Abrutschende Erde riss am Waldwirtschaftsweg oberhalb des Seilerwegles Erdmassen und Bäume talwärts. Sie zerstörten auch eine Taubenzuchtanlage. Foto: Wegner

25 wertvolle Tiere sterben. Heinrich Zinell verliert fast seinen gesamten "Altbestand".

Schramberg - Es hatte laut gekracht, am Donnerstag gegen 17.15 Uhr in der Schramberger Südstadt. Und dieses Krachen, zu dem auch das Geräusch von splitterndem Holz gehörte, war selbst am gegenüberliegenden Hang deutlich zu hören. Doch wegen der Dunkelheit war nichts Genaues zu sehen. Erst am nächsten Morgen offenbarte sich für Heinrich Zinell die Bescherung: Ein Hangrutsch am relativ neuen Waldwirtschaftsweg oberhalb des Seilerwegles, der zahlreiche Bäume mit sich riss, zerstörte einen Teil seiner Taubenzuchtanlage.

Dabei kamen nach ersten Schätzungen mindestens 25 wertvolle Zuchttauben aus seinem Bestand ums Leben. Gut zehn weitere konnte er glücklicherweise einfangen und vorläufig in einem benachbarten Anlagenteil unterbringen.

Zwei kräftige Bäume, auf einer Felsnase wachsend, hatten schließlich das ganze Geschiebe unterhalb der Taubenzuchtanlage aufgehalten – zum Glück, wie ein Beobachter meinte, denn wenige Meter unterhalb steht ein Wohnhaus. Er, wie auch der Züchter, sieht den Waldweg, der oberhalb um eine Felsnase geführt wird, als Auslöser des Geschiebes. Worin das Problem genau liegt, muss sich aber noch zeigen. Gestern waren der städtische Umweltbeauftragte Karl Pröbstle sowie Mitarbeiter der Forstverwaltung vor Ort, um den Schaden zu begutachten.

"Er hat geweint", sagte der Sohn des betroffenen Züchters über seinen Vater, denn neben dem materiellen Schaden wiegt der immaterielle noch viel mehr. Seit 60 Jahren, so Zinell, züchte er Tauben. Und habe in all den Jahren das Zuchtmaterial so verbessert, dass er heute stolz darauf sein könne. Er wisse noch nicht, ob die vorhandenen Tiere ausreichten, um seine Zucht in der bisherigen Qualität fortzusetzen. Die jungen Tiere sind nicht betroffen, da sie in einer benachbarten Anlage untergebracht sind, und darüber hinaus zuvor zur Ausstellung nach Sulgen gebracht wurden. Aber ansonsten ist eben fast der gesamte "Altbestand" an Strassertauben und Süddeutschen Blassen ums Leben gekommen.

Zahlreiche Preise belegten bis in die jüngste Vergangenheit die hohe Zuchtqualität Zinells, der seit weit über 30 Jahren auch den Geflügelzuchtverein Schramberg leitet. Trotz der ganzen Misere weiß Zinell eines gewiss: Weitermachen mit dem Züchten will er auf jeden Fall.