Sport: Schrambergerin ist die Schnellste beim Towerrun in Rottweil / Start bei der Deutschen Meisterschaft?

Schramberg. 1 390 Treppenstufen in sagenhaften 9:53 Minuten – diese Leistung hat Martina Nagel beim Towerrun auf den Rottweiler Testturm abgeliefert und sich damit den ersten Platz gesichert.

"Manchmal werden Wünsche wahr", sagt Martina Nagel mit einem Lächeln. Denn schon als der Turm gebaut wurde, "hatte ich die Hoffnung, dass es dort einmal einen Towerrun gibt", erzählt sie. Als dann klar war, dass es tatsächlich so kommt, musste sie nicht zweimal überlegen und meldete sich an. "Es ist schon ein besonderer Reiz, auf so einen hohen Turm zu laufen", versucht die 49-Jährige ihre Faszination in Worte zu fassen.

Nagel treibt seit Jahrzehnten Sport. Sie ist Mitglied beim Tria Schramberg und war in der Vergangenheit erfolgreich im Leistungssport aktiv. Mit Treppenläufen hatte sie bislang allerdings keine Erfahrung. "Das war mein erster Towerrun", sagt sie.

"Ich bin total unbefangen dahin", erzählt Nagel, "ich wusste, dass ich gut oben ankomme, aber um die Platzierung habe ich mir im Vorfeld keine Gedanken gemacht." Durch ihre jahrelange Wettkampferfahrung habe sie gewusst, wie sie ihre Kräfte einteilen muss.

Extra auf den Towerrun trainiert hat Nagel nicht. "Ich habe vorher nur ein Mal an Treppen geübt." Und doch hat ihr diese Trainingseinheit eine wichtige Erkenntnis gebracht: "Es ist nicht möglich, knapp 1400 Treppenstufen hoch zu joggen." Daher habe sie sich bereits im Vorfeld des Laufs entschieden, den Testturm mit sehr schnellem Gehen zu erklimmen.

Ihre Taktik, immer zwei Stufen auf einmal zu nehmen, konnte sie in Rottweil dann umsetzen. "Das hat perfekt geklappt", sagt sie im Nachhinein. Aber der Weg nach oben sei endlos, gibt Nagel lachend zu. "Man ist am Anschlag", sagt die 49-Jährige. Ihre Bedenken, dass auf dem Weg nach oben irgendwann die Oberschenkel schwer werden, haben sich nicht bestätigt. "Das war gar nicht der Fall", sagt sie. Überhaupt ist bei ihr alles glatt gelaufen: "Manche Läufer hatten Probleme mit der Luft. Das war bei mir nicht so", erzählt sie.

Während des Laufs war ihr ihre Zeit nicht präsent. Weil sie noch nie einen Treppenlauf mitgemacht hat, habe sie keine Einschätzung gehabt, welche Zeit gut oder schlecht ist. "Ich habe nur langsam gecheckt, dass ich die Schnellste war", sagt sie. Anfangs habe sie noch gedacht, die Profiläuferinnen seien in einer separaten Wertung. "Und es starteten ja auch noch Läuferinnen nach mir."

Am Ende war Nagel dann aber tatsächlich strahlende Siegerin. Einer der Organisatoren habe ihr später erzählt, dass auf Platz 2 die Deutsche Meisterin von 2017 und auf Platz 3 die amtierende Deutsche Meisterin gelandet sei. "Er meinte, ich soll mit dem Treppenläufen weitermachen", sagt Nagel. Sie überlegt sich, im kommenden Jahr tatsächlich bei der Deutschen Meisterschaft, die in Frankfurt ausgetragen wird, an den Start zu gehen. Bei einer Neuauflage in Rottweil will sie auf jeden Fall dabei sein.

Keinen Muskelkater nach dem Treppenlauf

Sich tiefer mit dem Thema Treppenlauf befassen möchte Nagel sich deshalb aber nicht. Sie setzt auch künftig auf ihre Grundfitness als Basis. Als Leistungssportlerin habe sie früher gezielt auf Wettbewerbe trainiert. Auch wenn sie heute immer noch bei kleineren Laufveranstaltungen – etwa dem Teamrun am Wochenende in Waldmössingen oder dem Schneiderrun in Tennenbronnn – dabei ist: "Ich mache Sport nur noch aus Freude an der Bewegung", sagt Nagel.

Sie ist noch immer sehr aktiv und treibt fast jeden Tag Sport. Mal geht sie nur 20 Minuten laufen, mal eine Stunde, sie geht regelmäßig schwimmen und radfahren – eben so, wie es ihre Zeit gerade hergibt.

Die Triathlondisziplinen sind noch immer ihre Steckenpferde. Ihre Leidenschaft gilt dabei ganz besonders dem Rennradfahren. "Am Wochenende mache ich gerne lange Touren durch den Schwarzwald", sagt Nagel. Auch da darf es gerne den Berg hoch gehen: "Das Flache mag ich nicht so", sagt sie lachend.

Muskelkater hatte Martina Nagel nach dem Treppenlauf übrigens keinen. Und auch die Anstrengung ist ihr während und nach dem Lauf nicht anzusehen. Sie strahlt auf allen Fotos – und wenn sie von ihrer erfolgreichen Premiere im Treppenlauf erzählt, kommt das Glitzern in ihren Augen zurück.