Martina Schlagenhauf und Rüdiger Kocholl treffen sich zum Gespräch. Foto: Kirchengemeinden Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Pfarrer Rüdiger Kocholl und Pfarrerin Martina Schlagenhauf führen einen ökumenischen Dialog

Schramberg. Millionen Christen weltweit feiern morgen Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Das Osterfest ist das höchste Fest der christlichen Kirche. Doch was bedeutet es für die Menschen heute und für das Leben jedes Einzelnen? Rüdiger Kocholl, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Maria-Heilig Geist, und Pfarrerin Martina Schlagenhauf, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Schramberg/Lauterbach, haben dazu einen ökumenischen Dialog geführt, sozusagen unter dem Motto "evangelische Stadtpfarrerin meets katholischen Stadtpfarrer":

Kocholl: "Auferstehung ist für mich das Grundthema unseres Lebens. An die Auferstehung glauben heißt, in Hoffnung leben. Denken wir nur an die Situationen, in denen uns Krankheit, Leid und Tod begegnen. Wie könnte ich die Zeiten überstehen, wenn ich glauben würde, dass nach dem Tod alles aus ist?"

Schlagenhauf: "Oder denken wir an Situationen, in denen wir an uns oder an unseren Mitmenschen schuldig werden und an die Zeiten, in denen wir uns von Gott entfernen. Da ist Ostern quasi ›die Hand, die Gott uns entgegenstreckt‹. Er will nicht, dass wir auf ewig fern von ihm leben müssen, nur auf uns selbst und unser irdisches Dasein zurückgeworfen. Er lässt uns nicht in dem Dunkel, in das wir hier auf Erden oft unversehens geraten."

Kocholl: "Im Grunde geht es an Ostern um die reine Liebe. Gott wird in Jesus Mensch. Er kommt auf die Erde, und lebt dieses Leben mit seinen Licht- und Schattenseiten. Er nimmt Leid und Tod auf sich, weil ihm etwas an uns liegt, weil er uns – mit allen Fehlern und Schwächen – liebt. Damit eröffnet er uns ein neues Leben – das Leben mit Christus, jetzt und alle Zeit."

Schlagenhauf: "Ostern beginnt klein und leise. Im Johannesevangelium hören wir, dass ein trauriger Mensch auf einen Menschen trifft, der ein wenig Hoffnung bringt, allein weil er da ist. Das ist der Anfang der Auferstehung. Maria Magdalena wird erkannt, als die, die sie ist. Sie trifft auf Jesus, den sie lieb hat und er nennt sie beim Namen. Das ist unspektakulär. Das ist der leise Kern der kraftvollen Auferstehung."

Kocholl: "Auch in unserem Leben gibt es dieses Kleine und Leise. Wir sollten es nicht übersehen oder überhören. Klein-Ostern passiert da, wo wir ins Leben gerufen werden von etwas Leisem, das uns braucht – und wir sind da, gehen hin oder kehren zurück. Ostern ist Leben, wo keines mehr möglich schien oder alles traurig war. Jemand ist da, teilt unser Los und darin leuchtet etwas von Gott auf."

Schlagenhauf: "Aus diesem Kleinen können wir nur erahnen, was es heißt, ganz bei Gott zu sein. Doch eines ist klar: Auferstehung ist eine Begegnung mit Gott, die das Leben verändert. Das war bei Maria Magdalena so und soll auch bei uns so sein. Sie ist nicht am leeren Grab stehen geblieben. Sie ist dahin zurückgegangen, woher sie gekommen ist und hat die gute Nachricht überall erzählt und so für Veränderung gesorgt."

Kocholl: "Wir sind als Christen jeden Tag herausgefordert, es ihr nachzutun, von Gottes Liebe zu erzählen, ihre Konsequenzen zu leben und damit Veränderungen anzustoßen. Klein-Ostern passiert hier und heute, durch jeden Einzelnen von uns."