Arkas Förstner mit seiner Lieblingsuhr, die wohl einst für einen Metzger gefertigt wurde. Foto: Schwenk

In einstiger Junghans-Produktionsstätte laufen Vorbereitungen auf Hochtouren. Ab Samstag geöffnet. Mit Video

Schramberg - Endspurt im Junghans Terrassenbau-Museum: Kurz vor der Eröffnung wird in Schrambergs wohl markantestem Gebäude nochmal richtig rangeklotzt.

Leitern stehen in den Ausstellungsräumen des neuen Uhrenmuseums, in den Treppenhäusern legen die Maler letzte Hand an und die Putzkolonne sollte bis zur feierlichen Eröffnung am Freitag auch noch mal durch. Arkas Förstner - der gemeinsam mit dem Team des Atelier Brückner aus Stuttgart für das Ausstellungskonzept verantwortlich ist - strahlt dennoch Zuversicht aus. "Wir liegen gut im Zeitplan. Das schaffen wir."

Die Idee, den denkmalgeschützten Industriebau - einst das Herzstück der Junghans Uhrenfabrikation - in ein Museum umzuwandeln, wurde bereits 2015 gebohren. Seitdem haben Eigentümer Hans-Jochem Steim und der ortsansässige Architekt Jürgen Bihlmaier einen weiten Weg zurückgelegt. Nach einer intensiven Planungsphase rückten 2017 die Handwerker an. Und in das zuvor drei Jahrzehnte leerstehende Gebäude kehrte wieder Leben ein. Die marode Haustechnik wurde erneuert, der Terrassenbau aus der Feder des Stuttgarter Architekten Phillipp Jakob Manz behutsam in die Gegenwart geholt.

Wenn Jürgen Bihlmaier von dieser Zeit erzählt, klingt Ehrfurcht durch. Bereits bei seiner Einweihung im Jahr 1918 galt der Bau als zukunftsweisend - ein moderner, in den Steilhang gegossener Produktionsstandort mit Tageslicht an jedem Arbeitsplatz. Seitdem prägt das Gebäude das Stadtbild wie kein zweites. Jede Wandfliese ein Stück Industriegeschichte. "Das hat man ja nicht oft, das man als Architekt ein für die Stadt so charakteristisches Gebäude sanieren darf", meint Bihlmaier.

Leerstand entpuppt sich als Glücksfall

Mit Liebe zum Detail und Respekt vor der Geschichte hat er sich dem Großprojekt genähert. Dabei entpuppte sich der lange Leerstand als echter Glücksfall. Fenster- und Türelemente waren größtenteils noch originalgetreu erhalten, ebenso die Holzfußböden, die Handläufe und Wandfliesen in den Treppenhäusern und sogar die Bordüre. Diese zieht sich über eine Länge von zwei Kilometern durch die beiden Treppenhäuser, die den Terrassenbau an beiden Seiten flankieren. Um sie in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, wurde eigens eine Schablone angefertigt, erzählt der Architekt. Danach waren die Maler an der Reihe. Stück für Stück wurde die Bordüre von Hand nachgetupft.

Andere Schäden wurden bewusst belassen. Etwa Risse in den historischen Wandfliesen, die lediglich ausgespachtelt wurden. Es sei nie darum gegangen, das Gebäude auf neu zu trimmen, erklärt Bihlmaier. "Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, den historischen Charme und den Industrie-Charakter zu erhalten."

Vom Ergebnis können sich die Museumsbesucher ab Samstag, 16. Juni, überzeugen: Dann öffnet der Terrassenbau seine Pforten für die Öffentlichkeit. Mit einer Ausstellung, die laut Arkas Förstner ihresgleichen sucht. Ein Besuch, verspricht er, reiche nicht aus, um sich die ganze Bandbreite der gezeigten Exponate zu erschließen.Sein persönliches Lieblingsstück ist eine Schwarzwalduhr, die wohl einst für einen Metzger gefertigt wurde. Förstner demonstriert, was pünktlich zur vollen Stunde passiert: Statt eines Kuckucks erscheinen ein Schlachter und ein Ochse. Der Metzger zieht dem Rind ein Beil über den Kopf. "Das ist Schwarzwälder Humor", meint Förstner und lacht.

Auch die Fahrt im neuen Schrägaufzug lohnt: Dieser macht das Museum auch für Gehbehinderte zugänglich - und bietet nebenbei einen spektakulären Blick über Schramberg.