Wissenschaftliche Mitarbeiterin und stellvertretende Museumsleiterin Annette Hehr (Mitte) erläutert Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr (links) und Fachbereichsleiterin Susanne Gwosch die verschiedenen Etappen der Steingut-Produktion.         Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Kulturelles: Geschichte und Keramik der Schramberger Majolika-Fabrik aus 200 Jahren / Auch für Kinder und Jugendliche spannend

Schon seit einigen Wochen ist die Sonderausstellung "Alle Tassen im Schrank" zum Majolika-Jubiläum zu sehen, doch erst am Mittwoch konnte sie dank niedriger Corona-Inzidenz offiziell eröffnet werden.

Schramberg. "Die Majolika gehört zu Schramberg wie die Täler zum Schwarzwald", hat einer der ersten Besucher auf der schiefernen "Mit-Mach-Wand" getextet. 1820, damit 41 Jahre früher als die Uhrenfabrik Junghans gegründet, war die Steingutfabrik eine Zeit lang der größte Arbeitgeber der Stadt. Zur "Schramberger Majolika-Fabrik" (SMF) wurde sie unter Moritz und Leopold Meyer, ab 1912 die neuen Eigentümer. "Die beiden hatten gute Kontakte zu Kunsthochschulen und unterstützten Kunstschaffende auch mit der Finanzierung und Organisation von Ausstellungen", erklärte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr in ihrer Ansprache. Damit hätten die Brüder Kunst und Design nach Schramberg gebracht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Rückgabe an die Familie Meyer "folgen 30 erfolgreiche Jahre, in der die SMF den jeweiligen Zeitgeschmack für Gebrauchskeramik zielsicher trifft und mit ihren Dekoren die Küchen und Wohnstuben in Deutschland, Skandinavien, USA und Großbritannien bereichert", führte Eisenlohr weiter aus. Ohne die Majolika wäre die Stadtentwicklung weniger erfolgreich gewesen.

Danach beschrieb Annette Hehr, wissenschaftliche Mitarbeiterin und stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums, die drei Thementeile der Ausstellung, jede in einem eigenen Raum präsentiert: Die Gebrauchs- und Luxuskeramiken im Lauf der Zeit im ersten, Design und Marketing im zweiten, die Produktionsweise der Keramik im dritten Raum.

Hehr lobte die "tolle Zusammenarbeit mit Annette und Michael Melvin bei der Vorbereitung der Ausstellung" und dankte Museums- und Stadtarchivleiter Carsten Kohlmann, der Historikerin Gisela Roming und Stadtführer (und -Kenner) Hans Haaser für die wertvolle Unterstützung dabei.

Um auch Kinder und Schüler an das Thema heranzuführen, können diese beim Besuch mit ihren Eltern, ihrer Kita oder Schule bei einer "Museumsrallye" mitmachen. Schon im Vorfeld der Ausstellung hatten fünf Schramberger Kitas ihre Version der Majolika als großflächige Collagen gestaltet: Die Ergebnisse sind im Erdgeschoss des Stadtmuseums zu bewundern (wir werden darüber gesondert berichten).