Trumpf Laser investiert derzeit kräftig in den Standort Schramberg-Sulgen. Foto: Trumpf Laser

Mit Kundenorientierung und Innovationen antwortet Trumpf Laser auf Herausforderungen.

Schramberg-Sulgen - Die Unternehmen der Region müssen sich aktuell an mehreren Fronten großen Herausforderungen stellen: Brexit, Handelskrieg USA – EU und USA – China sind Belastungen auf den weltweiten Absatzmärkten.

Der Diesel-Abgasskandal und der Trend zur E-Mobilität führen zudem zu einem Strukturwandel bei Automotive-Unternehmen. Digitalisierung, Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz (KI) verändern die internen Prozesse bei allen Unternehmen. Wir haben Christian Schmitz, Geschäftsführer Lasertechnologie bei Trumpf, Fragen zu diesen Entwicklungen gestellt. Der promovierte Physiker hat nach dem Studium seine berufliche Laufbahn 1999 bei Trumpf Laser in Schramberg in der Entwicklungsabteilung begonnen.

Welchen Einfluss haben die aktuellen wirtschaftlichen Randbedingungen auf die Geschäfte von Trumpf Laser?

Unsere Kunden kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen und sind auch von der Größe her ganz verschieden. Zu ihnen gehören weltweit agierende Großkonzerne genauso wie kleine und mittelständische Betriebe mit wenigen Mitarbeitern. Was die Automobilindustrie und deren Zulieferer betrifft: Diese Branche hat es gerade nicht einfach. Aber neue Autos werden auch in Zukunft entwickelt und gebaut werden. Die Diesel-Krise betrifft vor allem Deutschland. Bei Trumpf gleichen wir durch den Trend zur Elektromobilität den Absatzrückgang im klassischen Automotive-Bereich nicht nur aus, sondern übertreffen ihn sogar. Derzeit rückt bei einigen Herstellern auch die Brennstoffzelle als Antrieb wieder ins Blickfeld. Wahrscheinlich wird es über einen langen Zeitraum mehrere Lösungen im Bereich der modernen Mobilität geben.

Ändern sich auch die weltweiten Absatzmärkte?

China ist bei der E-Mobilität der größte Markt. Dort ist der Leidensdruck bezüglich Luftqualität sehr hoch. Man muss in den Ballungszentren etwas tun. Die Anforderungen an die Reichweite und CO2-Neutralität der Fahrzeuge sehen in China anders aus als in der EU. Eine Reichweite von 200 Kilometern ist für die Menschen dort oft ausreichend. Größere Entfernungen legen sie eher mit der Bahn zurück.

Hat Deutschland die E-Mobilität verschlafen?

Wir haben uns durch die Erfolge im letzten Jahrzehnt beim Thema Auto vielleicht etwas zu sicher gefühlt. Die Bedürfnisse und Strategien der Konkurrenz außerhalb der EU hat nicht jeder frühzeitig erkannt. Aber man muss auch nicht immer der Erste sein bei neuen Technologien. Die deutsche Industrie hat mit ihrer großen Erfahrung in Entwicklung, Produktion und Qualitätsmanagement nach wie vor das größte Potenzial, zuverlässige und innovative Autos zu bauen. Die Anforderungen an eine Hochvolumenproduktion wird von Newcomern oft unterschätzt.

Wie stellt sich Trumpf Laser darauf ein? Oder anders gefragt: Welche Maschinen braucht man in Zukunft noch wofür?

Gerade für die Elektromobilität sind Laser prädestiniert. Sie eignen sich besonders für das Schweißen von sicherheitsrelevanten Autoteilen, beispielsweise das "Dichtschweißen" von Batterien. Generell gilt: Immer wenn es um dünne Bleche und hohe Präzision, hohe Produktivität aber auch um komplexe Materialkombinationen geht, ist der Laser gefragt. Wir haben eine große Nachfrage nach den neuesten Lasern für die E-Mobilität in Asien. Wir sind in vielen Bereichen Innovationsführer, beispielsweise bei einem Laser mit grüner Wellenlänge, der Schweißen von Kupferverbindungen ohne Spritzer ermöglicht.

Können Sie etwas über Ihre Innovationsstrategie verraten?

