Der Anbau von Orangen ist sehr arbeitsintensiv. Ordentliche Arbeitsbedingungen finden Produzenten und Erntehelfer meist nur im Fairen Handel. Foto: Gepa

Brasilien: Orangenanbau ist hochgradig prekäre Arbeit. Fairer Anbau für drei hiesige Weltläden.

Schramberg/Schiltach - Die Sportwelt blickt gerade nach Brasilien, wo die Olympischen Sommerspiele stattfinden. Auch für den Weltladen-Lieferanten Gepa ist das südamerikanische Land wichtig, denn von dort kommt der fair gehandelte Orangensaft für drei Weltläden im Kinzigtal.

Der Orangensaft aus Brasilien ist unverwechselbar, denn er wird ohne den sonst häufig praktizierten Mengenausgleich hergestellt. Das heißt, dass die Orangen, die zu fairen Bedingungen angebaut und geerntet werden, auch wirklich die sind, deren Saft dann in den Verpackungen landen. Die Gepa sucht bewusst Verarbeiter, die faire Rohware getrennt von anderer verarbeiten können. So ist sichergestellt, dass nur die Fair Trade-Rohware der Gepa-Partner enthalten ist.

Bei Produkten mit dem Fairtrade-Siegel, die im Supermarkt erhältlich sind, kann das durchaus anders sein. Denn das Siegel erlaubt den Mengenausgleich. Brasilien ist das weltweit wichtigste Exportland von Orangensaftkonzentrat. Das bedeutet aber auch, dass die Macht der Konzerne dort groß ist. Vor allem Kleinbauern und kleinere Produzentenorganisationen haben dadurch keine Chancen, sich auf dem Markt zu behaupten.

Die Marktmechanismen des herkömmlichen Handels verursachen sowohl Menschen- und Arbeitsrechtsverstöße als auch massive und langfristige Umweltprobleme. So werden häufig Pestizide versprüht, während Arbeitende ohne Schutzkleidung in den Feldern ernten. Die Bezahlung liegt mehrheitlich unter dem, was ein Mensch zum Leben in Würde braucht. Frauen werden diskriminiert und immer wieder auch sexuell belästigt. Es herrscht auf den Plantagen wie auch in den Fabriken eine dezidierte Antigewerkschaftshaltung.

Dem steht der Faire Handel als alternatives Handelsmodell gegenüber. Durch die Fair Trade-Prämie der Gepa erhalten die Kleinbauern der brasilianischen Kooperative "Coopealnor" höhere Preise für ihre Orangen, als es in der Region üblich ist. Der faire Preis liegt zur Zeit etwa ein Drittel höher als der Marktpreis. Damit können die Orangenbauern die Schulbildung ihrer Kinder und andere Weiterbildungsmaßnahmen finanzieren. Er eröffnet neue Möglichkeiten, etwa die Umstellung auf Bio-Anbau, den Aufbau eigener Verarbeitungsanlagen oder den Kauf eines Lastwagens, und er fördert die Diversifizierung der Produktion durch den Kauf von Saatgut.