Die Autos mussten weichen für den großen Erzählsalon in den Erfinderzeiten. Carina, Gerhild und Martin Grießhaber (von links) mit Sebastian Wehrle lieferten neue Interpretationen in altem Gewand. Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Erzählsalon zu den Trachten von Sebastian Wehrle

Schramberg. Mit eigenen Bearbeitungen alter Volkslieder hat die Grießhaber-Family den Erzählsalon im Auto- und Uhrenmuseum über "die Welt des Sebastian Wehrle" eröffnet.

Im Dialog mit dem jungen, wilden Fotografen aus Freiamt stellte Moderator Elias Raatz die Entstehung seiner Fotografien in der Sonderausstellung "The mystical Black Forest" vor.

In der Welt des autodidaktischen Fotografen lebt der mystische Schwarzwald mit seinen Trachten in einer modernen Bildsprache auf.

Die Trachten sind vor dunklem Hintergrund in Szene gesetzt mit streng blickenden jungen Frauen mit heute üblichen Tattoos und Piercings und einige bärtige Männer – beide Geschlechter in modernen Selbstinszenierungen.

Sebastian Wehrle sieht seine "Magical Mystery Tour" durch die Trachtenwelt im Schwarzwald selbst als gut inszeniertes fotografisches Handwerk. Ihn leite die Begeisterung für Machen und Gestalten und er sei "besessen von Fotografie", betonte Wehrle mit frisch gestecktem Männerdutt (auch eine moderne Inszenierung).

Nach seinem Abschluss als bester Kachelofenbauer Deutschlands 2004 und einer Fahrradtour von Los Angeles nach Ecuador wollte er 2010 "was Eigenes machen". Omas Hornkappe aus der Tracht seiner Heimat Freiamt diente seinem ersten Ausprobieren "mit Heimat und Tradition". Daraus entstand 2015 die Idee mit den Trachten, die er mit Hilfe der "sehr offenen Trachtenvereine" entwickelte.

Der Weg von der Tracht zum Model führte über soziale Medien wie Instagram. Dort zeigten sich Menschen, "wie sie sein wollen und wie sie vorkommen, ohne sich zu verstellen". Er stelle die Models in schönes Licht, so bunt wie möglich in einer perfekten Inszenierung mit Original-Trachten. Deshalb seien diese digitalen Fotos dokumentarisch, mit denen er "kulturell etwas Wichtiges schafft".

Bei den "Fotos im Zeichen der Kuh mit Almabtrieb 2.0" fand er große Unterstützung bei einem Biobetrieb in Freiamt. Bauer und Kühe blieben mit dem Blumenschmuck ruhig. So konnte er sich in der späteren Ausstellung über viele rote Punkte freuen.

Man müsse seine Ideen umsetzen und loslegen, wenn es Spaß macht. Ihm sei wichtig, in seinem Beruf unabhängig zu sein, aber auch privat strebe er mit eigenem Strom und Tomaten im Garten nach Autarkie.

Sein nächstes Projekt könne ihm Ärger bereiten, aber er werde es trotzdem probieren und werde auch in der Sauna seine Kamera dabei haben, wie er auf die erstaunte Frage eines Kindes bekräftigte. Aber gerade habe er mit einem Buchprojekt für seine Fotos begonnen, auch das werde ihn die nächsten Monate beschäftigen.

Mit einer Interpretation vom "Babischt seiner Kuh" regte Martin Grießhaber das Publikum zum Mitsingen an, die breit verteilt vom Vesperbrett bis zum Dünger im Blumenbeet nicht mehr unter uns weilt: "So sing’ ma zua vom Babischt seiner alten Kua."