Globalisierung sehen wir als Chance, der wir mit der Internationalisierung unseres Unternehmens begegnen. Unsere Innovationen richten wir an den Kundenwünschen aus. Um zu verstehen, wie die Anwendungen zum Beispiel in Korea oder China aussehen, müssen wir mit Technologieexperten vor Ort sein, die gut vernetzt sind. Wir bieten als Lösung nicht nur den Laser, sondern auch die Optik, die Sensorik und die geeignete Maschine. Selbstverständlich arbeiten wir auch intensiv an der Weiterentwicklung der Laserstrahlquellen und der Systemtechnik. Technisch vorne mit dabei zu sein ist tief in unserer DNA verankert.

Welche Rolle spielen die Digitalisierung der Geschäfts- und Produktionsprozesse beziehungsweise Industrie 4.0 für Trumpf Laser?

Digitale Lösungen spielen für unsere Produktion eine große Rolle und helfen uns, auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern erhöht unsere Effizienz. Wir bieten aber auch digitale Lösungen für unsere Kunden an. Das gilt für den gesamten Fertigungsprozess, also insbesondere auch für das, was vor und nach der Bearbeitung durch eine Maschine in der Fabrik passiert. Die Maschine selbst arbeitet während eines Herstellungsprozesses oft nur 20 Prozent. 80 Prozent der Zeit geht auf das Konto von vor- und nachgelagerten Prozessen wie Bestellung, Lagerung und Transport. Unsere Kunden müssen immer individueller produzieren, bis hin zur Einzelstückfertigung. Von der modernen Fabrik ist also eine hohe Flexibilität gefordert. Das geht nur mit einem intelligenten Drumherum durch digitalisierte Prozesse. Schon 2017 hat Trumpf in Chicago eine Smart Factory eröffnet, um Kunden das Potenzial der vernetzten Fertigung zu demonstrieren. Unternehmen, die ihre Prozesskette vernetzen, können ihre Produktionszeiten enorm verringern.

Und welche Rolle spielt der Hype um Künstliche Intelligenz für Trumpf Laser?

KI kann unsere Welt zum Guten verändern. Mit KI fangen jetzt auch unseren Maschinen und Laser an, selbstständig zu lernen, was sie besser machen können. Eine konkrete Anwendung unserer Entwicklung ist zum Beispiel unser Laservollautomat, der Teile aus einer Blechtafel schneidet und selbst entnimmt. Mit Hilfe von KI können wir Daten über die Entnahme der Blechteile auswerten und so die Maschine kontinuierlich verbessern. Sie lernt auf diese Weise, wie sie in Zukunft ein ähnliches Teil noch schneller entnehmen kann. Ein weiteres Beispiel ist ein Schweißprozess mit hoher Qualität, bei dem eine Kamera die Qualität der Schweißnaht prüft. Ein Bildverarbeitungssystem erkennt, ob der Schweißprozess den Kundenvorstellungen entspricht. Ohne digitale Innovationen verlieren wir als Technologiestandort Deutschland unseren Wettbewerbsvorsprung gegenüber China. Ähnlich ist das übrigens bei der Anwendung von Maschinen mit KI: Unser hohes Lohnniveau in Deutschland können wir langfristig nur halten, wenn wir effizienter als die Konkurrenz dort arbeiten. Und das wiederum wird ohne die Digitalisierung und insbesondere künstliche Intelligenz kaum möglich sein.

Was sagen Sie Menschen, die Angst vor KI haben?

KI führt zu gravierenden Veränderungen in unserem Alltag, so dass ich durchaus verstehen kann, wenn manche Menschen verunsichert sind. Aber: Die Vorteile überwiegen. KI ist lediglich die nächste Stufe der Automatisierung. Und die hat vielen Menschen die Arbeit erleichtert und Raum für neue interessantere Tätigkeiten geschaffen. KI ist eine große Chance. Und sie ist besser als ihr Ruf.

Wie könnte die Stadt Schramberg die Entwicklung Ihres Unternehmens unterstützen?

Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist sehr gut. Uns hilft eine gute regionale Infrastruktur, die Schramberg für junge Leute interessant macht. Es sollte Spaß machen, hier zu leben und zu arbeiten, das erleichtert uns wiederum Fachkräfte zu gewinnen. Der sehr zögerliche Netzausbau beschäftigt alle Unternehmen und Kommunen im ländlichen Raum gleichermaßen. Das Netz ist für die künftigen Datenmengen einfach zu langsam und muss dringend auf internationalen Stand gebracht werden – hierfür sollten wir gemeinsam eintreten.