Keinen Quadratzentimeter Platz haben die Schüler in den vollgestopften Bussen – insbesondere Richtung Waldmössingen. Foto: Dold

Schüler aus Waldmössingen werden mehrfach stehen gelassen. Letzter Ausweg Elterntaxi. Mit Kommentar

Schramberg-Waldmössingen - "Ich will da nicht rein", kreischt eine zwölfjährige Schülerin im Gedränge am Paradiesplatz. "Du musst aber", wird von hinten gebrüllt – bis der Fahrer des vollgestopften Busses die Reißleine ziehen muss: Elf Schüler aus Waldmössingen durften am Freitag nicht mitfahren.

So spielte sich das Geschehen nach dem Ende der sechsten Schulstunde ab. Insbesondere in Richtung Waldmössingen und Seedorf spielen sich am Paradiesplatz angesichts heillos überfüllter Busse dramatische Szenen ab.

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Die Konsequenz: Den Busfahrern bleibt angesichts nicht vorhandener Platzkapazitäten nichts anderes übrig, als einigen Schülern die Mitfahrt zu verweigern.

Frust auf allen Seiten groß

"Papa, kannst du uns abholen?", fragte eine entnervte Schülerin per Handy zuhause an. "Wir durften schon wieder nicht mitfahren." Bereits zum wiederholten Male musste ein Elterntaxi eingesetzt werden, um die Schüler nach Hause zu bringen. Sonst hätten die gestrandeten Schüler knapp zwei Stunden auf den nächsten Bus warten müssen.

Der Frust ist auf allen Seiten groß: Bei den Busfahrern, den Schülern und natürlich auch den Eltern. "Die Busse sind in Waldmössingen morgens schon so voll, dass wir nur noch einen Stehplatz kriegen", erzählt ein Schüler.

Ein separater Bus von Schramberg nach Seedorf wäre mittags gut, lautet sein Vorschlag, denn sonst würden 20 bis 30 Schüler aus Seedorf in den Bussen nach Waldmössingen und Oberndorf mitfahren – und diese zusätzlich verstopfen.

Mittags katastrophale Zustände

Mittags ist die Situation mitunter katastrophal: Die Busse sind bereits mit Schülern, die am Busbahnhof und Gymnasium zusteigen, voll besetzt. Am Paradiesplatz kommen dann aber nochmals weitere Schüler der Realschule hinzu, sodass die Busse aus allen Nähten platzen.

Ein Grund ist die deutliche Zunahme von Schülern aus Waldmössingen, die Schramberger Schulen besuchen. Da es in Dunningen keine Realschule mehr gibt, sondern nur noch eine Gesamtschule, gehen mehr Schüler aus Waldmössingen nach Schramberg. Zudem, klagen die Waldmössinger, gebe es nach Sulgen einen größeren Ziehharmonikabus, der aber meist gar nicht voll sei. Diesen sollte man besser in Richtung Waldmössingen fahren lassen, lautet ihre Beobachtung.

15 bis 20 Schüler bleiben stehen

Bianca Weber aus Waldmössingen, deren Tochter in Schramberg zur Schule geht, kann ebenfalls ein Liedchen von der Misere singen. "Am  Dienstag habe ich meine Arbeit verlassen und habe meine Tochter abgeholt", teilt sie mit. Ein anderes Mädchen aus Waldmössingen sei ebenfalls abgeholt worden. Probleme habe es auch am Mittwoch und Freitag gegeben. Sie sei schon auf Abruf bereit gestanden, so Bianca Weber. Eine Mutter habe aber acht Kinder mit einem Kleinbus abgeholt. "Vergangene Woche hatten wir Glück, da eine Mutter Urlaub hatte", betont sie.

Am Freitag blieb nun also wieder eine erhebliche Anzahl von Schülern am Paradiesplatz stehen, es dürften 15 bis 20 gewesen sein. Sie mussten schauen, wie sie heim kommen.

Auf mehreren Strecken läuft ncht alles rund

Die Alternative zum Elterntaxi wäre gewesen, 1,5 Stunden auf den nächsten Bus zu warten. "Geht gar nicht", meint nicht nur Bianca Weber. Probleme gebe es vor allem in Richtung Waldmössingen, aber auch in Richtung Aichhalden läuft es offenbar alles andere als rund.

Ein weiteres Problem sei, dass die Kinder aus den überfüllten Bussen zum Teil nicht aussteigen können. "Davor hat meine kleine Tochter große Angst", sagt Bianca Weber. Die Fahrer, so ihre Erfahrung, warteten nicht immer, bis sich die Kinder zum Ausgang durchgedrängt hätten und würden einfach weiter fahren – im Zweifel in den nächsten Ort.

Kommentar: Wie Ölsardinen

Von Martin Dold

Es mutet wie ein Treppenwitz an: In den Klassenzimmern der Schramberger Schulen werden die vorgegebenen Hygienekonzepte peinlich genau eingehalten und die Abstandsregeln beachtet – in den Bussen hingegen zwängen sich die Schüler wie die Ölsardinen und stapeln sich beinahe aufeinander. Dort interessieren die zahlreichen Corona-Bestimmungen niemanden mehr, da es schlichtweg nicht genügend Plätze für alle gibt.

Dass nun schon mehrfach Schüler nicht mitgenommen werden konnten, ist ein untragbarer Zustand für Eltern und Schüler. "Elterntaxis" können keine Lösung sein, schließlich müssen sich die meist berufstätigen Eltern darauf verlassen können, dass der Transport der Schüler reibungslos funktioniert. Die Verantwortlichen sind gefordert, hier schnell Abhilfe zu schaffen – am besten durch zusätzliche Busse in den Stoßzeiten.