessere Möglichkeit, die Schüler wieder an das Niveau ihrer Klassenkameraden heranzuführen – dann sind es auch "die Lehrer, die die Kinder gut kennen und gezielt fördern können."