Nur an Sonn- oder Feiertagen liegt derzeit die Stickstoffdioxid-Belastung an der Bundesstraße 462 in Schramberg unter dem Stundenmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Deswegen wird geprüft, wie sich der Schadstoffausstoß bei geringerer Geschwindigkeit des Verkehrs verhält. Foto: LUBW

Petitionsausschuss im Landtag prüft Einführung der grünen Umweltzone in Schramberg. Gutachten bislang nicht eindeutig.

Schramberg - Die Gutachten liegen seit knapp einem Monat vor, noch aber wollen die Landtagsabgeordneten Matthias Pröfrock (CDU) und Sascha Binder (SPD) keine Stellungnahme zum weiteren Prozedere bei der Umweltzone in Schramberg geben. Zunächst müsse sich der Petitionsausschuss des Landtags noch mit dem Thema beschäftigen, schreiben die beiden Abgeordneten auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Seit 1. Juli 2013 gibt es in Schramberg eine Umweltzone (gelb), die Einführung der strengeren grünen Zone verband der Petitionsausschuss mit einer vorherigen Prüfung weiterer Maßnahmen.

Eine der Untersuchungen, die im Petitionsausschuss beraten wird, ist ein Gutachten zu Tempo 40 im Bereich der Bundesstraße vom Paradiesplatz an aufwärts. Ein vergleichbares Gutachten, so der Sprecher des Regierungspräsidiums Freiburg, Joachim Müller-Bremberger, gebe es im Regierungsbezirk nicht. Nicht befürwortet wurden bislang von Fachleuten eine Reduzierung gleich auf Tempo 30, so beispielsweise bei der Stadt Freiburg und deren Stadtdurchfahrt im Zuge der Bundesstraße 31. So steht im Luftreinhalteplan Freiburg aus dem Jahr 2009 Tempo 30 und 40 betreffend: "Auf der B 31 und anderen wichtigen Hauptverkehrsstraßen der Stadt ist zumindest tagsüber das Verkehrsaufkommen so hoch, dass durch Geschwindigkeitsbeschränkungen auf 30 Stundenkilometer oder 40 Stundenkilometer der Verkehrsfluss erheblich gestört würde. Mit häufigeren beziehungsweise längeren Staus wäre zu rechnen. Dies würde dazu führen, dass der Schadstoffausstoß sogar noch ansteigt und letztlich zu höheren Stickstoffdioxid- und Feinstaubwerten an den Messpunkten führt."

Betrachtet man das ganze Land Baden-Württemberg, lassen sich jedoch Gutachten finden, die auch das Thema Geschwindigkeit hinsichtlich der Luftschadstoffe beleuchten. So wurden beispielsweise für den Luftreinhalteplan Tübingen zahlreiche Testfahrten gemacht und simuliert, um eine Aussage hinsichtlich einer Temporeduzierung unter der 50-Stundenkilometer-Marke treffen zu können. Dort wurde eindeutig klar, dass der geringste Ausstoßwert von Stickstoffdioxid im Bereich von Tempo 40 liegt. Jeweils drunter und drüber liegen die Werte höher, wie das beauftragte Ingenieurbüro Avision feststellt: Es sei zu erkennen, "dass die Emissionsfaktoren beim Übergang von T50 (Normalfahrt) zu T40 "synthetisch" in allen Fällen abnehmen. Für T30 (synthetisch) liegen die Emmissionsfaktoren meist (mit Ausnahme der leichten Nutzfahrzeuge) wieder etwas höher. Für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 40 Stundenkilometer ergibt sich daraus tendenziell ein Minimum bei den Emissionsfaktoren."

Sollte dieses Tübinger Ergebnis vom Mai 2013 auch mit der Schramberger Untersuchung vergleichbar sein, darf man gespannt sein, ob demnächst Tempo 40 für die Oberndorfer Straße als Höchstgeschwindigkeit gilt.

In Tübingen war übrigens das Gutachten aufgrund der Fortschreibung des Luftreinhalteplans in Auftrag gegeben worden, weil auch nach der Einführung einer Umweltzone (grün) die Grenzwerte von maximal 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft – ähnlich wie derzeit in Schramberg auch – nicht eingehalten sind. Somit, so hatte das Regierungspräsidium Tübingen festgestellt, "müssen neue Maßnahmen ergriffen werden, um die Luftqualität zu verbessern."