Beim Regenüberlaufbecken am Freizeitgelände im Bereich Weiherwasen soll der Bau eines Schilfbeckens den Austrag von Unrat in den Heimbach verhindern. Der vielfach durch das Klo entsorgte zähe Müll sorgt zusätzlich für teure Verstopfungen in der Kläranlage. Foto: Herzog

Entsorgung von Feuchttüchern und Kleidungsstücken in Toiletten kommt Stadtwerke teuer zu stehen.

Schramberg-Waldmössingen - Die Entsorgung von Feuchttüchern und Kleidungsstücken in Toiletten kommt die Stadtwerke teuer zu stehen. Der Eigenbetrieb muss in die Kläranlage Waldmössingen einen Grobfangrechen einbauen – für circa 440.000 Euro.

In der Sitzung des Ortschaftsrats trug Schrambergs Tiefbau-Abteilungsleiter Klaus Dezember einen umfassenden Sachstandsbericht zum Regenüberlaufbecken (RÜB) am Heimbach und zur Kläranlage beim Sportgelände im Weiherwasen vor. Es gelangten immer mehr Schmutzstoffe über das Abwassernetz in die Kläranlage, die dort eigentlich nichts zu suchen hätten: Feuchttücher, Hygienetücher und Wolltextilien. Diese seien – leider – äußerst reißfest, verstopften Rohre und Kanäle und brächten letztlich die Pumpen im Klärwerk zum Erliegen.

Die Behebung einer Störung und die Beseitigung des Unrats koste viel Geld, das auf alle Verbraucher umgelegt werde. Erst vor kurzem habe jemand illegal Schlachtabfälle in den Pumpenschacht geworfen. Dies sei aus Absicht geschehen, um die Entsorgungskosten zu sparen, folgerte Dezember. Die Stadt behalte sich rechtliche Schritte gegen den Übeltäter vor. Es bleibe keine andere Möglichkeit, als eine Grobrechenanlage einzubauen, die den gröbsten Schmutz über ein Rohr in einen Container befördere. Für diese rund 440 000 Euro teure Maßnahme könne ein Antrag auf Förderung gestellt werden, die etwa 200.000 Euro betrage. Aus diesem Grund werde der Baubeginn erst in 2017 möglich sein.

Dezember bedauerte, dass das Übel nicht an der Wurzel gepackt werde. Der Gesetzgeber müsste seiner Meinung nach die Hersteller verpflichten, die Entsorgung zu klären, bevor sie neue Produkte auf den Markt brächten.

Des Weiteren schilderte der Tiefbauamtsleiter die Funktion des RÜB beim Freizeitgelände. Da hatte es in der Vergangenheit immer wieder mal Beschwerden wegen des Austrags von ekligem Müll in den Heimbach gegeben (wir berichteten).

Je größer das Gewässer, je mehr Schmutzwasser dürfe eingeleitet werden. Die Schmutzfrachtberechnung für die Kläranlage Waldmössingen liege bei 25 Liter pro Sekunde. Eine Untersuchung zum Fremdwasseranteil habe fünf Liter pro Sekunde für das circa 22 Kilometer lange Kanalnetz von Waldmössingen ergeben. Das bedeute, es bleibe eine Reinigungsleistung von 20 Liter je Sekunde übrig. Bei Schneeschmelze, Gewitterregen oder längeren Niederschlägen reiche dies nicht aus, weshalb Schmutzwasser ins 400 Meter entfernte RÜB geleitet werde.

Bei Kanalsanierungen würden mittels Inlinerverfahren Schadstellen mit eindringendem Wasser beseitigt. Eine weitere Reduzierung von Fremdwasser stehe in keinem Verhältnis zum finanziellen Aufwand, erklärte Dezember auf Anfrage von Ratsmitglied Jürgen Kaupp.

Weshalb das RÜB die Austräge habe, sei derzeit noch unklar und werde geprüft. Verbessert werden soll die Auslaufsituation, in dem die Tauchwand im Stauraumkanal nach unten verlängert werde. Eine weitere Möglichkeit sei der Bau eines Schilfbeckens in unmittelbarer Nähe. Da werde in ein etwa 20 Quadratmeter großes Retentionsbecken Schilf gepflanzt, in dem sich Austräge verfingen und dadurch nicht in den Heimbach und auf das Spielgelände gelangten. Eventuell müsste aus Platzgründen der Bachlauf geändert werden.

Zur Problematik mit den Feuchttüchern schlug Rat Jürgen Moosmann vor, mit einem Aufruf im Gemeindeblatt den Bürgern ins Gewissen zu reden. Wie Ortsvorsteherin Claudia Schmid erinnerte, seien Bilder von den Stadtwerken über die Müllsituation in der Kläranlage bereits veröffentlicht worden. Sie greife aber den Hinweis gerne auf und wiederhole die Mitteilung an die Bürger für eine ordentliche Müllentsorgung, versprach Schmid.