Schräge Tischmusik entfacht Tanzwut im Zodiak / Weihnachtskonzert mit "Stragula"

Von Stephan Schneider Schramberg. Vor einem Jahr am zweiten Weihnachtsfeiertag mischte die Band "Stragula" das Zodiak auf, und es war ein Konzert, dass regelrecht nach einer Wiederholung schrie. Und so sollte es zum gleichen Termin auch kommen.

Es war zwar schwer vorstellbar, dass es den fünf Musikern gelingen sollte, die Stimmung nochmal zu toppen, aber sie schafften es: gegen Ende des gut dreistündigen Konzerts gelang es kaum einem Zuhörer mehr, sich der äußerst tanzbaren Tonkunst zu entziehen, die aus der nimmermüden Rhythmusmaschinerie von Stragula entsprang. Ein wildes Knäuel Menschen bewegte sich enthemmt vor der Bühne und forderte immer wieder neue Zugaben und zwar lange nachdem die Band mit dem France Galls Eurovisions-Kracher "Das war eine schöne Party" eigentlich ihren Feierabend eingeläutet hatte.

Aber gerade weil es so schön war und die Musiker von der Begeisterung ihres Publikums sichtlich gerührt waren ging es immer weiter und es wurden noch mal die größten Hits wiederholt, darunter das schreiend komische Sexy-Disco-Medley, bei dem beide Sänger unglaubliche Erotik versprühten, und Johnny Cashs "Ring of fire", bei dem die Stimmung unter den mitsingwütigen Zuhörern einen neuen Höhepunkt erreichte. Zu Beginn des Konzerts war im Vergleich dazu noch recht wenig Schwung in der Veranstaltung gewesen. Das Publikum musste sich erst mal wieder an den skurrilen Sound der schrägen Kombo gewöhnen. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass einem Iron Maidens "666 – The Number oft the Beast" in Polka-Rhythmus zu Ohren kommt. Als Sänger Stragmann beteuerte, dass er deshalb schon mal von jeansbekutteten Rockern mit Kirschen beworfen sei, nahm man ihm das sofort ab.

Das Zodiak-Publikum war dagegen freundlicher, spendete Applaus und taute immer mehr auf. Ob Stragmanns TX-27-Synthesizer-Keyboard Rumba-, Swing- oder Tangorhythmen ausspuckte – ob Eigenkomposition, Country- oder Hardrockcover, alle Stragula-Hits luden zum Tanzen ein und nach und nach machten auch immer mehr Gäste von der Gelegenheit Gebrauch.

Gitarrist "Frank Biggenatra" verfeinerte die Melodien mit seinem zurückgelehnten Gitarrenspiel und Bernd C. perfektionierte das Gesamtkunstwerk mit seinem Jazzschlagzeug, indem er der Musik noch mehr Groove verlieh. Und da waren dann schließlich noch die Sängerin Plushbug, die ebenfalls auf einem Keyboard herumklimperte und die schrägen Songs mit ihrer schrägen Stimme noch schräger machte und eben Stragmann, der nicht nur mit Versiertheit an den schwarz-weißen Tasten glänzte, sondern auch mit energetischem und verzerrtem Gesang und witzigen Ansagen.

So stellte er den fünften Musiker im Bunde, Trompeter "Juan Schmälzle", der einige rar gesäte Songs mit Blasmusik aufpeppte, als Sohn einer Schlachterdynastie aus Reutlingen vor und sorgte damit nicht das einzige Mal an diesem Abend für Schmunzler. Alles im allem war es ein perfekter Weihnachtsausklang für Freunde alternativer Musik, der nächstes Jahr gerne wiederholt werden darf.