Sadegh Miri ist in seiner Heimat ein bekannter Fotograf. Foto: Löffler Foto: Schwarzwälder Bote

Handel: Sadegh Miri zu Gast in Schramberg / Viele Perser können sich keinen Perserteppich mehr leisten

Schramberg. Seit Jahrzehnten pflegt die Unternehmerfamilie Miri aus Persien geschäftliche und private Kontakte zu Peter Renz in Schramberg. Nun war Sadegh Miri erneut in der Stadt. Wir sprachen mit ihm über die Lage im Iran.

Herr Miri, wie oft waren Sie schon zu Besuch in Schramberg?

Mein erster Besuch war wohl im Jahr 1990. Seither treffe ich mich regelmäßig ein- bis zweimal pro Jahr mit Peter Renz in Schramberg. Ein besonderes Highlight war das 100-jährige Firmenjubiläum der Firma Renz im Jahr 1995, bei dem ich den von uns extra zu diesem Anlass geknüpften Jubiläumsteppich im Großen Bärensaal präsentieren durfte. Besonders gern erinnere ich mich an meine große Ausstellung in den Räumen der "Palette" in der H.A.U. im Jahre 2010 – unter dem Titel Perfect Moments stellte ich großformatige Fotos aus, die ich von den vielfältigen Landschaften meiner Heimat Iran aufgenommen habe.

Können Sie uns den Zweck Ihres jetzigen Besuchs verraten?

Mein Besuch gilt in erster Linie der Freundschaftspflege. Peter Renz gehört für mich fast ebenso zur Familie, wie ich mich immer wie zuhause fühle, wenn ich ihn hier im schönen Schwarzwald besuche. Und überdies war ich neugierig auf das neue Teppich-Lager, das sich der Rentner Peter Renz für seine Teppichschätze gerade in der Majolika eingerichtet hat.

Wie steht es unter den heutigen politischen Bedingungen um den Orientteppich im Iran?

Es steht nicht gut: Der Orientteppich und das traditionelle Kunsthandwerk leidet in all seinen Facetten – Woll-Produzenten, Knüpfer, Händler – sehr unter dem politischen Boykott.

Werden denn überhaupt noch Teppiche auf traditionelle Weise gefertigt?

Ja, aber immer weniger – denn aufgrund der schlechten Wirtschaftslage müssen immer mehr Knüpfer ihr Handwerk aufgeben. Damit wird auch ihr Wissen um den echten Knüpfteppich immer weniger an die nächste Generation weitergegeben.

Wie ist es um die Nachfrage nach echten Teppichen im Iran selbst und international bestellt?

Die Nachfrage nach guten Teppichen ist im Iran ungebrochen – aber aufgrund der Wirtschaftssanktionen ist das Geld knapp. So paradox es klingt. In Persien können sich die Leute immer weniger einen echten Perserteppich leisten. International leidet der Teppichhandel besonders unter der Konkurrenz durch die billigen Nachknüpfungen persischer Traditionsmuster aus Indien, China, Pakistan, der Türkei. Außerdem führen Webteppiche, die massenhaft in schlechter Qualität angeboten werden dazu, dass sich bisher verlässliche Käuferschichten grundsätzlich vom Teppich abwenden.

Wird die Zusammenarbeit mit Peter Renz fortgeführt? In welcher Form?

Unsere langjährige Zusammenarbeit wird auf Basis der bestehenden Möglichkeiten auch weiterhin Bestand haben. Das Urteil des sachverständigen Teppichexperten Peter Renz, der ständige Dialog und Erfahrungsaustausch mit ihm sind für meine Brüder und mich unverzichtbar.

Wie schwierig ist die wirtschaftliche und politische Lage in Ihrer Heimat Iran durch die US-Politik und deren Sanktionen?

Die aktuelle Lage ist prekär. Die Sanktionen treffen vor allem die einfachen Leute, das arme Volk, das tagtäglich mit Teuerung und Inflation zu kämpfen hat. Dagegen bleiben die Herrschenden und Wohlhabenden davon unberührt – sie leiden am wenigsten unter den Wirtschaftssanktionen, denn sie sind aufgrund ihrer Stellung und ihrer Vermögen abgesichert.

Wie sollten sich deutsche Unternehmen verhalten? Können sie weiter mit dem Iran Handel treiben?

Die Vergangenheit war von den stets guten und freundschaftlichen Beziehungen geprägt. Im wirtschaftlichen Bereich zeigt sich das bis heute im Engagement deutscher Konzerne. Viele Jahre lang war der Teppichhandel ein wichtiges Element in der Exportwirtschaft und im Warenaustausch gerade mit deutschen Händlern. Es wäre natürlich gut, wenn das auch in Zukunft so bleiben könnte – angesichts der aktuellen US-Politik ist das reichlich ungewiss.

Stellen auch die US-Firmen tatsächlich ihren Handel mit dem Iran ein oder betreiben sie ihn über Umwege und Hintertürchen weiter?

Eine alte Handelsweisheit lautet: Umwege wird es immer geben, wenn als Ziel der erfolgreiche Gewinn lockt. Wenn US-Firmen das ernsthafte Interesse haben, gewinnbringend zu liefern, werden sie auch weiterhin liefern.

Was wünschen Sie sich in dieser Lage politisch von Deutschland und von der Europäischen Union?

Dass sie zu ihrem Wort stehen! Man weiß im Iran die maßgebliche Rolle der Bundesregierung zu schätzen, die zum Zustandekommen des Atom-Abkommens und damit zur Aussetzung verschiedener Wirtschaftssanktionen geführt hat. So hofft man im Iran natürlich auch jetzt darauf, dass die Staaten der EU sich an die gemeinsam getroffenen Vertragsvereinbarungen halten werden, selbst dann, wenn der US-Präsident die Europäer deswegen mit Strafzöllen bedroht.

Werden Sie trotz der Turbulenzen bald wieder nach Deutschland und Schramberg kommen?

Aber selbstverständlich! Jenseits aller Misshelligkeiten im Weltgeschehen sind die herzliche Freundschaft, die mich mit Peter Renz verbindet ,und die Freude auf den wunderschönen Schwarzwald auch künftig stets Anlass genug, die Reise nach Schramberg zu unternehmen.   Die Fragen stellte Johannes Fritsche.