Eberhard EiseleFoto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Auslegung des Evangeliums zum vierten Fastensonntag von Pfarrer Eberhard Eisele, St. Laurentius Sulgen

Schramberg (sw). Öffentliche Gottesdienste fallen aus, aus diesem Grund werden Kirchengemeinden im Bereich Schramberg jeweils samstags einen Impuls zum Sonntag veröffentlichen. Den Anfang macht Pfarrer Eberhard Eisele von der Seelsorgeeinheit Sulgen, Hardt, Mariazell.

Im Evangelium nach Johannes (Johannes 9,1-9. 13-17. 34-38) sagt Jesus von sich selbst, er sei das Licht der Welt (Joh 9,5). Eine Selbstaussage, die viele kennen. Mitten in der Fastenzeit wirkt diese Aussage irgendwie fehl am Platz. Sie wirkt auch fehl am Platz angesichts der Corona-Epidemie hier bei uns und in vielen Ländern. Plötzlich ist alles anders. Viele sind verunsichert und haben Ängste, was noch kommen mag. So ist es eher dunkel, und lichtreich wird es zumindest vom Kirchenjahr her erst wieder an Ostern. Die Aussage Jesu, er sei das Licht der Welt, passt jedoch zum vierten Fastensonntag Laetare – "Freue dich!". Denn nun ist die Mitte der österlichen Fastenzeit erreicht, und wir dürfen auch schon mit Freude auf Ostern schauen.

Sicher wird es dieses Jahr kein so frohes Fest wie sonst werden. Denn die Einschränkungen des öffentlichen und kirchlichen Lebens gelten über das Osterfest hinaus. Im Blick auf das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz am Freitag vor Ostern dürfen wir aber wissen, dass Jesus mit uns geht und uns helfend und heilend zur Seite steht.

Das macht die erzählte Blindenheilung im Evangelium deutlich. Es ist eine der vielen Heilungsgeschichten im Neuen Testament. Der geheilte Blinde war von Geburt an blind. Jesus sieht diesen Mann und seine Not. Er schaut in sein Herz und wendet sich ihm zu, anders als die vielen, die diesen Mann ablehnen, weil sie meinen er oder seine Eltern hätten gesündigt, sodass er blind geboren wurde. Jesus heilt diesen Mann auf besondere Weise, indem er den Erdboden mit Speichel vermischt und ihn auf die Augen des Mannes streicht. Jener Erdboden, aus dem Gott den Menschen geschaffen hat, heilt den blinden Mann und lässt ihn wieder sehen. Als er aus dem Wasser des Teiches Schiloach auftaucht ist er nicht mehr blind.

Einschneidendes Erlebnis

Für den blinden Mann ist dies ein einschneidendes Erlebnis in seinem Leben. Auch für die Menschen der damaligen Zeit ein medizinisch unerklärliches Phänomen. Selbst in der heutigen Zeit würden wir die Heilung eines Blinden als großes Wunder bezeichnen. Jesus zeigt mit seinen Wundern seine göttliche Vollmacht und verweist auf die Existenz Gottes, seines Vaters im Himmel. Wir können uns gut in die Menschen damals hineinversetzen, die nicht an die Heilung glauben und den Geheilten deshalb zu den Pharisäern bringen.

Auch heute versuchen wir, Experten zu finden, damit sie uns das Geschehen irgendwie erklären können. Wichtiger für Jesus ist aber nicht die körperliche Heilung, sondern der Glaube an ihn. Jesus öffnet dem Blinden nicht nur die Augen, dass er seine Umwelt sehen kann. Er öffnet ihm auch die Augen für den Glauben. Er offenbart sich ihm am Ende der Erzählung als der Menschensohn und der Geheilte bekennt seinen Glauben.

Das Bild vom "Licht der Welt" wird uns in der Bibel immer wieder vor Augen geführt. Jesus ist das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet. Dass Jesus in die Welt kommt, um die Blinden sehend zu machen, meint auch uns. Auch wir sind manchmal in irgendeiner Weise blind, obwohl wir eigentlich sehend sind. Oft ist unser Alltag so voller Probleme, dass wir blind werden für Kleinigkeiten und die schönen Momente des Lebens. Blind sind wir ebenso oft für die Gegenwart Gottes. Aber wir haben die feste Zusage, dass der Glaube an Gott immer wieder Licht in unser Leben bringt. Jesus ist es, der uns die Augen öffnet und uns zu Sehenden macht, damit wir selbst zum Licht für andere werden können.

Weitere Informationen: Ein vollständiger Wortgottesdienst für Zuhause liegt in den katholischen Kirchen St. Maria, Heilig Geist und St. Laurentius sowie in der evangelischen Stadtkirche aus. Er kann auch unter www. stlaurentius-sulgen.drs.de heruntergeladen werden.