Die Messmethoden zur Radarüberwachung haben sich in den 60 Jahren verändert. Und auch die Geräte sind deutlich kleiner geworden – hier ein mobiles Lasergerät, das bis zu einer Entfernung von einem Kilometer misst. Archivfoto: Wegner Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehrsüberwachung: Seit 60 Jahren Radarmessung / Zunächst nur an Unfallschwerpunkten gemessen

Der 15. Februar 1959 war ein schwarzer Tag für alle deutschen Schnellfahrer – denn an diesem Tag hat das Zeitalter der Radarfallen begonnen. "Auch schon geblitzt worden?" – wollen wir aus diesem Grund von Schrambergern wissen.

Schramberg. Das dreibeinige Verkehrsradargerät VRG 2 der Firma Telefunken, das vor 60 Jahren im Regierungsbezirk Düsseldorf zum ersten Mal in ganz Deutschland regulär zum Einsatz kam – und der Staatskasse schon allein an diesem Tag reichliche Einnahmen bescherte –, sollte in den kommenden Jahren zum Schrecken der deutschen Raser werden.

"Zunächst kamen diese Geräte gar nicht aufs flache Land", erinnert sich der einstige Leiter des Polizeireviers Schramberg, Günther Philipp. Später dann aber seien sie zunächst beim damaligen Kommissariat in Rottweil stationiert gewesen. "Wir haben dorthin unsere Unfallschwerpunkte wegen überhöhter Geschwindigkeit gemeldet – und dort wurde dann auch geblitzt." Auch an besondere Stellen kann sich Philipp noch erinnern: Die mittlerweile entschärfte S-Kurve zwischen Sulgen und Aichhalden, mehrere Stellen entlang der Bundesstraße und nicht zuletzt die Landesstraße zwischen Fohrenbühl und Lauterbach, "wo immer wieder einer in der Wiese lag". Geblitzt worden sei damals aber wirklich nur dort, wo es diese Unfallschwerpunkte gegeben habe, betont der ehemalige Polizeichef.

Eine fast weiße Weste hat Raphael Moosmann, Gebietsverkaufsleiter beim Schwarzwälder Boten in Schramberg. Der 26-Jährige ist bislang nur einmal in seinem Leben geblitzt worden. "Da war ich auf der Fahrt nach Oberndorf, wo ich meine Ausbildung absolvierte", erzählt der Tennenbronner. Dass er bislang nur einen Strafzettel bekommen hat, habe aber "wohl eher was mit Glück zu tun", gesteht er. Denn mit seinem Scirocco sei er auch mal gerne sportlich unterwegs.

Noch keine 18 Jahre alt war der Erste Polizeihauptkommissar Jürgen Lederer, als er seinen ersten Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit kassierte. Er hatte seinen Führerschein schon mit 17 Jahren ausgehändigt bekommen. Diese Ausnahmeregelung gab es, weil er von seiner Heimatstadt, Enzklöstlerle, Mitte der 1980er-Jahre zur Ausbildung nach Lahr musste und dies mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwierig war. In früheren Jahren sei er schon mal "flott unterwegs" gewesen. Aber: "Ich wurde nie innerorts geblitzt. Dort, wo besondere Gefahren für Fußgänger oder Kinder bestehen, fahre ich eher langsamer als erlaubt."

Das schnelle Fahren an sich verurteile er, der ein begeisterter Auto- und Motorradfahrer ist, nicht. "Ich war auch mal jung", zeigt Lederer Verständnis.

Beate Brede, frühere Bereitschaftsleiterin des Roten Kreuzes in Schiltach, erinnert sich daran, schon einmal einen Punkt im Verkehrszentralregister erhalten zu haben, den sie als ungerechtfertigt empfand. Sie war als Helferin vor Ort des Roten Kreuzes unterwegs, um Leben zu retten und wurde dabei geblitzt. Die Geldstrafe, so erzählt sie, habe ihr das Landratsamt zwar nach ihrem Einspruch erlassen, aber den Punkt habe sie nicht wegbekommen. Im Übrigen allerdings findet sie es schon in Ordnung, dass die Geschwindigkeit der Autofahrer überwacht werde.

Noch keine Punkte "eingeheimst" hat der künftige Leiter des Fachbereichs Recht und Sicherheit der Stadt Schramberg, Matthias Rehfuß. Grundsätzlich finde er das Ziel der EU sehr gut, durch verschiedene Maßnahmen die Zahl der Verkehrstoten bis 2050 auf Null zu senken. Denn jeder Tote sei einer zu viel. Von daher finde er die Verkehrsüberwachung grundsätzlich richtig. In der letzten Zeit habe er selbst auch keine Strafzettel mehr bekommen, weil er zur Arbeit zu Fuß gehen könne.

Früher, so Rehfuß, als er noch in Calw und zuvor noch in Schramberg gearbeitet habe, sei er schon hin und wieder geblitzt worden. Wenn er dann ab demnächst wieder nach Schramberg zur Arbeit fahren werde, gehe er aber davon aus, dass dies weniger der Fall sei: Er sei mittlerweile etwas älter geworden und habe zwei Kinder. So fahre er jetzt doch etwas vorsichtiger als früher.