Auf dem Lienberg geht eine Ära zu Ende: Helmut Lux verkauft seine "Waldeslust" und setzt sich zur Ruhe. Während das Restaurant geschlossen bleiben wird, will die Erwerberin die Gästezimmer modernisieren und weiterhin vermieten. Foto: Wegner

"Märchenprinz vom Lienberg" hört auf. Neue Eigentümerin plant nach Umbau Fremdenzimmer.

Schramberg-Sulgen - 30 Jahre hat Helmut Lux die "Waldeslust" geführt – bis zu ihrem Tod vor etwas drei Jahren zusammen mit seiner Frau Hildegard. Zum Monatsende ist Schluss auf dem Lienberg, die Liegenschaft wurde verkauft.

Der Liebe wegen war Helmut Lux, gebürtiger Österreicher, in den Schwarzwald gekommen, und hier hängen geblieben. Jetzt will er auch gar nicht mehr weg, hat hier Freunde und eine neue Lebensgefährtin – und ist mit der Käuferin der "Waldeslust" übereingekommen, dass er künftig im Haus wohnen bleibt, "als Hausmeister", lachen beide.

Er habe jetzt das Glück – oder das Pech – gehabt, verkaufen zu können. Er werde kommenden Februar 70 Jahre alt "und jetzt ist genug", sagt er. Deswegen hat er auch die vielen Anfragen, ob er nicht noch mal zum Geburtstag des einen oder anderen wirten wolle, abgesagt. Seit dem Tod seiner Frau im Juli 2017 hatte er sowieso nach und nach immer weniger machen können. Anderthalb Jahre lang habe er die Gastwirtschaft "noch durchgezogen gebracht", aber dann sei es schwieriger geworden, vor allem auch fähige Leute zu finden, die ihn unterstützen hätten können. Und so hatte er sich in jüngster Zeit auf Familien- und Firmenfeiern beschränkt. Seine Kinder, die beruflich andere Wege eingeschlagen hätten, und auch der Bruder seiner verstorbenen Frau, selbst viele Jahre im "Adler" auf dem Fohrenbühl im gleichen Gewerbe tätig, hätten ihm schon früher ans Herz gelegt, doch aufzuhören, aber so gleich habe er es dann doch nicht gewollt.

Wenn man Helmut Lux heute fragt, ob er, mit heutigem Wissens- und Erfahrungsschatz, wieder in die Gastronomie gehen würde, sagt er uneingeschränkt ja – auch weil man viel mit Menschen zu tun habe. Bedingung sei allerdings, dass man die richtige Partnerin dazu habe. Alleine, so sagt er, sei es kaum machbar. "Eine Person muss für die Gäste immer ansprechbar sein, das war meine Frau", erzählt er. Und wenn die Gäste nach ihm gefragt hätten, habe sie gemeint, dass sie ihn "artgerecht halte" – in der Küche. "Sie hat immer einen passenden Spruch auf den Lippen gehabt", erinnert er sich.

Einst im gleichen Hotel gearbeitet und dort auch kennengelernt

Kennengelernt hatte er seine Frau in Walldorf bei Heidelberg. Dort hatten sie im gleichen Hotel gearbeitet. Er als Kellner, nachdem er diesen Beruf in Judenburg in der Steiermark gelernt und anschließend in Bad Gleichenberg die Hotelfachschule besucht hatte. Weil seine Frau über die Sommermonate zurück auf den Fohrenbühl musste, habe es ihn in Heidelberg "nichts mehr gedunkt" und er sei in den Schwarzwald gewechselt. Seine erste Stelle habe er als Kellner im "Engel" in Tennenbronn angetreten, danach habe er eine Stelle in Baiersbronn gehabt. Gemeinsam seien beide in den "Offenburger Hof" nach Offenburg gewechselt – sie haben in der Rezeption gearbeitet, er als Kellner.

1968 sei er dann als Serviermeister in den "Adler" gegangen und habe im November 1970 geheiratet. Insgesamt neun Jahre sei der dort tätig gewesen – ein Jahr habe er, nachdem ihn "der Schwiegervater geärgert hat" etwas ganz anderes gemacht.

1978 habe er zusammen mit seiner Frau auf zehn Jahre die "Neue Brücke" in Sulzbach gepachtet und dort immer ein volles Haus gehabt. Da er viele Firmenkunden gehabt habe, hätten ihn dann gleich mehrere Schramberger Firmenchefs darin bestärkt, die "Waldeslust" auf dem Lienberg zu kaufen, da diese eben näher zu den großen Unternehmen liegt, als der Sulzbach. Und so begann nach einem größeren Umbau des Gasthauses die 30-jährige Ära der Familie Lux auf der "Waldeslust" am 11. August 1988 – mit der Feier zum 40. Geburtstag von Iris Steim.

Helmut Lux hatte sich zuvor bei einem Freund, den er in der "Neuen Brücke" als Küchenmeister beschäftigt hatte, in viele Geheimnisse des Kochens einweihen lassen – und auch Schrambergs Sternekoch Gebhard Kercher habe ihm zu Sulzbacher Zeiten Tipps gegeben. Darüber hinaus habe er oft in Sterne-Lokalen gegessen und sich da auch "etwas abgeschaut", gibt er zu.

So entwickelte sich die "Waldeslust", wie auch zuvor schon die "Neue Brücke" zu einem Geheimtipp für gehobene Küche zu ansprechenden Preisen. Zahlreiche Politiker und Firmenchefs gingen in der "Waldeslust" ein und aus, Peter Leibinger von Trumpf wohnte gar zwei Jahre in der "Waldeslust", erinnert sich Lux.

Von der Bratwurst bis zum Gourmetmenü alles gerne gekocht

Seine Frau, die für den Service zuständig gewesen sei, habe aber immer gesagt "für mich ist jeder Gast gleich" und sei damit sehr gut gefahren. Vor allem auch die Jahrgänger seien ihr sehr am Herzen gelegen – für viele Gäste sind ihre Kuchen und Törtchen bis heute unvergessen.

Er selbst, so blickt er zurück, habe alles gerne gekocht – von der Bratwurst bis zum Gourmetmenü, Jakobsmuscheln, Seeteufelmedaillons, aber besonders gerne Rinderfilet mit Zwiebelkruste auf Bordeauxsoße. Aber auch er habe viel Kontakt mit den Gästen gehabt, die ihn immer wieder als "Märchenprinz vom Lienberg" bezeichnet hätten, weil er es liebe, Geschichten zu erfinden – viele Gäste hätten das auch gebraucht. "Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten den ganzen Tag auswärts in einem Büro und sehen nur die Wände, da ist abends eine gute Stimmung wichtig." Und so habe er die Hausgäste auch oft zu einem Glas Wein eingeladen.

Qualität ist bei einem Haus außerhalb der City besonders wichtig

Wichtig sei es bei einem Restaurant, "das nicht in der City liegt, sondern etwas abgelegen", dass die Qualität stimme, dann kämen auch die Gäste. Allerdings, so gibt er zu bedenken, werde es immer schwieriger einen Gastronomiebetrieb zu führen, auch weil man "abgezockt" werde – und da nimmt er die Kommune nicht aus. Jüngstes Beispiel sei, dass von der Stadt Schramberg auch bei einer Übernachtung von Monteuren in den ersten drei Tagen eine Kurtaxe erhoben werde. Irgendwann, so sagt Lux, hätten die Gäste die Nase voll und wollten nicht noch mehr zahlen.

Deswegen findet er es auch nicht schade, dass sein Sohn und seine Tochter sich anderweitig orientiert hätten und "es jetzt nicht weiter geht" – "ansonsten hätte ich wohl noch bis 80 kochen müssen", meint er schmunzelnd. Da kümmere er sich jetzt lieber um seine fünf Enkel.

Ab 1. November wird das Haus zu einer reinen Pension umgebaut, sagt die neue Erwerberin, Jeannine King aus Aichhalden, die dort bereits das Ferienhaus Erika betreibt. Geplant ist eine Sanierung der bestehenden Zimmer mit gemütlich-heimeligen Ambiente unter dem Motto "Wohlfühlen leicht gemacht".

"Wir kennen uns schon lange", bestätigen Käuferin und Verkäufer, "und jetzt ist der Verkauf zum Abschluss gekommen".